Heute habe ich eine Mail bekommen, die sich auf diesen Beitrag bezog. Der Schreiber gab darin an, dass er in den letzten 15 Jahren meditiert hätte und tatsächlich in der Metitation die Gedankenstille erreicht hat. Damit sind es „schon“ zwei Menschen, die auf diesen Beitrag geantwortet haben.
Allerdings hat sich bei mir in dieser Hinsicht etwas verändert. Ich weiß mittlerweile aus eigener Erfahrung, dass die „Gedankenstille„, beziehungsweise die hundertprozentige Beherrschung des Verstandes und seines Inhaltes keine „großartige Errungenschaft“ ist – sondern lediglich ein Nebenprodukt der Verkörperung mindestens eines der Ich-Zentren.
Impulsives und unbewusstes Denken ist das Produkt von geistigen Energien, die nicht in die andauernde und bewusste Verkörperung und Erkennung der subjektiven Ich-Zentren fließen. Es gibt einen Denker in jedem Menschen – das ist das „Ich“ – damit ist nicht das Ego gemeint, sondern der Wesenskern (Seele) – und wenn dieser Denker (conscious me, observer) nicht bewusst ist, dann agiert er unbewusst oder unterbewusst.
Wenn ein solcher Mensch es schafft, sich selbst zu beobachten, dann erkennt er einen impulsiven, nicht beherrschbaren Gedankenstrom, der (scheinbar) ohne seine Kontrolle abläuft. In Wirklichkeit ist er selbst es, der denkt – allerdings weiß er das nicht und er weiß auch nicht, was er selbst ist und wie er sich seiner selbst bewusst werden kann.
Warum ist er selbst es, der denkt? Weil er das einzige Wesen in seinem persönlichen Universum ist, dem eine konkrete Existenz zukommt – alle andere Existenzen, Erscheinungen und Ereignisse sind nur seine eigenen Projektionen, einschließlich seines eigenen Körpers, der Gedanken und Gefühle.
Die Gedanken entstehen nicht in der Quelle – die Gedanken entstehen im Denker (conscious me, observer), der ein Teil des individuellen, subjektiven Wesenskernes ist – der wiederum von der Quelle aus ihrer eigenen Substanz erzeugt und erhalten wird und nur in ihr existiert. Das Ganze ist eine Kaskade von Emanationen, die auf individuellem Selbstausdruck basiert, getrieben von der Energie der unpersönlichen Quelle (Lebenskraft).
Die Existenz an sich ist unpersönlich – aber die Existenzen, die sie erzeugt, sind subjektive Individuen.
Mit „subjektive Existenz“ und „subjektives Individuum“ ist nicht der Mensch gemeint, der im Spiegelbild erscheint und auch nicht das Ego – sondern das Bewusstsein, in dem er erscheint und der individuelle Wesenskern, aus dem das Bewusstsein hervorgeht.
Jeder fühlt das auch eindeutig: „Ich bin„, „ich existiere„, „ich fließe„, „ich bin da„. Niemand – absolut niemand fühlt tatsächlich: „mich gibt es gar nicht“ oder „ich bin die unpersönliche Quelle„. So etwas sind lediglich Gedanken des Denkers. Nichts anderes als gedankliche Konzepte, die niemals bewiesen werden können, denn derjenige, der versucht sie zu beweisen, zeigt damit nur, dass er als Individuum existiert. Leugner individueller Existenz sind zum Beispiel: Buddhismus, Hinduismus, Zen, Dzogchen und Advaita, etc.
Hingegen kann sich jeder selbst beweisen, dass er als subjektives Individuum existiert – indem er genau diese individuelle Subjektivität in sich selbst erkennt und verkörpert. Und im Gegensatz zur konzeptionellen Negation der eigenen, individuellen Existenz, hat das Fühlen und Erkennen der eigenen Subjektivität und Individualität nicht das geringste mit irgend einem Gedanken zu tun, sondern ist das Ergebnis direkter Erkenntnis, die zustande kommt, wenn die innere Aufmerksamkeit mit der eigenen Subjektivität verschmilzt. Dann plötzlich wird man sich der eigenen Subjektivität und Individualität zutiefst bewusst. Vorher war sie genauso da – aber man wusste es nicht. So habe ich das erlebt.
Diese Subjektivität andauernd zu erleben und damit zu verschmelzen und mich an das Absolute hinzugeben, ist mein Hauptaugenmerk geworden – und nicht mehr, die Gedanken zu beherrschen, denn die sind beherrscht.