Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich.
Der obige Spruch entstammt der Bibel – und er stimmt (fast) zu einhundert Prozent. Das, was nicht stimmt, ist die art, wie er in der Kirche verwendet wird – nämlich mit Bezug auf eine andere Person.
Wenn Jesus – oder wer auch immer diesen Spruch geäußert hat – wirklich echt war, sich selbst in seiner Individualität erkannt hat, damit verschmolzen ist und sich auch an das Absolute hingegeben hat und damit verschmolzen ist – dann kann er niemals seine Person oder eine andere Person mit „Ich“ und „mich“ gemeint haben, sondern nur seine ureigenste innere Individualität und Subjektivität, verschmolzen mit dem absoluten Sein – den eigentlichen Wesenskern (Seele).
Der Spruch bezieht sich nicht auf eine andere Person (Jesus), sondern auf das innere Subjekt, die innere Individualität und Subjektivität jedes einzelnen Lebewesens. Und an der Art, wie er von der „Kirche“ benutzt wird, erkennt man, wie sie agieren. Denn so, wie der Spruch benutzt wird, sagt er aus: Du kannst nur durch mich (Papst, Priester) zum „Vater“ (zu dir selbst) kommen. Ich denke, ich muss niemanden erklären, dass es völlig unmöglich ist, dass jemand durch eine „andere Person“ (andere Figur aus dem beobachteten Kinofilm) zu seinem eigenen Innersten kommen kann, das er ja bereits ist – und wenn man es so beschreibt erkennt man das auch sofort.
Allerdings glaube ich nicht daran, dass diese Herrschaften wirklich dumm sind. Das gilt für alle Vereinigungen oder Personen, die behaupten, dass sie unbedingt benötigt werden, damit sich einer als er selbst erkennen und zu seinem Ursprung gelangen kann. Grundsätzlich gilt das aber für alle Vereinigungen, die ja meistens behaupten, dass man nur „gemeinsam stark sei„.
Es ging und geht in Wirklichkeit immer nur darum, die Menschen abhängig und unwissend zu machen und zu halten. (Halt Du sie dumm, ich halt sie arm…) Eine Vereinigung hat grundsätzlich niemals das Ziel, ihre Mitglieder frei zu machen. Es geht immer nur darum, sie abhängig zu machen und zum Nutzen der „Oberen“ auszubeuten. Ansonsten könnte man die Menschen ja einfach in Ruhe leben lassen. Aber dann müssten die vermeintlich „Oberen“ ja selbst für ihren Lebensunterhalt arbeiten – und genau das finden die sehr uncool.
Somit steht „Ich bin der Weg“ auch dafür, ein unabhängiges Leben zu führen und sich einen Scheiß um die Meinung irgendwelcher „Anderen“ zu scheren. Diese Einstellung kann man natürlich nicht machen – sie ist entweder da oder nicht. Aber wenn sie da ist, dann zeigt das, dass derjenige nicht in der Außenwelt, sondern im Innern gegründet ist. Andernfalls wäre er ein ausgestoßenes Schaf der Herde, das unglücklich darauf hofft, wieder aufgenommen zu werden. Das bin ich nicht – ich bin einer, der die Herde innerlich verlassen hat, weil er nicht mehr in ihr leben kann und will.
Es gibt da diverse Sprüche wie z.B.: „Ein weiser Mann meidet Menschenansammlungen„. Solche Sprüche drehen es fast immer so hin, als ob da eine bewusste Entscheidung stattfindet. Nichts könnte falscher sein – es ist ein starkes inneres Gefühl, das es beinahe unmöglich macht, sich in eine Menschenmenge zu begeben. Das hat allerdings nichts mit Angst zu tun – es ist vielmehr ein klares Gefühl nicht (mehr) zur Masse zu gehören, sondern alleine zu sich selbst.
Wie kommt es dann dazu, dass solche falschen Informationen verbreitet werden? Das machen meist nicht die Menschen selbst, die das so gelebt haben, sondern diejenigen, die sie beobachteten – ihre Schüler oder Nachfolger – die meistens nicht das Kaliber des „Meisters“ erreichten. Daher konnten sie nicht verstehen, warum dieser so agiert hatte und nahmen an, dass er das aus seinem Intellekt heraus getan hatte – er war eben „weise“ – und genau das ist falsch. Es gibt nur eine Weisheit – und die besitzt niemals das Ego – sondern der Besitzer und Erzeuger des Egos.
Wer sich also als „weisen“ Mann ausgibt oder so tut, als wäre er „weise“ – der ist in Wirklichkeit ein dickes, fettes Ego auf zwei Beinen.
In der Welt aber nicht von der Welt…