Notwendige Entwicklung

Wenn man davon ausgeht, dass der Mensch, der sich für Selbsterkenntnis interessiert und diesen Weg einschlägt, die Endentwicklung des nach außen gerichteten Normal-Bewusstseins darstellt, dann muss es auch einen Anfangspunkt geben. Wenn man die Natur betrachtet, dann erkennt man, dass es unterschiedliche Manifestationen mit unterschiedlichen Bewusstseinsständen gibt.

Steine scheinen zum Beispiel nicht zu leben – das ist aber ein Trugschluss, der darauf beruht, dass sie sich nicht bewegen. Sie sind genauso ein Ausdruck des Geistes, beziehungsweise einer Seele, wie alle anderen Manifestationen auch. Somit muss man davon ausgehen, dass Steine belebt sind, denn sonst wären sie nicht da. Das gilt dann natürlich erst Recht für alle höheren Manifestationen.

Das, was sich dabei jeweils höher entwickelt ist das Bewusstsein der Seele, des individualisierten Geistes. Es beginnt mit Steinen, Mineralien, Metallen, allen Arten von Pflanzen, allen Arten von Tieren und schließlich dem Menschen. Insofern ist der Mensch tatsächlich die „Krone der Schöpfung“ – aber nicht, weil er so klug ist, sondern weil erst im Menschen die Fähigkeit zur bewussten Selbstreflektion vorhanden ist und genug Intelligenz, um sich vom scheinbar vorhandenen abzuwenden und dem tatsächlich vorhandenen – aber unsichtbaren – zuzuwenden.

Das bedeutet aber natürlich nicht, dass jede Seele in Form eines Menschen zur Selbsterkenntnis geeignet wäre. Auch hier muss erst eine langwierige Entwicklung durchlaufen werden: alle Arten von Menschen und deren unterschiedliche Eigenschaften in allen möglichen Mischungsverhältnissen müssen durchlaufen werden, bis endlich eine Seele in Form eines Menschen bereit dazu ist, den Weg der Selbsterkenntnis einzuschlagen.

Das hat absolut nichts mit Intelligenz zu tun, denn es sind oft die intelligentesten Menschen, die viel Erfolg in der Gesellschaft haben, so dass sie nie im Leben darauf kommen würden, dass es sich nur um einen Scheinerfolg handelt, der nur dazu gut ist, um diese Erfahrungen zu sammeln.

Es ist nicht traurig, wenn ein Mensch nicht den Weg der Selbsterkenntnis einschlägt – es zeigt einfach nur, dass die Seele, die als dieser Mensch verkörpert ist (ihn sich „übergestülpt“ hat), noch nicht in der Lage und bereit dazu ist, sich selbst zu erkennen. Wahrscheinlich benötigt es Millionen oder Milliarden von Lebensdurchläufen, bis eine Seele soweit ist.

Und, davon ausgehend, dass immer nur sehr wenige Menschen zu einem Zeitpunkt Selbsterkenntnis betreiben – ist das auch nicht gleichmäßig verteilt. Viele brauchen, abhängig von ihren bisherigen Erfahrungen, einfach mehr Durchläufe, als wenige andere. Das bedeutet nicht, dass die Wenigen besser, als die Vielen sind – es bedeutet nur, dass sie ein zur Selbsterkenntnis „geeigneteres Mischungsverhältnis an Erfahrungen“ besitzen.

Der Ursprung jeder Seele ist das Einheitsbewusstsein, das Bewusstsein der Quelle, von dem sie abgesondert wird und dann ihr erstes Leben auf der untersten Stufe des Minerialienreiches antreten muss. Somit haben alle von Beginn an die gleichen Voraussetzungen und die gleichen Eigenschaften – was sich aber im Verlauf von unzähligen (Myriaden) Lebenserfahrungen so weit aufsplittet, dass immer nur wenige zu einer Zeit an die Schwelle zur Selbsterkenntnis kommen können.

Und – um das völlig klar zu sagen: Der Selbsterkenntnis-Weg benötigt ebenfalls viele Lebens-Durchläufe, um schließlich vollkommene Selbst-Verwirklichung zu erreichen. Mit einem kurzen „Erleuchtungs-Moment“ ist noch gar nichts gewonnen – das ist lediglich eine Aufforderung, diesen Weg zu beschreiten!

Auch der Selbsterkenntnis-Weg ist nicht für alle gleich! Im Gegenteil – genauso, wie jeder Mensch ein einzigartiges Mischungsverhältnis aller „Menscheigenschaften“ darstellt, das aufgrund der Vielzahl der Parameter möglicherweise exakt nur einmal in dieser Mischung vorkommt – ist logischerweise auch der Weg der Selbsterkenntnis für jeden ein anderer. Somit kann es gar nicht nur „einen Weg“ oder „DEN Weg“ geben. Es gibt einen Weg für jeden Menschen, der jemals lebte und jemals leben wird.

Jeder, der anders ist, anders vorgeht oder sich anders äußert, tut nur das, was er in genau dem Moment tun muss. Variationen des Tuns sind möglich aber nur im Rahmen der Gegebenheiten. Leute, die es in Jahrzehnten nicht auf die Reihe gebracht haben, tiefer in sich vorzustoßen, sondern immer noch an der Gesellschaftskritik und Kritik an Einzelmenschen anhaften – also nach außen schauen – sollten einmal genauer bei sich selbst nachschauen.

Denn, wenn man genau hinschaut, sind „die Anderen“ nur Phantome, Bilder, die im Bewusstsein eines Menschen erscheinen. Der Mensch, in dessen Bewusstsein sie erscheinen, ist in Wahrheit das einzige Lebewesen in seiner eigenen, subjektiven Welt. Es gibt keine „Anderen“ und wer sie kritisiert, schaut nicht mehr sich selbst an, sondern die Bilder. Das ist keine Selbsterkenntnis, sondern „Fremd-Erkenntnis“ – also Abweichung von Selbst-Erkenntnis!

Das alles sollte man vollkommen klar verstehen und realisieren…