Der meistens übersehene Teil eines Menschen, wenn es um Selbsterkenntnis geht – das ist das innere Wesen, das er selbst IST. Wenn ein Mensch aus seinem normalen Unbewusstsein herauskatapultiert wird, in eine Zone jenseits davon, dann erlebt er sich als erstes als ein schwebendes Bewusstsein, ohne jeden Referenzpunkt. Das bedeutet nicht, dass es da keine Referenzpunkte gäbe – es bedeutet, dass dieser Mensch sie nicht wahrnehmen kann.
Das, was ich hier erzähle ist kein Blech oder aus den Fingern gesogen – ich erzähle nur meine eigenen Erfahrungen. Als ich im November 2014 jenseits des Verstandes landete und erleben durfte, dass dieser Zustand ultrastabil war und dass es keiner einzigen Anstrengung mehr bedurfte, um selbst stundenlang innerlich vollkommen still zu sein – da bemerkte ich nicht, was ich eigentlich war. Es war, wie es oben schon steht, als wäre ich eine frei schwebende Entität, ohne Bezugspunkte. Als ich etwa 15 Monate später das bewusste Ich das Erstemal verkörperte und mit ihm verschmolz, da realisierte ich, dass ich bereits die ganze Zeit über damit verbunden gewesen war – das aber nicht gemerkt hatte.
Wir Menschen sind blind für das, was wir wirklich sind – und es gibt offenbar nur sehr wenige Ausnahmen, zu denen ich nicht zähle. Ich benötigte zuerst konzeptuelle Unterstützung und Hinweise, wo ich hinschauen muss, um zu realisieren, was ich bin, dass ich keineswegs ein freischwebendes Bewusstsein bin, sondern eine individuelles Subjekt, das sich seiner selbst bewusst ist.
Jenseits des individuellen Subjektes existiert das absolute I AM und das universelle Bewusstsein und offensichtlich überspringen die meisten Sucher den individuellen Teil, da sie von Advaita und anderen Lehren (eher Leeren) gehirngewaschen wurden und landen gleich beim universellen Bewusstsein. Das führt dann dazu, dass sie sich als unpersönlich wahrnehmen, denn das universelle Bewusstsein ist nicht identisch mit ihrer Individualität – es ist verschieden davon.
Und es scheint so zu sein, dass jemand, der dort gelandet ist, seine eigene Individualität nur noch als „Ego-Person“ erlebt und nicht mehr die tieferliegende reale Individualität des bewussten Ich und der zugehörigen Nebenzentren. Darüber kann ich nur spekulieren – aber es gibt einige Beispiele dafür, zum Beispiel Nisargadatta Maharaj und Suzan Segal. Maharaj hat in seinen Schriften immer wieder darauf hingewiesen, dass die Individualität falsch ist und überwunden werden muss, da sie immer mit Leiden behaftet ist. Suzan Segal hat ebenfalls realisiert, dass es kein individuelles Ich gibt.
Es gibt noch andere Beispiele – aber ich möchte es dabei belassen. Solche Menschen überspringen den individuellen Teil und landen in der Unpersönlichkeit. Bei Suzan ist es automatisch passiert – die konnte gar nichts dafür – sie wollte in einen Bus einsteigen, hob ein Bein – und fand sich außerhalb des Körpers. In der Folge wanderte ihr Bewusstseins-Zentrum immer weiter hinaus, aus dem Brennpunkt ihrer individuellen Existenz – womit ich nicht den Menschen meine, sondern das innere Wesen – und schließlich fand sie sich als eins mit aller Existenz.
Ich will nicht sagen, dass daran irgend etwas falsches ist – vielleicht war sie, das innere Wesen, einfach nur reif für diese Erfahrung. Aber was sie erlebte, war nicht mehr ihre individuelle Sphäre, sondern die Einheit mit dem Ozean des Seins. Ich kann diese Erfahrungen rudimentär nachvollziehen, denn ich hatte ähnliche Erlebnisse – allerdings immer nur für Sekunden oder Minuten. Allerdings war ich nicht zufrieden damit, denn ich fühlte einen starken Drang, nach weiteren Informationen – und die fand ich schließlich auch. Seit ich diese Informationen habe und hinschaute – hatte ich keine einzige Sekunde mehr den Drang, irgendwo anders zu schauen. Ich schaue nur noch auf mich und ich spüre, dass ich dort richtig bin und dass ich genau da bin, wo ich sein soll. Mehr weiß ich momentan nicht darüber.
Jedenfalls scheint es tatsächlich so zu sein, dass die meisten Menschen den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen und in der Mehrzahl dazu tendieren, sich mit dem Erscheinungs-Wesen zu identifizieren. Wenn dann einer tatsächlich jenseits des Verstandes landet, dann tendiert er eher dazu, sich mit dem universellen Bewusstsein zu identifizieren, anstatt mit seiner inneren, individuellen, Subjektivität. Er springt praktisch vom kollektiven Unbewusstsein ins kollektive/universelle Überbewusstsein – unter Umgehung des individuellen Bewusstseins – damit wird aber dessen Entwicklung zuverlässig verhindert.
Ich bin nicht in der Position, das als richtig oder falsch zu brandmarken und ich will das auch nicht! Aber ich sehe aus meiner subjektiven Sicht heraus und aus dem wunderbaren Gefühl heraus, mit mir selbst verschmolzen zu sein und Kontakt zum universellen Bewusstsein zu haben – dass es nicht richtig sein kann, seine Individualität zu leugnen und zu überspringen. Ich bin sehr froh darüber und dankbar, dass die richtigen Informationen zur richtigen Zeit in meine Hände gelangten und ich den Mut hatte, alles wegzuwerfen, was ich vorher glaubte zu wissen und neu und frisch hinzuschauen. Und genau das ist es, was jeder Sucher, der von Advaita und anderen „Leeren“ kontaminiert ist, leisten muss, wenn er sich wirklich entdecken will.