Yaeko Iwasaki

In der Geschichte des heutigen japanischen Zen-Buddhismus leuchtet kein Name mit größerem Glanz als jener eines fünfundzwanzigjährigen Mädchens, YAEKO IWASAKI. Sie fand nach etwa fünf Jahren Zazen, während derer sie zum großen Teil auf dem Krankenlager übte, am 23. Dezember 1935 Erleuchtung und vertiefte dann in den folgenden fünf Tagen diese geistige Schau in einem Maße, wie es im heutigen Japan selten ist. Eine Woche später, in Erfüllung ihrer eigenen Vorahnung, war sie tot. In Indien würde sie zweifellos feierlich als Heilige erklärt worden sein und von Tausenden verehrt werden. In Japan ist die Geschichte ihres furchtlosen Lebens und seiner krönenden Vollendung kaum außerhalb der Zen-Kreise bekannt. [Quelle]

Hier haben wir einen Beleg dafür, dass es sich beim ersten Erleuchtungserlebnis gewöhnlich nur um ein Sehen der wahren Realität handelt und nicht um ein endgültiges Innewerden. Genau das ist auch meine eigene Erfahrung – obwohl ich mit dem Absoluten verschmolzen bin – allerdings nur für die Dauer des Erlebnisses von etwa einer Stunde. Das war wohl dann auch der Grund dafür, dass etwa ein Jahr nach diesem Erlebnis ein sehr starker Drang in mir ausbrach, der dazu führte, dass ich alles verschlang, was irgendwie danach aussah, als ob es mich weiterbringen könnte. Ich wusste nicht, was ich genau suchte, nur dass die erlebten 4 Erleuchtungserfahrungen nicht ausreichten und ich unbedingt weiter kommen musste. Ich konnte nicht das Geringste gegen diesen inneren Zwang ausrichten, „es“ trieb mich immer weiter, bis dieser Drang bei Anadi zu einem (vorläufigen) Ende kam.

Allerdings suche ich ab und zu noch nach Beschreibungen von Erleuchtungserlebnissen und darauf aufbauenden Vertiefungen und bin erneut fündig geworden. Die Briefe dieser jungen Frau an ihren Meister (Roshi), zeigen eindeutig, dass mein inneres Gefühl richtig war, dass ein einmaliges Erleuchtungserlebnis nicht mehr ist, als ein Türöffner. Man sieht die Wirklichkeit nur wie „durch eine offene Tür“ – und um an sie heran zu kommen, muss man durch die Türe hindurch gehen und stetig weiter gehen und die Erfahrung vertiefen, bis man endgültig mit dem Absoluten verschmolzen ist. Und selbst das kann dann nicht das Ende sein, denn im Absoluten gibt es kein Ende.

Dazu passend:

Ich teile allerdings nicht die Ansicht Anadis, dass es nur einen Pfad gibt, sondern gehe davon aus, dass die Menschen derart unterschiedlich sind, dass es für jeden seinen eigenen, angepassten Pfad gibt. Das grundsätzliche Ziel ist selbstverständlich gleich: Jeder muss von seiner relativen Existenz als Mensch zur absoluten (göttlichen) Existenz kommen. Die Tür zur Selbst-Erfahrung öffnet sich meist blitzartig – aber die Selbst-Erfahrung an sich muss danach stetig weiter vertieft werden. Hier das Beispiel eines Menschen, bei dem sich die innere Tür durch die Arbeit mit dem Koan Mu öffnete.

Dieser Weg ist definitv kein Spaziergang, hier muss alles in die Waagschale gelegt werden, was einer hat und ist – ansonsten tut sich gar nichts. Man bleibt oft lange auf einem Plateau und müht sich ab und irgendwann gibt es einen „Schlag“ und man wurde auf das nächste Plateau gehoben. Kein Mensch tut das aus eigener Kraft – das, was diesen Weg geht, ist das Innere und nicht die virtuellen Eindrücke im Bewusstsein (Ego, Körper). Ich habe das eindeutig bemerkt, an der Art, wie es bei mir angefangen hat, wie dann der innere Zwang aufkam und wie ich auf Webseiten geleitet werde, die mir neue Perspektiven aufzeigen, wenn es einmal hakt oder ich in eine psychische Senke gerate.

Es gibt sicherlich so etwas wie ein spirituelles Ego – wenn man aber erlebt, dass man an den Haaren den Weg entlang geschleift wird, dann muss man schon ziemlich dumm sein, wenn man so etwas weiter pflegt. Für mich steht eindeutig fest, dass das, was in meinem Leben geschieht, nicht der Wille dieses Menschen ist, sondern ein tieferer Wille – und dass sich dieser Mensch an diesen Willen angepasst hat – weil er sonst erneut an den Haaren geschleift wird. Das gilt auch für das Schreiben. Schon öfter kam der Gedanke auf, dass ich doch jetzt so ziemlich über alle Aspekte geschrieben habe und es „reicht“ – nur um mich am nächsten Tag erneut an der Tastatur vorzufinden. Es reicht offenbar noch nicht, denn wenn es reichen würde, würde das Schreiben aufhören. Solche Gedanken sind einfach nur egoische Gehirnfürze.

Nachtrag:
Ich spüre ein Bewußtsein, das weder ich selbst bin, noch nicht ich selbst bin, das mich beschützt und mich in Richtungen führt, die meinem Wachstum und meiner Reife hilfreich sind und mich von dem, was diesem Wachtstum entgegensteht, forttreibt. Es ist wie ein Strom, in den ich eingeströmt bin und der mich freudig über mich selbst hinausträgt„. [Quelle]