Die Bedeutung von Selbst-Erkenntnis

Selbst-Erkenntnis – was bedeutet das eigentlich? Kann es bedeuten, irgend welche Texte zu lesen, in denen steht: „Mein Sohn, gräme Dich nicht, suche nicht, das entfernt Dich nur von Dir selbst. Bleibe einfach nur in dem Gefühl Deiner eigenen Existenz und ruhe darin. Mehr ist nicht zu tun, denn Du bist ja schon Dein natürliches, ursprüngliches Wesen…“ ??

Ganz sicher nicht! Der Begriff Selbst-Erkenntnis hat mehrere wichtige Komponenten. Zum Einen geht es um einen selbst. Schon hier hört fremder Einfluss unmittelbar auf. Dann geht es darum, dass man Erkenntnis gewinnt über sich selbst. Außerdem geht es natürlich auch darum, woher man selbst kommt und wie man damit in Verbindung tritt. Schließlich enthält der Begriff auch die Komponente, dass man das selbst tun muss: Jeder muss selbst-ständig Erkenntnis über sich selbst und seinen Ursprung gewinnen.

Das bedeutet natürlich nicht, dass das ohne fremde Hilfe getan werden muss. Dazu gibt es „Reisebeschreibungen“ von anderen, die diese Gebiete bereits in sich selbst erkundet haben und genau sagen können, wie und wo man schauen muss und wie man das Geschaute dann aktiviert, vertieft, integriert und hingibt. Genau hier ist fremde Hilfe angemessen – als Anleitung, bei der Gewinnung eigener Erkenntnis über sich selbst.

Aber Ansagen, wie: „Du musst nichts tun, du bist bereits am Ziel“ sind vollkommener Blödsinn, Schwachsinn, einfach nur dummer Unfug! Würde irgendwer einem Studenten der Physik oder Mathematik so etwas sagen? Oder einem dreijährigen Kind, das immer noch in die Hose scheißt?

Ein Studium dauert etwa fünf Jahre und ist von jedem mit gesundem Menschenverstand und Intelligenz relativ einfach zu bewältigen. Ich weiß, was ich da sage, ich habe selbst im Alter von 42 Jahren ein nebenberufliches Studium der Informatik begonnen und innerhalb von 5 Jahren erfolgreich abgeschlossen – und das, ohne Abitur. Aber das war ein Kinderspiel, im Vergleich zu der Reise nach innen, die ich vor einem Jahr abgetreten habe!

Dabei kann man noch nicht einmal sagen, dass es besonders kompliziert ist. Es sind einfach sehr viele Komponenten, die wie ein Puzzle zusammengeführt werden müssen, um ein funktionierendes Gesamtwesen zu ergeben. Und alle diese Teile müssen integriert werden und im Absoluten aufgehen.

Wer allen Ernstes behauptet, dass man nur im Gefühl der eigenen Existenz ruhen muss, ist schlicht und einfach ein Naivling – um es sehr milde auszudrücken! Damit will ich niemanden beleidigen – aber hier geht es um die größte denkbare Aufgabe, vor die ein Mensch gestellt ist und die zu erfüllen, mindestens ein ganzes Leben dauert.

Einer, der diese Reise beginnt, steht ganz außen, in der Projektionsebene – und da, wo er hin muss, das ist sein eigenes Bewusstsein, seine Subjektivität, seine Individualität, die ganze Tiefe seiner selbst – und dann kommt das Universelle und Absolute – und am Ende die Quelle der Quelle, der Kern, der vor jeglicher Existenz ist und vor Bewusstsein. Das sind drei komplette Dimensions-Sprünge aller Teile des inneren Wesen:

  1. Zuerst muss einer durch andauerndes „Klopfen“ die innere Tür veranlassen, dass sie sich öffnet.
  2. Dann muss er eintreten, entdecken, dass er Bewusstsein ist und die ICH-Zentren verkörpern und integrieren.
  3. Schließlich muss er jedes Zentrum an das Universelle und Absolute hingeben. Präsenz/Absenz-Balance
  4. Und dann muss er sich in das Universelle und Absolute hinein weiter entwickeln, denn Stillstand ist Tod.

Wer es wirklich ernst meint und mit Intelligenz und Spürvermögen gesegnet ist, sollte auch seinen gesunden Menschenverstand einschalten und sich klar machen, vor welch gewaltiger Reise er steht. Marco Polo hatte es da erheblich einfacher – er musste „nur“ von Venedig nach Peking reisen. DU musst bei der inneren Reise Dimensionen überwinden!

Jetzt kannst Du hoffentlich einschätzen, was von Verfechtern einer „easy-going-Erleuchtung“ oder gar „Instant-Erleuchtung“ zu halten ist…