Relative Wahrheit

Mir ist gerade (wieder einmal?) klar geworden, dass es keine absolute Wahrheit gibt – zumindest nicht, solange einer in sich eine Erscheinungs-Welt erlebt. Früher hätte ich Stein und Bein geschworen, dass es nur eine Wahrheit gibt und jeder, der das Gegenteil behauptet, hätte keine Ahnung. Das hat sich grundlegend geändert – und zwar seitdem ich erkannte, dass jedes Wesen seine eigene, individuelle Welt erlebt. Das bedeutet, dass in jeder subjektiven Welt nur ein einziges Subjekt anwesend ist, ein einziges tatsächlich existierendes Wesen – alle anderen sind nur Bilder von Wesen, die ihre eigene Erscheinungswelt erleben und die Informationen darüber miteinander austauschen.

Das ist kein Problem, denn wir alle sind von der gleichen Substanz und existieren in ein und demselben Kontinuum. Jedes Wesen erlebt seine Welt auf seine eigene, subjektive Art und lernt davon. Vielmehr lernt die Seele, die jenes Leben projiziert von den Erfahrungen des jeweiligen Wesens – denn das Wesen fällt mit seinem Tod ab und wird – sofort oder später – durch ein neues ersetzt. Da, wie gesagt, die Wahrheit eines Wesens relativ zum Erleben und der Erfahrungswelt dieses Wesens existiert, ist es auch kein Wunder, dass jedes Wesen die Erscheinungswelt anders erlebt und die Bilder, die es sieht, entsprechend seiner relativen Wahrheit interpretieren muss.

Jemand, der keine Erfahrung hat, Energiemuster zu sehen und zu fühlen, wird jeden anderen, der das von sich behauptet, als „Esoteriker“ und „Spinner“ bezeichnen – ganz einfach deshalb, weil er diese Erfahrungen nicht hat und sich das nicht vorstellen kann. Daher entstammt also die Kritik, die einer über andere äußert immer seinem eigenen Unverständnis dessen, was der Kritisierte gerade erlebt und wie er darauf reagiert.

Wenn jemand sich zum Beispiel der katholischen Kirche zugehörig fühlt und an Jesus und einen persönlichen Gott glaubt, dann ist er nicht dumm, sondern einfach noch nicht in der Lage, die geistig/energetische Realität der Welt zu erkennen. Gleiches gilt für Leute, die der Esoterik zugeneigt sind und zu Füßen irgendwelcher selbsternannter Gurus sitzen. Jeder erlebt die Welt auf seine, individuelle Weise und reagiert gemäß seinem Verständnis und seinen bisherigen Erfahrungen darauf. Also ist es ein Fehler, andere zu kritisieren – denn das zeigt nur das eigene Unverständnis dieses Zusammenhanges. Da muss ich mich ganz genauso an die Nase fassen, wie jeder andere, der das tut.

Wenn man sich die Gesellschaft als Ganzes betrachtet, dann sind hier sehr viele Menschen, die einfach noch nicht in der Lage sind, Selbsterkenntnis zu betreiben. Das liegt für sie ferner, als der Mond oder der Mars. Diese Menschen brauchen noch das Gefühl „dazu zu gehören“ und genau darum sind sie auch noch Mitglied der Herde. Sie würden wahrscheinlich innerlich kaputt gehen, wenn sie gewaltsam von der Herde getrennt würden.

So, wie ich das sehe, erleben wir seit längerem einen allgemeinen Niedergang des Bewusstseinsniveaus. Hier liegt einer der Gründe, warum die künstlerische und kritische Auseinandersetzung mit der Gesellschaft darniederliegt. Es gibt eben kaum noch Menschen, die in der Lage sind, sich von der Gesellschaft zu trennen, sich selbst zu betrachten und aus der Erkenntnis daraus, die Dinge kritisch und wahrheitsgemäß zu sehen und wiederzugeben. Und selbst wenn es sie gäbe, wäre kaum jemand an diesen Wahrheiten interessiert.

Heutzutage ist man viel mehr daran interessiert, politisch korrekt zu handeln – oder sich so zu geben – um nicht als „Nazi“ (=Deutscher) zu gelten. Das ist der momentane Zustand in dieser Gesellschaft und so traurig das auch sein mag – es ist nicht zu ändern und schon gar nicht durch irgendwelche Kritik, die ohnehin niemanden erreicht. Kritik ist nur dann sinnvoll, wenn es genügend Menchen gibt, die in der Lage und willens sind, solche Kritik zur Kenntnis zu nehmen und die Kritik und ihr eigenes Verhalten kritisch zu hinterfragen.

Aber solche Menschen gibt es kaum und daher ist es sinnlos, sich mit der Gesellschaft zu beschäftigen. Sie wird und muss gegen die Wand knallen und was dann daraus wird, das kann heute niemand wissen. Mich interessieren – viel mehr, als die Gesellschaft – die tatsächlichen Hintergründe dieser Welt. Wieso gibt es sie? Was hat sie mit mir zu tun? Was bin ich und wer bin ich? Warum gibt es mich? Wie kann ich mich an mich selbst annähern? Wo komme ich her? Wie kann ich meinen Ursprung erreichen und mich darin ausdehnen? Das sind die Fragen, die mich interessieren – und ich werde sie auf die einzig mögliche Art und Weise verfolgen, die mir möglich ist: Auf meine eigene Art. Genauso, wie es jeder andere Mensch auch tut, der diese Erscheinungswelt erlebt…