Der große Irrtum

Der große Irrtum, dem sehr viele anheim fallen, ist, dass sie glauben, sie wären vollkommen frei in ihren Entscheidungen.

Das ist genau das Gegenteil dessen, was richtig ist!

Niemand ist frei in seinen Entscheidungen! Das mag so aussehen und die meisten Menschen neigen dazu, sich für vollkommen autonom in allen ihren Entscheidungen zu halten. Aber stimmt das denn auch?

Nur mal ein paar Fragen, die aufzeigen, wie das gemeint ist:

  • Haben Sie die Wahl getroffen geboren zu werden?
  • Was waren Sie vor ihrer Geburt und was werden sie nach dem Tod sein?
  • Haben Sie bewusst ihre Eltern ausgewählt?
  • Haben Sie ihr Geschlecht ausgewählt?
  • Haben Sie bewusst das Spermium ausgewählt, das dann mit dem Ei verschmolzen ist?
  • Können Sie etwas dafür, dass sie so intelligent sind oder besondere Fähigkeiten haben?
  • Haben Sie bewusst ihre Schulbildung, Ausbildung und Studium ausgewählt?
  • Haben Sie bewusst ihren Beruf gewählt und sind sie für alle ihre Erfolge und Misserfolge selbst verantwortlich?
  • Sind Sie für alle Glücksfälle selbst verantwortlich – und für die Begleitumstände?
  • Sind Sie für alle Unfälle selbst verantwortlich – und für die Begleitumstände?
  • Können Sie bei einem Skiunfall bestimmen, welcher Knöchel bricht und wie komplex der Bruch ist?
  • Können Sie bestimmen, ob und wann sie hungrig sind und wann nicht?
  • Können Sie bestimmen, ob sie das Genossene wieder Ausscheiden müssen oder nicht?
  • Können Sie bestimmen, ob sie atmen wollen oder nicht?
  • Können Sie bewusst sämtliche Körperfunktionen nach Belieben steuern?
  • Können Sie bestimmen, wo und wann es am Körper juckt oder sticht oder das beliebig abstellen?
  • Können Sie nach ihrem eigenen Willen denken oder es lassen? (Manche können das)
  • Können Sie bestimmen, ob eine Beziehung klappt oder nicht?
  • Können Sie wählen, wieviele Kinder sie haben werden und ob diese gesund oder krank sind?
  • Können Sie bestimmen, welche Krankheiten sie bekommen und wie diese verlaufen?
  • Können Sie bestimmen, wann sie sterben?
  • Das ist beliebig fortsetzbar…

Wer alle diese Fragen nicht mit einem eindeutigem JA beantworten kann – der kann niemals von einem freien Willen ausgehen! Man kann noch nicht einmal wählen, mit welchem Finger man zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Nase bohrt. Da die meisten Menschen vollkommen unbewusst sind und weil solche kleinen oder auch größeren Tätigkeiten normalerweise reine Gewohnheit sind und nie hinterfragt werden, wie fast alles, was nicht ohnehin per Genetik, Prägung oder Ausbildung festgelegt ist. Und wenn tatsächlich einmal einer etwas hinterfragt und sich daraufhin etwas ändert, dann hat das einen Grund – und dieser Grund und der Gesamtzustand dieses Menschen und seiner Umgebung zu genau diesem Zeitpunkt führen dann zu dieser Änderung – aber niemals sein freier Wille. Manche nennen so etwas „Determinismus“ – und sie haben Recht damit!

Was ist die Wirklichkeit? Die eine und einzig existierende Wirklichkeit ist ein Zeit- und Raumloser „Raum“, das absolute Bewusstsein, das immer strahlt und niemals nicht existiert hat. Es ist über den Mittelpunkt des stillen, individuellen Bewusstseins zugänglich. Dieses absolute Bewusstsein erzeugt mit Hilfe seiner Kraft (Lebenskraft) aus sich selbst heraus und in sich selbst hinein alles, was existiert und vernichtet es wieder. Das ist ein immerwährender Prozess des Werdens und Vergehens, eine ungeheuer hohe Schwingung des Lebens. Es handelt sich auch nicht um viele Einzelprozesse – das ist ein einziger, gigantischer Prozess – eine Einheit, wie ein Planet! Daher ist nichts voneinander getrennt.

Jeder Mensch ist ein Produkt dieses kreativen Schaffensprozesses und alle seine Prozess-Parameter sind festgelegt und nicht variabel. Somit ist jeder Mensch eine vollkommen abhängige Projektion, ohne eigenen Willen! Die menschlichen Sinne sind so konstruiert, dass sie ihrem Träger, dem individuellen Bewusstsein, einen festen Körper vorspielen, der in einer scheinbaren Außenwelt scheinbar unabhängig agiert. Das ist die herkömmliche Erfahrung der allermeisten Menschen.

Wenn man aber aus Sicht des absoluten Bewusstseins sehen kann, dann ist alles in einem „Raum“ enthalten – es gibt keine Trennung, es gibt kein „Innen“ und kein „Außen“, es ist ein Bewusstseins- oder Gewahrseins-Feld. Und wenn man es als Ozean sieht, dann ist die gesamte Schöpfung ein einziger, wogender Ozean. Als Energie gesehen ist es ein unermesslich großes Energiefeld, das unablässig blinkt, blitzt und vibriert. Es ist in Wirklichkeit etwas völlig anderes, als die menschlichen Sinne es uns zeigen!

Es gibt aber eine Einrichtung im Menschen, die das nicht sehen will und diese Erkenntnis verschleiert und bis aufs Blut kämpft und trickst, damit genau das nicht heraus kommt. Und erst, wenn diese Hürde genommen ist, kann der Mensch erkennen. Vorher kann er denken, kann (in Ausnahmefällen) auch das Wissen des absoluten Bewusstseins anzapfen, er kann die wunderbarsten Erkenntnisse haben – aber er sieht nicht, was er ist: reines, absolutes Bewusstsein, das mit sich selbst ein schönes Spielchen spielt… Das Schlimme daran ist, dass man es ihm nicht beweisen kann, denn man muss die Banane erst essen, bevor man weiß, wie sie schmeckt.

Diese Sicht ist vollkommen anders als die herkömmliche Sicht und daher gibt es hier auch keinerlei Verbindungspunkte – weil der Eine sehen kann, was alle anderen ganz anders sehen. Aber daran ist leider nichts zu ändern. Diese Sache ist nicht zu diskutieren – entweder man sieht es oder man sieht es nicht. Wenn man sieht, dann weiß man und dann erübrigt sich eine Diskussion. Wenn man nicht sieht, dann weiß man nicht und dann ist eine Diskussion sinnlos. Beide würden sich nur ihre Sichtweise erzählen, die nicht kompatibel sind – unterschiedlicher, als schwarz und weiß.

Das alles hat nicht das geringste mit Intelligenz zu tun – obwohl sie hilfreich ist. Aber sehr oft ist ein einfacher Mensch eher in der Lage, seine Fähigkeiten und Vorstellungen zurück zu stellen und zu schauen, was wirklich ist. Es geht hier überhaupt nicht um denken, sondern um das Sehen der tatsächlichen Wirklichkeit. Dazu muss man zuerst einmal alles vergessen, was man scheinbar weiß und anfangen zu untersuchen.

Denkend wird man niemals dahin kommen – denn wer ist es denn, der da denkt? Es ist der Geist=Verstand=Mind! Also etwas abhängiges, ein Instrument in Raum und Zeit, das versucht das Ewige, das Raum- und Zeitlose zu erkennen. Wie soll das gehen? Wie kann das Programm den Programmierer erkennen? Wie? Es muss zurück treten, still werden und lernen zu sehen, was ist. Nur so geht es.

Man muss es machen, wie Buddha oder Heraklit – beide wollten wissen was ist. Der eine setzte sich unter einen Baum, und blieb sitzen, bis er es erkennen konnte. Der andere untersuchte sich (Körper, Geist, Bewusstsein) auf das gründlichste und fand das gleiche heraus. Es heißt nicht umsonst: Mensch erkenne Dich selbst.

Das, was dann erfahren wird, ist aber kein abspeicherbares Wissen, denn das wäre tot – es ist eine ständige Erfahrung, ein ständiges Fließen. Die Realität ist keine Erfahrung, sondern ununterbrochenes erfahren – weil Leben ein Prozess ist – ein ewiges Werden. Auch der Mensch ist ein Prozess und alles andere auch – es gibt keine Objekte – nur Prozesse, darum vibriert und flimmert auch alles.

Der reine Erfahrende, das absolute Subjekt, ist völlig leer von seinen Erfahrungen – er ist vollkommenes, reines, absolutes Bewusstsein, nicht wissend, nicht identifiziert, die exakte Mitte aller Zustände. Es ist überall zu erleben – zwischen zwei Gedanken, zwischen zwei Erfahrungen, beim Nießen, am Ende des Ausatmens und so weiter. Aber es nutzt nichts, das nur zu lesen – man muss es tun und immer wieder erleben – es ist ein Prozess, wie alles andere auch…

Der einzige Weg, den ich kenne, um signifikante Änderungen im Leben herbeizuführen, ist, sie in sich selbst herbei zu führen – indem man schweigt und lernt, mental still in der Mitte zu stehen. Wenn man während der gesamten Wachphase mental vollkommen still ist und alle Dinge bewusst tut und voll in sie hinein geht – dann beginnt sich irgendwann die verborgene Tür zu öffnen. Dann geschehen Änderungen im System des Menschen. Einen anderen Weg kenne ich nicht.

Es ist aus den genannten Gründen auch völlig sinnlos, die Politik oder einzelne Menschen zu bewerten oder zu kritisieren, denn jeder muss genau das tun, was er tut und zwar auf genau die Weise, wie er es tut. Das bedeutet aus absoluter Sicht gesehen, dass ein Mörder oder vollkommen korrupter Politiker nichts anderes ist, als ein Heiliger, ein Hund oder eine Katze! Allerdings sieht das aus der Sicht eines individuellen und scheinbar unabhängigen Menschen völlig anders aus. Aber diese Sicht wird man hier nicht bestätigt bekommen.

Ich werde niemals das verleugnen, was ich sehen kann und wenn ich der einzige Mensch auf der Welt wäre, der das so sehen kann. Allerdings bin ich nicht der Einzige – es gibt zu allen Zeiten immer einige, die das sehen können, wenn auch nicht sehr viele…