Reibung IST der Schleier

Jede Art von Reibung, egal ob an inneren oder äußeren Erscheinungen ist jeweils ein Schleier, der verhindert, dass die innere Realität tatsächlich und zutiefst erfahren werden kann. Warum? Weil Reibung auf egoischer Aktivität basiert. Wenn mir etwas an mir nicht gefällt, und ich versuche es zu ändern: Reibung. Wenn mir etwas an mir so sehr nicht gefällt, dass ich es unten halten muss, damit ich es nicht mehr sehe: Reibung. Wenn mir etwas an der Welt nicht gefällt, dass ich versuche es zu ändern: Reibung. Wenn mir etwas an der Welt so sehr nicht gefällt, dass ich es wegdrücken muss: Reibung. Der Versuch, Erleuchtungszustände erreichen zu wollen: Reibung. Weder kurzlebige, noch dauerhafte „Erleuchtung„, kann man „machen„, sie stellt sich automatisch ein – wenn der Weg frei ist. Und was blockiert den Weg? Reibung und Unbewusstheit.

Reibung ist energetische Aktivität und basiert darauf, dass ein Widerstand gegen ein auftretendes Phänomen ausgeübt wird. Das Gegenteil von Reibung ist freies Fließen: einfach alles durchrauschen lassen, was gerade kommt, ohne es zu beurteilen. Das kann man natürlich nicht machen, denn das wäre auch schon wieder Reibung. Man muss anfangen, diese Dinge bewusst wahrzunehmen – und diese Wahrnehmung führt letztlich dazu, dass man seine Schatten (abgespaltene Persönlichkeitsanteile) erkennt und integriert. Gleichzeitig wird erkannt, dass äußere Gegebenheiten ausnahmslos auf die inneren Zustände der darin existierenden Wesen zurückzuführen sind.

Solange auch nur ein Mensch existiert, der einen inneren Kriegs-Schauplatz mit sich herum trägt (wie die meisten von uns), wird diese Welt niemals friedlich sein können. Das hat damit zu tun, dass das, was wir sehen und erleben, ausschließlich von den Bewohnern dieser Welt projiziert wird. Und projiziert kann man nur das, was in einem vorhanden ist: Krieg innen → Krieg außen. Wer also Frieden in der Welt will, der betreibe Selbsterkenntnis, werde bewusst und integriere die ungewollten eigenen Anteile – der Rest ergibt sich dann von selbst. Dann ist die Welt um genau den Anteil dieses Menschen friedlicher geworden. Zusätzlich sollte man diese Erfahrungen publizieren, damit andere davon erfahren.

Das bedeutet, dass es aktuell etwa 7,5 Milliarden Potentiale gibt, die Welt friedlicher und lebenswerter zu machen. Die Schwierigkeit besteht darin, dass jedes Potential freiwillig mitmachen muss und das wird nur dann geschehen, wenn das entsprechende Potential sich einen Vorteil davon verspricht. Genau hier ist der dicke, fette Haken, denn das, was ein Mensch für erstrebenswert hält, wird von anderen abgelehnt. Das bedeutet, dass die Initiative zum inneren Aufräumen und innerer Entwicklung immer von einem selbst ausgehen muss. Man kann Impulse und Anregungen geben – aber tun muss das jeder für sich selbst.

Was bleibt? Sein eigenes Ding zu machen und darüber zu informieren.

Nachtrag 1: aus dem Gesagten ergibt sich eindeutig, dass es niemals nur einen Weg zur Selbsterkenntnis geben kann, sondern genau so viele, wie es Menschen gibt. Es ist schlicht und einfach Anmaßung, zu glauben, dass man genau weiß, was für einen Anderen gut und richtig ist – und womöglich noch den genauen Zeitpunkt. Das kann nur derjenige selbst wissen – beziehungsweise dessen Inneres.

Es ist eindeutig so, dass es zwei Hauptströmungen in mir gibt: zum Einen die Stille und das Innesein – aber auch das aus mir Herausbrechen-Wollende und Übermütige. Wobei ich meist zur Verinnerlichung tendiere, denn ich war schon immer mehr introvertiert, als extrovertiert. Ich muss noch untersuchen, was es genau ist, was das Übermütige verhindert oder verhindern will. Wobei ja schon das Schreiben eindeutig eine extrovertierte Tätigkeit ist: das Innere nach außen stülpen. Man kann solche Sachen ganz einfach erkennen, nämlich am auftretenden Widerstand. Wo Widerstand ist, da ist Reibung und wo Reibung ist, da ist kein Fließen.

Nachtrag 2: Mit dem Ego identifiziert zu sein, bedeutet immer Kampf gegen die Quelle. Das Ego zu kennen, es zu umarmen und zu lieben, abgespaltenes zu integrieren und am Ende das Ego loszulassen – das macht den Weg frei. Niemand kann das Ego töten oder sonstwie loswerden, denn es ist immer das Ego selbst, was das machen will. Wenn es echt ist, geht die Transformation des Egos vom Inneren aus.

Jeder steht da, wo er steht, keiner kann schneller laufen oder kriechen, als er es tut. Manche gehen vorwärts, auf sich zu, andere gehen rückwärts, von sich weg. Auf sich zugehen, bedeutet, auf die Welt zuzugehen, denn in meinem Ursprung bin ich die Welt. Je offener ich bin und je mehr ich bereit bin zu lernen, umso mehr Wahrheit wird mir zuteil und umso mehr merke ich, dass ich diese absolute Wahrheit und dieses wortlose Wissen bin.