Wer schaut durch Deine Augen?

Spontan fragte ich in der letzten Woche jemanden aus meiner Verwandschaft, wer durch seine Augen schaut. Während ich das tat, beobachtete ich die Person äußerst genau. Der Gesichtsausdruck wurde fragend und nicht verstehend. Dann kam die Frage zurück, wie ich das meine und ob ich vielleicht darauf hinaus will, dass „Gott“ durch seine Augen schaut. Ich antwortete ihm, dass ich wissen will, ob er spürt, wer durch seine Augen schaut, ob er sich spürt oder überhaupt gar nichts. Der Blick wurde immer fragender und ratloser – die Person wusste einfach nicht, worauf ich hinaus will – weil sie ihre eigene Existenz nicht fühlen konnte. Ich brach das dann ab und sagte, dass es gut sei.

Mir war schon klar gewesen, dass praktisch alle innen leer sind – dass da zwar ein ICH ist aber nur ein rudimentäres, nicht aktiviertes und seiner selbst vollkommen unbewusstes. Ich wollte aber einmal selbst spüren, wie sich das anfühlt, wie das aussieht, wenn man einem Menschen diese Frage stellt. Jetzt weiß ich: es ist grauenhaft, wenn man jemanden, den man seit mehr als 56 Jahren zu kennen glaubt, anschaut und erkennen muss, dass da niemand drin ist.

Die Leute sind zutiefst unbewusst – und das, was sich zeigt, wenn sie reden und handeln, ist lediglich eine gesellschaftliche Programmierung aber keinerlei Individualität, kein Leben. Man kann noch nicht einmal sagen, dass sie ein unbewusstes Leben leben – sie leben überhaupt kein Leben. Denn, um zu leben, muss jemand da sein, der dieses Leben lebt – aber da ist niemand. Lauter kleine, fleißige Roboter, die nach außen hin etwas darstellen – aber innen hohl sind, wie leere Flaschen. Und ich bin mir sehr sicher, dass noch niemals etwas in diesen Flaschen enthalten war und da wird in den allermeisten Fällen auch nichts hinein kommen.

Das Wesens-Ich (essential me), mit dem Kern des immanenten Ich bin, existiert natürlich in allen Wesen, denn ohne kann es keine Existenz geben. Aber das ist nur der absolut notwendige Wesenskern, der spirituell gesehen, völlig nutzlos ist, weil er sich selbst gegenüber völlig unbewusst ist. Aber all die anderen Zentren fehlen – da ist kein Bewusstsein, keine Seele, keine Verbindung zu sich selbst und zum Universellen und Absoluten – da ist einfach gar nichts – außer dem Potential, dass da etwas sein könnte.

Ich lebe unter laufenden Toten, unter Zombies und ich kann nichts daran ändern. Es gibt vielleicht weltweit hundert bis zweihundert Menschen, die auf meinem Blog lesen, was da so geschrieben wird – aber ob sich in denen etwas lebendiges regt, kann ich nicht sagen, denn es gab bisher nur vereinzelte Mailkontakte. Letzte Woche hat zum Beispiel ein Mann geschrieben, dass er nach der Lektüre meines Blogs begonnen hat bei Anadi zu lesen. Nachdem er einiges ausprobiert hat, kam es bei ihm zu einem Durchbruch, so dass er plötzlich den horizontalen Kanal und das reine Ich des Bewusstseins (pure me of consciousness) über den Hinterkopf hinaus fühlen konnte.

Er beschrieb dann noch eine weitere Erfahrung, die sich aber eher nach einem mystischen Erlebnis anhörte (spaced out), als nach einer profunden Erweckung eines Zentrums. Aber immerhin – der Mann hatte vorher überhaupt nichts fühlen können und nun kann er etwas fühlen. Seine innere Türe muss allerdings bereits offen gestanden haben, denn ohne offene Tür gibt es keinen Zugang nach innen. Aber man muss sich dann bemühen durch die Türe zu gehen und versuchen etwas zu fühlen – und wie man anhand des Beispieles sehen kann, nutzt das tatsächlich etwas.

Menschen mit einer offenen Türe und Zugang nach innen, sind sehr selten – aber diejenigen, die dann tatsächlich auch weiter gehen und bereit sind, etwas zu tun, sind noch seltener. Das Ziel erreichen nur noch Einzelne – diejenigen, die nicht bereit sind, aufzugeben und um jeden Preis wissen und ankommen wollen und sich nicht von falschen Texten und falschen Gurus von ihrem Ziel abhalten lassen. Solche Menschen betrachte ich als meine wirklichen Freunde und wirkliche Familie. Sie beginnen zu leben, während alle anderen weiter als Zombies durch die Gegend laufen.

Wenn man sich anschaut, dass mehr als 7,5 Milliarden Roboter (Menschen) auf diesem Planeten leben und nur ein paar Hundert, die das Potential haben, nach innen zu gehen, dann ist jeder zusätzliche Mensch, der tatsächlich beginnt, sich selbst zu erforschen, ein gewaltiger Fortschritt! Daher muss man ganz klar sagen, dass jemand, der gerade erst angefangen hat und jetzt noch nichts fühlen kann, sich nicht grämen sollte, denn es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Schlimm ist es nur, wenn einer das Potential hat und nichts tut – denn dann ist er nicht nur tot – er wird es dann auch bleiben – obwohl er hätte lebendig werden können.