Was ich bin und was nicht

Neulich las ich irgendwo die Aussage: „Wir sind spirituelle Wesen, die in dieser Welt ihre Erfahrungen machen“. Diese Aussage möchte ich einmal für mich untersuchen, weil offensichtlich sehr viele diesem Glauben anhängen – vor allem in der Esoterikszene. Es soll sich nur bloß keiner kritisiert fühlen – jeder darf von sich glauben, was immer er will. Ich will einfach nur verstehen, warum das geglaubt wird – mal sehen, was da am Ende dabei herauskommt…

Bin ich ein spirituelles Wesen? NEIN! Ich bin ganz eindeutig das Leben selbst, das in einem direkten Ausdruck in jedem Moment diesen Körper hervorbringt. Ich weiß das mit hundertprozentiger Sicherheit, weil ich es so erfahren habe und immer genauer sehen kann, wie die Dinge funktionieren. Da ist kein „Wesen“, da ist auch kein „Engel“ oder „Gott“.

Warum aber glauben viele an solche Pseudowesen? Weil sie nicht erkennen können, dass sie buchstäblich NICHTS sind – aber genau das ist der Fall! Natürlich nicht „GAR NICHTS“, sondern etwas, das man nicht sehen, fühlen, tasten, schmecken oder riechen kann. Etwas, das man auch nicht direkt beschreiben oder erklären kann, sondern nur umschreiben – etwas, das man nur SEIN kann.

Solche Leute fallen genauso auf den Körper herein, wie alle anderen auch. Nur, dass sie den physischen Körper, den sie täglich sehen, abstrahieren und ihren „eigentlichen Körper“ als unsichtbar aber dennoch vorhanden annehmen. Sie glauben immer noch daran, eine individuelle Person, ein individueller Körper, zu sein. Dieser wäre aber „wesenhaft“„geistig“, „höher“„durchscheinend“, „rein“, „edel“ – also viel besser, als dieser fressende, saufende, scheißende, pissende, furzende, schmutzige, stinkende, pickelige, schlappe oder-was-weiß-ich-Körper, den sie da im Spiegel sehen.

Hier sehen wir auch, wie der Glaube wirkt: er wirkt als Anker in der Unsicherheit und im Schmerz, als Dreh- und Angelpunkt, um bei allem Leid noch funktionieren zu können. Der Glaube ist ein Surrogat für wirkliches Hinsehen. Der Glaube an einen „geistigen Körper“ ist ein Ausweich-Mechanismus, für Menschen, die in dieser Welt nicht wirklich angekommen sind und sie letztendlich ablehnen.

Wer dagegen weiß, dass er das Leben, der lebendige Ursprung IST, dass er das IST, was das Universum hervorbringt, der weiß auch, dass alles Leid und alle Freude genau so gewollt sind, wie sie geschehen. Der weiß auch, dass er sich zu einhundert Prozent engagieren muss und der wird nicht kneifen, sondern sich hingeben.

Natürlich ist es nicht schlimm, wenn man glaubt, der Körper zu sein, ein „Wesen“ oder sonst etwas. Aber dieser Glaube ist ein geistiges Gefängnis, das verhindert, dass der Gläubige frei wird, das zu sein, was er wirklich ist: das unbegrenzte Leben, das in einem immer währenden, einzigartigen Ausdruck genau diesen Körper hervorbringt, der einen Lebensmittelpunkt, einen Fokuspunkt in dieser Welt darstellt. Der Körper ist ein Mittel, um in dieser virtuellen Welt, an einem ganz bestimmten Punkt, zu einer ganz bestimmten Zeit auf eine ganz bestimmte Weise wirken zu können – und alles aus dieser Perspektive beobachten zu können. Eine genau definierte Traumfigur in einem multidimensionalen Traum.

Wer all das nicht erkennen kann, der beschäftige sich mit Advaida Vedanta – obwohl ich nichts davon halte, an den Ursprung mit einer Lehre heranzugehen. Ich bevorzuge (mittlerweile) die direkte Erfahrung und Erkenntnis. Nach dieser vedischen Lehre kann es nur ein Einziges geben, das existiert und aus dem alles hervorgeht – und genau das ist meine Erfahrung – und nicht nur meine. Wer also glaubt, ein „Wesen“ zu sein, der sieht sich selbst nicht als den Ursprung an, sondern als irgend etwas zwischen dem Ursprung und dieser Welt – als ein „individuelles, bewusst handelndes Wesen“, das sich irgendwie in diese Welt hineinprojiziert und hier seine Erfahrungen macht, um zu „wachsen“. Wenn es dann „gewachsen“ ist, wird es zum „Engel“, „Gott“ oder sonstigem „Überwesen“. Wer das glaubt, hängt immer noch an einer körperlichen Identität, an einer Person. Kannst Du das sehen?

Du brauchst auch keinen Guru oder Meister, um Du selbst zu sein. Sei Dein eigener Meister! Du kannst das sehr viel besser, als jene, die vorgeben, Dir helfen zu können! Du bist der Einzige – der Dir helfen kann.

Zu glauben, ein „Wesen“ zu sein oder „Meister“ und „Gurus“ zu benötigen, ist nicht schlimm oder falsch! Das ist dann einfach das, was jetzt bei genau diesem Menschen geschieht. Jeder muss seine eigenen Erfahrungen durchleben, muss Freude und Leid erfahren, bis er irgendwann keine Lust mehr darauf hat, sich immer wieder an dem gleichen Zeug zu reiben. Dann endlich macht er die Augen auf – und erkennt, dass er ist, was er schon immer war: das ursprüngliche Leben selbst. Aber weder kann einer von „außen“ hier eingreifen, noch der Gläubige selbst. Jeder wird genau dann aufwachen, wenn es für ihn an der Zeit ist – genau dann, wenn im globalen Traum diese eine Traumfigur aufwacht…