Spontan im Hier und Jetzt

Mit stillem Geist ganz im Jetzt,
erscheint ursachenloses Glück.
Ein Strom reiner Freude,
erwächst aus spontanem Nicht-Tun.

Genau so ist mein derzeitiger Zustand – schon seit über einem Jahr. Jedoch war er noch von einer unterschwelligen Suche immer wieder unterbrochen und gestört worden. Es war offenbar unterschwellig immer noch die Erwartung da gewesen, dass da doch noch „etwas“ kommen muss. Es war noch nicht vollkommen erkannt worden, dass in diesem Hier und Jetzt in diesem einfachen, reinen Gewahrsein, in vollkommener Stille und ohne störende Gedankenkonstrukte die Vollendung liegt. Das hat sich in den letzten Tagen massiv geändert.

Es wurde vollends klar, dass es nichts anderes gibt, als genau das: nichtunterscheidendes Gewahrsein in vollkommener Stille, spontanes Nicht-Handeln, Freude an der Wahrnehmung und am Sein im Hier und Jetzt. Es gibt nichts anderes. Ich wüsste nicht, was anderes getan werden sollte. Alles, was zu tun ist, entsteht aus diesem zeitlosen Moment heraus, in dem es weder Vergangenheit noch Zukunft oder Gegenwart gibt. Es gibt keine Zeit darin, nur das ununterbrochene JETZT. Ein endloser Strom von Sinnesinformationen, gegossen in den Raum des reinen Gewahrseins.

Interessanterweise hat ein Impuls von anderer Seite dazu geführt, das so klar sehen zu können. Ich hatte ein Video angeschaut, in dem der Autor über die Zustände in Deutschland gesprochen wird und dass er sich „zur Verfügung stellt“. Das hat in mir einen Prozess in Gang gesetzt, der dazu führte, dass die oben stehende Wahrheit vollkommen klar gesehen wurde. Es wurde klar, was für ein erhebliches Leid durch unterscheidendes, planendes und in die Zukunft gerichtetes Denken ausgelöst wird – und wie freudvoll das genaue Gegenteil ist: die vollkommene Stille ohne unterscheidendes Denken.

Dafür möchte ich mich an dieser Stelle herzlich bedanken! Wäre dieses Video nicht gewesen, würde ich immer noch wie blind umhertappen, auf der Suche nach dem, was schon immer da war.


Es gibt einen vertrackten Glauben, dass das, was wir alle sind, irgendwie verborgen ist und erst ausgegraben werden muss. Dazu tragen dann noch Fachbegriffe bei, wie „Sahaja Samadhi“ oder „Rigpa“. Der reine Geist ist überhaupt nicht zu verfehlen, denn jeder ist dieser reine Geist! Wir schauen bei jeder Wahrnehmung direkt durch ihn hindurch. Aber da er absolut nicht wahrnehmbar ist, bemerkt ihn keiner. Meister Eckehart sagte es folgendermaßen:

Das Auge, mit dem mich Gott sieht,
ist das Auge, mit dem ich ihn sehe;
mein Auge und sein Auge ist eins.

Das ist vollkommen richtig – obwohl ich den reinen Geist nicht Gott nennen würde, denn dieser Begriff weist unterschwellig auf eine Art göttlicher Person. Nichts könnte falscher sein – es gibt keine göttliche Person! Es gibt nur reinen, unsichtbaren Geist, reines Sein, das im reinen Gewahrsein gegenwärtig ist. Dieser Geist ist kein „Ich“ und darin gibt es auch kein „Ich“. Das sichtbare Universum wird ununterbrochen in einem vollkommen unpersönlichen und natürlichen Prozess erschaffen und wieder vernichtet. Teil dieses Prozesses sind alle Wesen und deren Handlungen und auch in ihnen gibt es kein „Ich“ – nur die Illusion eines „Ich“.

Aber jeder denkt, er wäre eine Person mit Körper, Name und Adresse – dabei ist jeder nur reiner Geist. Daraus erwächst unendliches Leid, das aber erst dann gestillt werden kann, wenn die Ursache wegfällt: der Glaube ein abhängiges und abgetrenntes Objekt zu sein. Ich wüsste nicht, was zu tun wäre, um das zu ändern. Wenn selbst Menschen, die Erleuchtungserlebnisse hatten und genau wissen, dass sie Bewusstsein sind, immer wieder auf alte Verhaltensmuster zurückfallen und glauben, eine Person zu sein – wie will man da vollkommen unwissende Menschen anleiten? Das ist völlig unmöglich!