Liebevolle Wahrnehmung

Gestern war die Wahrnehmung unpersönlich – und heute ist sie total liebevoll und wird umarmt. Was hat sich geändert? Gestern und schon eine ganze Zeit lang, hatte ich das hintere Zentrum und auch die anderen Zentren, mehr mechanisch verkörpert. Das bewirkt eine Art innerer Distanzierung und Nüchternheit.

Heute war es ganz anders und das lag daran, dass ich heute in der Meditation mit dem Hineinschmelzen in das bewusste Ich experimentiert habe. Ich hatte schon im April letzten Jahres damit experimentiert und das hier beschrieben. In der Zwischenzeit ist das immer mal wieder hoch gekommen aber ich habe das nie durchgängig betrieben, weil ich es immer wieder vergessen habe.

Wenn die innere Aufmerksamkeit mit dem Zentrum verschmilzt und sich darin auflöst, dann verringert sich damit die innere Dualität des Zentrums. Während dieses Vorganges wird eine immense Liebe freigesetzt, die nicht künstlich erzeugt werden kann. Diese Liebe überträgt sich dann auf die innere Aufmerksamkeit und wenn diese dann nacheinander die anderen Zentren aufsucht, um sie zu verkörpern, dann findet die Verschmelzung dort ebenfalls statt, ohne dass das groß beabsichtigt werden muss.

Ich empfinde das so, dass die Verschmelzung ein Eintauchen der inneren Aufmerksamkeit in das eigentliche Wesen der Seele ist. Die Verkörperung ist mehr oberflächlich, so wie wenn sich die innere Aufmerksamkeit auf die Außenseite der Selbstwahrnehmung eines Zentrums setzt. Dabei findet noch kein wirklicher Kontakt statt. Aber durch das Eintauchen wird das Innere der Seele selbst berührt und dieses besteht aus reiner Selbst-Liebe. Der Unterschied zwischen den beiden Modi ist so ungeheuer groß, dass er nur annähernd beschrieben werden kann.

Mir wird jetzt auch immer klarer, warum die meisten Menschen sich selbst innen nicht wahrnehmen können. Zum Einen sind sie sich ihres Inneren völlig unbewusst und zum Anderen wissen sie nicht, was sie tun müssen, um mit sich selbst zu verschmelzen. Ich habe den Begriff „Seele“ immer vermieden, weil er in der Religion verwendet wird und ich hasse es, wie Menschen von diesen ideologischen Einrichtungen verdummt und verarscht werden und absichtlich von sich selbst fern gehalten werden. Das gleiche gilt auch für den Begriff „Gott„.

Jetzt habe ich ein echtes Problem, wie ich das nennen soll, was definitiv da ist und sich selbst so ungeheuer stark liebt. Technische Ausdrücke, wie „inneres Wesen“ und „Quelle“ sind viel zu kühl und distanziert und passen einfach nicht, zu dem, was ich fühle. Ich erlebe diesen Zustand eher so, wie es die alten Mystiker beschreiben, die vom „Liebenden“ und vom „Geliebten“ sprechen – obwohl ich es nie besonders ernst nahm, wenn ich in Erfahrungsberichten davon las – weil ich es nicht selbst fühlen konnte. Wenn ich nichts besseres finde, bleibe ich beim Begriff Seele.

Das Problem besteht schlicht und einfach darin, dass man in dieses Wesen eindringen und damit verschmelzen muss. Man muss zur Seele werden, um sie wirklich fühlen zu können. Tut man das nicht, kann man diese Liebe nicht empfinden, auch dann nicht, wenn man mit der Aufmerksamkeit direkt auf der Oberfläche des Zentrums sitzt. Man muss die Oberfläche durchdringen, muss ganz hinein und damit verschmelzen – erst dann kann man es fühlen und erlebt den ungeheuren Unterschied!

Gestern fühlte ich den Punkt hinter dem Hinterkopf, als den ich mich erlebte, als kühl und distanziert und daher empfand ich den Inhalt der Wahrnehmung als neutral. Heute bin ich total in Selbstliebe eingetaucht und ich liebe und umarme die Wahrnehmung. Aber obwohl ich die Wahrnehmung umarme und liebe, betrifft sie mich nach wie vor nicht – weil sie als ein gültiger Selbst-Ausdruck gesehen wird. Was sich (momentan) geändert hat, ist die Beziehung zu mir selbst und zu meiner Herkunft.

Weiteres zum Begriff Seele siehe hier