Im Advaida Vedanta wird „das erste Prinzip“ charakterisiert, als „der stille Zeuge“, die „Leere“, der „Atman“, der alles gewahrt. Seine Kraft, wird als „Maya“ bezeichnet, welche die Welt erzeugt, die aber überwunden werden muss, wenn das höchste Prinzip erkannt werden soll.
Ich empfinde das völlig anders! Wenn das „Ich-Bewusstsein“ versinkt, dann erscheint nicht etwa eine „Leere“, sondern ein „weites Feld“, ein funkelndes, glitzerndes, sprühendes Energiefeld höchster Potenz! In diesem „Feld“ ereignet sich alles – es ist nicht statisch, sondern in ununterbrochener pulsierender Bewegung.
Das, was da aus sich selbst heraus hervortritt, ist keinesfalls ein statischer „Zeuge“! Es ist ist ein anfangs- und endloser Prozess, ein ständiges Werden und Vergehen – es ist Leben pur! Wie kann man das überwinden wollen und in die reine Leere des „Prinzips der Existenz“ vordringen wollen? Und vor allem wozu?
Ich bin nun schon mehrfach in diesem Feld aufgegangen, habe „mich“ als dieses Feld erlebt. Es gibt dort niemanden, der etwas weiß oder wissen könnte. „Dort“ ist niemand – aber „dort“ ist nicht „nichts“ – sondern ALLES!
Dieses Feld ist das Universum – die Totalität aller Existenz ist eine pulsierende Singularität !
Wie kann man diese Tatsache erkennen?
Das Problem besteht nicht in der Welt, die überwunden werden müsste – denn die Welt ist die Wirklichkeit!
Das Problem besteht darin, dass sich in jedem Menschen nach dem Aufwachen ein „Ich-Bewusstsein“ aufbaut, das sich sämtlicher Vorgänge im Körper und außerhalb bewusst und damit identifiziert ist. Dieser Zustand ist übermächtig und löscht die natürliche Wahrnehmung der (nichtdualen) Singularität aus, weil die Aufmerksamkeit ausschließlich auf das „Ich-Bewusstsein“ und alles womit es assoziiert und identifiziert ist, gerichtet ist. Gleichzeitig werden alle Objekte innerhalb der „Hautgrenze“ als „mein Körper“ gewertet und alle Objekte jenseits dieser Barriere werden als „Welt“ betrachtet.
Tatsächlich passiert aber folgendes beim Aufwachen:
- Aus der Singularität wird ein „Bewusstseins-Strahl“ projiziert.
- In dieses leere Bewusstsein wird das „Ich-Gefühl“ projiziert
- Anschließend erscheinen Körperwahrnehmungen
- Wahrnehmungen der Umgebung tauchen auf
- Denken setzt ein, Name und zugehörige Informationen werden bewusst
- Das abgetrennte Subjekt ist komplett und bereit zu „selbstbestimmten Aktionen in der Welt“
Dieser Vorgang geschieht jedem Menschen beim Aufwachen. Aus der Singularität der Existenz erhebt sich ein „Strahl“ und erzeugt ein abgetrenntes Einzelwesen in einer scheinbaren Außenwelt. Der Aufmerksamkeits-Fokus dieses abgetrennten Einzelwesens liegt nur auf sich selbst und den Objekten, mit denen es gerade zu tun hat. Die meisten Menschen sind sich dieses Fokuses noch nicht einmal bewusst, sondern agieren rein unbewusst.
Das hier Skizzierte habe ich nicht irgendwelchen Büchern entnommen, sondern entspricht dem, was ich beim Aufwachen erlebe und wenn das „Ich-Bewusstsein“ versinkt.
Wie kann man nun diesen Fokus auf das abgetrennte Einzelwesen überwinden? Das Vedanta sagt, dass man dieses Einzelwesen und die Welt überwinden muss! Ich bin mir ziemlich sicher, dass das funktioniert – aber wie lange dauert das? Jahrzehnte?
Ich habe einen anderen Vorschlag…
Die Totalität der Welt ist kein „Maya“, sondern die Realität, eine Singularität, die aus ununterbrochener Aktivität besteht. Es handelt sich nicht um ein zu erkennendes, statisches „Etwas“, einen „Zeugen“, einen „Gott“ oder sonstiges „Wesen“. Das, was existiert, ist ununterbrochene Aktion, ununterbrochene Schöpfung, ununterbrochenes Projizieren und Zurückziehen! Es ist ein gewaltiger Prozess, der aus sich selbst hervorgeht, in sich selbst erscheint und in sich selbst wieder verschwindet.
Wie kann man zu diesem Prozess werden? Falsche Frage! Das geht nicht, denn jeder ist Bestandteil dieses Prozesses.
Falsch ist die Vorstellung, ein abgetrenntes Einzelwesen zu sein, was lediglich auf einem Bündel falscher Vorstellungen basiert, die nie hinterfragt werden. Das führt zu einem reduzierten Fokus, zu einer falschen Richtung der Aufmerksamkeit, welche die Totalität, die Singularität der Realität ausblendet und auf einen winzigen Bereich richtet: auf „Dich“! Damit erscheinst „DU“ als der Mittelpunkt deines Universums.
Wie erreicht man die Sicht auf die Totalität? Indem man zum Einen die Unwissenheit behebt, durch fundamentale Unterrichtung und Untersuchung der Glaubenssätze, die dazu führen, dass jeder glaubt, sein Körper zu sein. Und indem man zum Anderen den Fokus total aufmacht und nicht „auf Null“ reduziert, wie im Vedanta!
Das Problem des Vedanta liegt darin, dass es die Welt als unwirklich ansieht – es gesteht ihr allenfalls eine „spirituelle Bedeutung“ zu. Daher wird dort versucht, sie zu überwinden. Aber was wäre, wenn die Welt das einzige ist, was existiert, wenn die Welt die „Ausdehnung Gottes“ ist, der „Körper der Existenz“ – nicht etwas „überflüssiges“? Dann sollte man den Fokus auf den gesamten Körper richten und nicht nur auf einen winzigen Partikel (Dich) oder nur auf „das leere Prinzip der Existenz“
Ich möchte dies hier als einen Vorschlag verstanden wissen, das Dilemma eines „statischen Zeugen“ zu überwinden, bei dem nur das „Prinzip der Existenz“ als real angesehen wird – aber nicht die von dessen Kraft hervorgebrachte Existenz.
Die Existenz ist ungeheuerlich, unbeschreiblich, man kann sie nur erleben. Aber wenn man sie erlebt, dann wird einem sofort klar, dass dieser brodelnde Ozean des Lebens kein „Zeuge“ ist, sondern dass hier ein falsches Wort und ein falscher Zustand benutzt wurde:
Die Realität ist kein „statischer und leerer ZEUGE“ – sondern ein DYNAMISCHES ERZEUGEN !
Die Vedantisten haben die Realität der Einheit gedanklich gespalten in ein „statisches und leeres Prinzip“ und die „Kraft und ihre Wirkung“. Damit haben sie erst die Dualität erzeugt, die sie dann meinen überwinden zu müssen. Es gibt aber gar keine Dualität!
Das Prinzip der Existenz wäre lediglich ein „unnützes Ding“, würde es sich nicht mittels seiner eingeborenen Kraft in sich selbst ergießen und damit erst die ungeheure Schöpfung erzeugen! Somit ist die Welt nicht etwas zu überwindendes, sondern etwas zu integrierendes!
Das „Prinzip der Existenz“, seine Kraft und deren Wirkung sind die Totalität der Realität, die Singularität der Existenz, eine untrennbare Einheit allen Seins – ein ungeheurer Ozean der Existenz, in der die Wesenheiten ekstatisch aufleuchten. Dies ist „das Feld“
Die WELT ist NICHT DUAL !
Die WELT ist eine SINGULARITÄT !
DU BIST diese WELT !
Einfache Übung zur Erkundung des „Raumbewusstseins“, die ich vorhin „zufällig“ entdeckt habe:
Dimme das Licht im Bad ziemlich dunkel. Lege Dich in eine Badewanne mit warmen Wasser, nicht zu heiß und nicht zu kalt, gerade so, dass es angenehm ist und die Temperatur des Wassers nicht dominiert. Dann lehne beide Füße an die Wand am Fußteil der Wanne, so dass die Beine schräg hochstehen und etwa 30-40cm auseinander sind. Lehne beide Arme links und rechts vom Körper schräg an den Wannenrand, so dass sie ziemlich steil nach oben stehen und die Hände ungefähr so hoch sind, wie die Füße. Mach es aber so, dass keine Anstrengung nötig ist und sich alles bequem anfühlt. (Man kann das auch im Bett machen, indem man Arme und Beine spreizt und den Raum dazwischen gewahrt – aber in der Wanne ist es bequemer und intensiver.)
Dann lehne den Kopf zurück und schließe die Augen. Fühle gleichzeitig in alle Hände und Füße hinein und spüre gleichzeitig den Raum zwischen den vier Gliedmaßen. Bleibe dabei vollkommen entspannt!
Nach kurzer Zeit fängt das Blut in Armen und Beinen an zu pulsieren.
Spüre gleichzeitig das Pulsieren im Körper und den Raum zwischen diesen Empfindungen!
Lasse die Augen geschlossen und schaue in den inneren Raum. Jetzt solltest Du Lichtpunkte sehen oder so etwas wie sich bewegende Schlieren oder Fäden. Am Anfang sind es vielleicht nur wenige, wenn Du den Blick nicht abwendest, entspannt weiter schaust und gleichzeitig den Körper und den Raum fühlst, werden es mehr. Du kannst Dir auch Lichtpunkte imaginieren – etwa so, wie ein dichtes Feld mit flimmernden Sternen. Aber auch wenn Du keine optischen Effekte siehst, spüre einfach weiter auf die pulsierenden Gefühle in den Armen, Beinen und im Körper und auf den Raum dazwischen.
Die Gesamtheit der Wahrnehmungen – dieses pulsierende Gefühl im Körper, zusammen mit dem Gefühl des Raumes und den optischen Effekten – das alles zusammen ergibt einen (schwachen) Eindruck „des Feldes“, wie ich es erlebe.
Wichtig ist die Totalität der Wahrnehmung als Gesamtheit, als Singularität zu erleben!
Wenn Du die Gesamtheit der Wahrnehmungen gleichzeitig erlebst, dann versinkt das „Ich-Bewusstsein“ in der Wahrnehmung und dann ist da nicht mehr das Gefühl, dass „Du“ das alles wahrnimmst, sondern da ist nur noch die Wahrnehmung! Dann bist Du Raumbewusstsein, dann bist Du die Totalität der Realität, dann bist Du die Singularität der Existenz!
Jetzt übertrage die Totalität dieser dynamischen Wahrnehmung auf das gesamten Universums – ohne einen Wahrnehmenden, ohne ein bewusstes „Ich“ – dann hast Du eine (schwache) Ahnung von dem, was Du wirklich bist: Die Totalität der Realität – die Singularität der Existenz!