Überschreiten der Person – Update

Was bedeutet das, wenn ein Mensch sagt: „Ich bin da„? Das kommt darauf an, was er unter „ich“ versteht und vor allem fühlt. Die meisten Menschen fühlen sich anwesend, indem sie den Energieknoten hinter den Augen fühlen. Das ist aber nicht das richtige Selbst, sondern der energetische Sitz des falschen Selbstbildes. Ein normaler Mensch kann tatsächlich bewusst anwesend sein, und das auch fühlen – aber was er da fühlt, ist die energetische Anwesenheit des falschen Selbstbildes im Jetzt.

Das hat mit Selbst-Referenz, Selbst-Bewusstsein und Selbst-Bild zu tun. Selbst-Referenz ist die Rück-Bezüglichkeit der energetischen Auswirkungen des Energieknotens hinter den Augen auf sich selbst, unterstützt durch einen ununterbrochenen und zwanghaften inneren Dialog. Selbst-Bewusstsein ist dann das bewusste Fühlen dieser energetischen und gedanklichen Vorgänge der Selbst-Referenz. Und das Selbst-Bild ist die Projektion dieses Fühlens auf die gedankliche Vorstellung, wer man (angeblich) ist. In Summe ist dies das falsche Selbst, das sich als getrennt von der Welt erlebt – indem es künstliche, fühlbare Grenzen zieht: Das „hier drin“ fühle ich als ich (bin ich) – und das „da draußen“ fühle ich nicht als ich (bin ich nicht).

Wenn also ein normaler Mensch, dessen Selbst-Reflexion nicht durchbrochen oder überschritten wurde, sich selbst im Hier und Jetzt fühlt, indem er zum Beispiel seine Gedanken beobachtet, dann fühlt er exakt sein falsches Selbstbild im Hier und Jetzt. Das Problem ist energetischer und bewusster Natur und kann nicht durch Selbst-Beobachtung und Selbst-Suggestion „das bin ich ja gar nicht“ behoben werden. Das gelingt nur durch Überschreitung  (Transzendenz) dieses Vorganges, indem die Aufmerksamkeits-Energie massiv und dauerhaft vom Vorderkopf auf den Hinterkopf umgeleitet wird.

Dazu muss man das energetische Portal am Hinterkopf fühlen und sich dort verankern. Das, was man dort fühlt, ist das universelle Ich Bin und es reicht nicht, das zu fühlen, man muss sich dort verankern und es verkörpern. Das schafft man, durch die Erzeugung eines neuen, „reinen Ich’s“, indem man die Aufmerksamkeits-Energie auf diese Stelle des Bewusstseins umleitet und dort konzentriert. Dadurch wird die individuelle Identität/Subjektivität der Aufmerksamkeits-Energie dort eingeprägt. Diese Einprägung kann man klar fühlen und wenn man seine Aufmerksamkeit darauf ausrichtet und sie damit verschmilzt (verkörpert) und das beibehält, wird sie vertieft und dauerhaft.

Dieses reine Ich muss man im Wachzustand ununterbrochen fühlen und verkörpern und dann horizontal nach hinten, durch das Portal hindurch, in das Ich Bin des universellen Bewusstseins hinein projizieren (hingeben). Dadurch verbindet man sich mit diesem und wird eins damit. Dieser komplexe Prozess bewirkt eine dauerhafte Umleitung der bewussten Aufmerksamkeitsenergie auf das universelle Bewusstsein, von dem unser individuelles Bewusstsein ein winziger Teil ist.

Wir unterbrechen und überschreiten damit das Fühlen des Ego-Knotens und dessen energetische und gedankliche Vorgänge und Vorstellungen (falsches Selbstbild)  – und richten uns bewusst auf das Fühlen des universellen Bewusstseins aus und identifizieren uns bewusst damit.

Damit ist man automatisch immer im Hier und Jetzt – aber nicht mehr als Ego oder Person – sondern als dessen übergeordnete, universelle Entität, die Ego/Person hervorbringt. Ich erlebe diesen Zustand als gedankenfrei, als voll bewusst und als leer. Das ist keine Esoterik, wie Unwissende gerne behaupten, sondern ein Prozess, um sich bewusst und dauerhaft mit dem rück-zu-verbinden, aus dem wir herkommen.

Wenn man seine Gedanken nur beobachtet und intellektuell weiß, dass man weder die Gedanken, noch das Ich ist, ändert das nichts daran, dass man nach wie vor in seinem Ego und falschen Selbstbild fest hängt, was man unter anderem am ununterbrochenen und zwanghaften Denken erkennt. Man ist dann darin eingesperrt und kann ihn nicht überschreiten/transzendieren – dazu muss man von dort weg und in das wechseln, was näher am Ursprung ist. Andernfalls ist man im Gefängnis, schaut durch die Gitterstäbe und bildet sich ein, dass man frei ist. Solange da Gitterstäbe sind (Gedanken, Vorstellungen, Affekte) ist man aber nicht frei!

Überschreiten/transzendieren bedeutet nicht verwerfen oder vernichten, sondern integrieren in den Gesamtorganismus. Das Ich wird nicht weggeworfen, sondern überschritten und integriert, da es als Kommunikationsmittel benötigt wird. Es ist aber nicht mehr dasjenige, mit dem der physisch-psychisch-geistige Gesamtorganismus sich identifiziert – sondern nur ein temporäres Ausdrucksmittel, wenn es gebraucht wird.

Es reicht nicht, „einfach da zu sein“ – man muss BEWUSST als DAS da SEIN, was man wirklich ist (Bewusst-Sein und Seele). Genau das war der Grund für Maharshis Aussage: „Sei, was Du bist„. Das ist ein normaler Mensch aber nicht – weil er es nicht bewusst ist! Was er jetzt bewusst ist, das ist der Ego/Körper-Komplex = „ich“. Das Ego ist eine Funktion des Verstandes – der Verstand ist eine Funktion des Bewusstseins – und sein Inhalt erscheint im Bewusstsein. 

Wenn ein normaler Mensch also tatsächlich bewusst als das Bewusstsein und Seele existieren würde, dann wäre es lediglich ein Fingerschnippen für ihn, den Gedankenstrom unmittelbar jetzt zu stoppen: Schnipp, Stille. Wer das nicht kann, ist nicht bewusst als Bewusstsein der Seele existent, denn das wäre ein bewusstes, leeres Jetzt-da-Sein: ohne Gedanken, ohne Vergangenheit, ohne Zukunft, ohne persönliche Identität (außerhalb von sozialer Interaktion und ohne Gedanken nicht wissend, „welche Person man ist„).

  • Die Natur des Bewusstseins ist bewusste Leere – das universelle Bewusstsein bringt das individuelle hervor.
  • Danach kommt die bewusste Entdeckung und Entwicklung des geistigen Wesens, das Du bist: der Seele.
  • Anschließend kommt die Verschmelzung der Seele mit dem, was sie hervorbringt: das Absolute (Nicht-Sein)

Was da passiert ist eine bewusste Beziehung, zwischen dem, was den Menschen hervorbringt: die Seele und dem Ursprung der Seele. Man muss Mensch/Ego/Körper überschreiten (aber beibehalten) und zur Seele werden, dann als die Seele in das Universelle und Absolute eingehen. Das ist einfach eine Fortsetzung der bisherigen Entwicklung: Säugling (unwissend, Einheits-Erfahrung), Kleinkind (Wissen+Ich entwickelt sich), Jugendlicher (Wissen+Ich entwickelt sich weiter), Erwachsener (reifes Ich) – und dann: Überschreitung des Menschen, hin zum geistigen Ursprung.

Blitzartige Erleuchtungs-Erfahrungen reichen nicht – sie sind nur Türöffner und Hinweise, in welche Richtung man weiter gehen muss. Der tatsächliche Erleuchtungs-Zustand ist immer dauerhaft. Wer ist erleuchtet? Die Seele, die tatsächliche individuelle Existenz, niemals der Mensch, denn der ist nur Ausdruck der Seele. Was ist der Erleuchtungs-Zustand? Das gleichzeitige bewusste und vollständige Sein der individuellen Seele in dieser Welt, im Universellen und im Absoluten.

Eine Seele ist das geistige Verbindungs-Stück (Geist) zwischen dem Absolutem/Universellen (GEIST) und einem individuellen Teil der Vielheit (Mind): Absolutes+Universelles ↔ 1 Seele ↔ 1 Körper/Welt

Wer seine Existenz rein als Mensch versteht, der in der Welt agiert, der bleibt auf dieser primitiven Stufe stecken – das gilt auch dann, wenn er nur intellektuell weiß, dass er Bewusstsein ist, das aber nicht bewusst erlebt. Solch ein Mensch ist wie ein Affe, der als Affe lebt und nicht weiß, dass er eigentlich Geist ist. Der Affe kann das nicht erkennen und ist daher unschuldig! Der Mensch könnte das aber, denn genau das unterscheidet ihn vom Affen!

Daher ist genau das die Aufgabe jedes Menschen: sich selbst zu überschreiten, seine eigene geistige Existenz (Seele) zu entdecken und als Seele bewusst in deren Ursprung einzugehen. Das bedeutet es, „den Weg zu gehen. Wer geht ihn? Die Seele. Und wohin geht sie? Zurück in ihren Ursprung, wo sie schon immer ist aber nicht bewusst. Was ist dann der Mensch und sein Ego/Person? Ein komplexer Eindruck im individuellen Bewusstsein der Seele und im universellen Bewusstsein.

Nachtrag:
Auf der Fahrt nach Hause habe ich versucht, den Unterschied zwischen dem Normalzustand – Aufmerksamkeit vorne – und dem Alternativzustand – Aufmerksamkeit hinten – klar zu erfassen. Ich mache das jetzt schon so lange, dass der Unterschied mir gar nicht mehr klar war. Ist die innere Aufmerksamkeit vorne, dann ist da eindeutig das Gefühl: „ich schaue die Welt an„. Ist die Aufmerksamkeit hinten, dann ist nur die Welt da und die Verkörperung des reinen Ichs (fühlbarer Energiespot, ICH) und dessen horizontale Hingabe in Richtung auf das universelle Bewusstsein. Es fehlt die Wahrnehmung, dass da ein Ich die Welt anschaut.

Ich versuchte die Hingabe nach hinten dann soweit zu intensivieren, wie es mir möglich war. Da gab es plötzlich ein inneres Geräusch, als ob etwas reißt und dann konnte ich plötzlich viel tiefer in den Raum hinter den Kopf eindringen und zwar nicht nur als enger Strahl, sondern als Kegel. Es war das Gefühl da, dass der erreichbare Raum hinter dem Kopf nicht mehr punktförmig, sondern eher flächig ausgedehnt ist. Teilweise hatte ich sogar das Gefühl einer gewaltigen Ausdehnung. Das konnte aber nicht aufrecht erhalten werden. Wenn ich das jetzt überprüfe, mit einer softeren Hingabe, dann ist da wieder das Gefühl einer eher punktförmigen Verbindung.


Es ist interessant zu sehen, wie sich mein Begreifen dieses Vorganges mit dem Schreiben dieses Beitrages entwickelt hat! Das ist meistens so: Es kommt ein Drang zu Schreiben auf und es ist das Gefühl da, über was geschrieben werden soll – aber noch nicht das gesamte „Wissen„. Dieses entfaltet sich erst mit dem Schreiben. Das ist aber kein Denkvorgang – es ist eher ein direktes Fühlen und Schreiben. Im Schreiben wird das Gefühlte direkt und ohne zu denken in Sprache übersetzt.

Wenn ich dann lese, was geschrieben wurde, geht mir ein Licht auf! Es ist also keinesfalls so, dass das „sichtbare Männchen“ (der physische Schreiber) dieses Wissen „hat„, sondern das gefühlte Wissen fließt (nur zu diesem Zeitpunkt) durch das Männchen hindurch – und wird gleichzeitig automatisch und ohne zu denken in Sprache übersetzt.