Ich weiß noch, dass ich nie verstanden habe, was der Begriff „Der Körper ist Dein Tempel“ bedeuten soll. Jetzt weiß ich es – nein – jetzt fühle ich es! Seit ich gestern damit angefangen habe, bewusst in jede Bewegung hinein zu gehen – sie also nicht zu sehen, sondern zu spüren, zu fühlen, zur Bewegung zu werden – hat sich das Körpergefühl total geändert.
Der Beobachter ist dann da, wenn der Körper nicht komplett gefühlt wird. Dann ist da das Gefühl, „dass ich den Körper sehe“. Wenn der Körper aber gefühlt wird, ist das total anders. Dann ist das Gefühl da, der Körper zu sein. Und nicht nur der Körper, sondern auch alle angrenzenden Oberflächen und Objekte.
Seit gestern macht der Körper von selbst ganz genüssliche Bewegungen, er dreht und wiegt sich in den Hüften, streckt die Wirbelsäule, entspannt sie wieder, wiegt die Schultern und den Kopf hin und her. Das alles während der Körper auf dem Stuhl sitzt. Beim Gehen ist das ähnlich aber da bewegt sich der Körper ohnehin. Es ist, als hätte sich mit dem Energieausbruch am Samstag eine ganz neue Welt geöffnet. Die Welt des direkten Fühlens und Seins. Es fühlt sich an, wie wenn ein Baby gerade das erste Mal die Welt erkundet.
Jede Bewegung, auch wenn sie nur ganz klein ist, ist ein eigenes Er-leb-nis, fühlt sich anders an, als die davor. Auch die Geräusche und Vibrationen im Körper werden jetzt anders gefühlt. Die Energieströme wurden vorher nur registriert – jetzt werden sie genossen. Es ist, als hätte „ich“ entdeckt, dass man am Körper lecken kann und er süß schmeckt… Seitdem leckt es immerzu…
Zum Beispiel rekelte sich der Körper heute beim Aufwachen ganz genüsslich im Bett und fühlte die Wärme und die Entspannung, das Gewicht der Bettdecke und das angenehme Gefühl, mit dem ganzen Körper auf der Unterlage zu liegen. Dann streckten sich die Arme und es wurde die Kühle der Luft gefühlt im Kontrast zur Wärme unter der Decke. Dann streckten sich die Beine aus dem Bett und der Körper setzte sich auf. Die Wirbelsäule streckte sich, die Füße fühlten den Boden und das Gewicht des Körpers, als er sich erhob. Diese Erfahrungen macht jeder Mensch, an jedem Morgen – und jeder kann sie genauso bewusst machen – statt achtlos daran vorbei zu gehen, nur weil es vielleicht 5 Minuten später ist, als man aufstehen wollte oder weil man mit dem Kopf schon im Büro ist…
Das Leben ist nicht ein Hetzen nach Zielen, Ergebnissen oder Erkenntnissen – das Leben besteht darin, jeden Moment vollständig auszukosten. Dann wird jeder Moment ein Feiern des Lebens. Ist es nicht ein Wunder, dass es überhaupt Leben gibt? Und dass „ich“ das erleben darf – in einem Körper, der sich gut anfühlt, der schmerzfrei und leicht beweglich ist? Das Leben fühlt sich jetzt an, als ob es überfließt vor Gefühlen, Körperempfindungen und Erfahrungen. Der Beobachter beobachtet nur – aber er-lebt nicht. Der Fühlende, der nicht „etwas“ fühlt, sondern „Fühlen ist“ – nur der ist wirklich. Leben ist ein Prozess und so gibt es keine Erfahrungen, sondern nur ein immerwährendes erfahren oder erleben.
Das Leben ist unglaublich voll geworden! Danke dafür!