Der Mut, alleine zu stehen

Die Lebensenergie muss sich immer ausdrücken, solange der Körper lebt. Wenn sie sich reibungslos ausdrücken kann, dann wirkt sie konstruktiv aufbauend, gemäß den Strukturen, durch die sie fließt. Wenn Reibung da ist, dann wirkt sich die Energie negativ auf den Körper und/oder die Umgebung aus.

Das kann man sich vorstellen, wie bei einem Getriebe. Alle Wellen dürfen nur mit solchen Kräften belastet werden, dass sie selbst und die umgebenden Bauteile und Wandungen nicht überlastet werden. Wird eine oder mehrere der Wellen asymmetrisch blockiert, gebremst oder beschleunigt, dann wird die Getriebestruktur zusätzlich zu den Kräften belastet, die im Normalbetrieb auftreten, was langfristig zur Zerstörung des Getriebes führen kann.

Daher ist es wichtig, dass man sich frei ausdrücken kann, ohne eine innere Reibung dabei zu erzeugen, durch Vorstellungen, dass man das nicht kann oder darf.

Der freie und ungebremste Selbstausdruck ist demnach nichts anderes, als ein produktiver Ausdruck der Lebensenergie, bei dem die benutzten Strukturen gestärkt werden und Lebensfreude auftritt.

Ein gebremster oder blockierter Selbstausdruck ist ein unproduktiver Ausdruck der Lebensenergie, bei dem die benutzten Strukturen überlastet, beschädigt und letztlich zerstört werden.

Wenn festgestellt wird, dass Selbstzerstörung und/oder Selbstverleugnung vorliegt oder dass von außen (Eltern, Freunde, Schulkameraden, Arbeitskollegen) negativ auf einen eingewirkt wird – dann hilft nur rigorose Ehrlichkeit und Aufrichtgkeit und eine gründliche Aufarbeitung. Bei mir lief das über lange Zeit ab – und läuft immer noch ab – und es hat sich so abgespielt, dass ich zunehmend nur noch mache, was mir gut tut und mich von allem abgewandt habe, was mir nicht gut tut. Das betrifft Personen und Tätigkeiten. Das führte letztlich auch zum Abschalten der Kommentarfunktion – denn die ist nur dann nützlich für mich, wenn sie aufbauend wirkt.

Ich habe auch keinerlei Freunde oder regelmäßige Geselligkeiten, denn ich habe festgestellt, dass das Menschen sind, die selbst haufenweise mit Problemen beladen sind und mich nicht wirklich unterstützen wollten und meine Gesellschaft nicht suchten, weil sie mich lieben – sondern weil sie selbst Bestätigung oder Hilfe brauchen. „Freunde“ in der normalen Welt sind nichts anderes, als Menschen, die nicht alleine laufen können und sich deshalb gegenseitig stützen – also Kranke, die Krücken suchen. Es wäre aber besser, wenn man erst einmal alleine durch das Leben geht und lernt, mit sich selbst klarzukommen, bevor man sich auf Freundschaften einlässt. Nur gesunde, kräftige und stabile Menschen können wirkliche Freunde oder Partner sein. Solche Menschen sind aber extrem selten.

Ich meide auch instinktiv größere Menschenmengen – das empfinde ich im Körper als ungut und es signalisiert mir: Geh da weg.

Letztendlich hat dieser Prozess des „sich auf mich selbst Konzentrierens“ dazu geführt, dass ich nahezu alles alleine mache und von niemandem Hilfe einfordere. Früher habe ich dagegen meistens nach außen geschaut und versucht, Hilfe zu bekommen – das hat mich geschwächt. Die unabhängige Selbstbehauptung – also der freie Selbstausdruck, ohne jede äußere Unterstützung ist dagegen aufbauend und heilsam. Ich musste lernen, dass ich alleine in der Lage bin, dieses Leben zu meistern und dass ich auch der einzige bin, der weiß, was mir gut tut und was nicht. Sobald ich anderen gestatte, da reinzureden, wird das krampfig, weil naturgemäß jeder andere Probleme hat und sie auch nur aus seiner Sicht sehen kann. Jeder muss mit sich selbst klar kommen – Hilfe von außen ist praktisch unmöglich.

Wenn einer innerlich ruhig ist und einem anderen wirklich zuhören kann, dann ist er in der Lage, dem Gegenüber die Wahrheit und die Antwort auf dessen Frage zu SPIEGELN. Das funktioniert aber nur deshalb, weil die Wahrheit und die Antwort schon im Gegenüber vorhanden ist und der sie nur momentan nicht sehen kann oder will. Wenn das Gegenüber keine Antwort auf seine Probleme in sich hat – dann kann ihm auch niemand diese spiegeln.

Letztendlich läuft es darauf hinaus, zu erkennen, dass es nur einen einzigen Menschen gibt, der für mich wirklich wichtig ist: ich selbst. Selbst der Partner und die Kinder sind in dieser Hinsicht nicht relevant. Meine Frau lebt mit mir und wir lieben und unterstützen uns gegenseitig – aber mein Leben muss ich alleine leben. Kinder sind (geliebte) Gäste, die für einen bestimmten Lebensabschnitt da sind und anschließend auf eigenen Beinen stehen müssen. Das bedeutet natürlich nicht, dass man Kinder nicht lieben soll oder nicht mit ihnen umgehen darf – es geht hier nur um Abhängigkeiten und gegenseitiges unterdrücken.

Es hat sehr lange gedauert, bis ich erkannt habe, dass es keine Einschränkung ist, wenig oder keine Freunde zu haben, sondern eine Bereicherung – weil ich mich dann ganz auf mich selbst konzentrieren kann und nicht mit den Problemen anderer Menschen belasten muss, die ich ohnehin nicht lösen kann. Ein Partner, der auf eigenen Beinen steht und innerlich selbstständig und stark ist, ist dagegen eine Bereicherung. Das gilt auch für Menschen, die auf einer ähnlichen Ebene schwingen, wie man selbst – denn die sind meist auch in der Lage, Antworten zu spiegeln.

Wenn ich das alles betrachte, dann ist der reine Selbstbezug und freie Selbstausdruck, ohne Abhängigkeiten nach außen, identisch mit vollständiger Freiheit.

Auf die Gesellschaft übertragen bedeutet das: Nur freie, unabhängige und starke Menschen können eine freie, unabhängige und starke Gesellschaft hervorbringen. Abhängige und Stützen suchende Menschen, werden dagegen automatisch sozialistische Strukturen hervorbringen, in denen der Einzelne gezwungen wird, für andere da zu sein und zu arbeiten.

Auf die aktuelle Situation in Deutschland übertragen bedeutet das, dass es praktisch unmöglich ist, an der heutigen Situation irgend etwas zu ändern, solange der Großteil der Menschen nicht innerlich stark und unabhängig ist. So etwas braucht aber sehr viel Zeit – oder eine massive Einwirkung äußerer Kräfte.

In der Natur funktioniert das folgendermaßen: Wenn ein Bach nicht mehr in der Lage ist, frei zu fließen, dann wird er aufgestaut. Sobald der Stau aber eine gewisse kritische Größe überschreitet, wird der Staudamm weggedrückt oder umgangen. Dabei werden dann große Kräfte frei, welche das aufstauende Material mitreißen und den Weg wieder frei spülen. Genau so funktioniert das in einer Gesellschaft und in Einzelmenschen. Wer nicht freiwillig erkennen will, dass er massive Probleme hat und dass er diese selbst lösen muss – der wird letztlich dazu gezwungen.

Ich bezweifle allerdings, dass dieser letzte Ausweg der Natur für den Einzelnen besser und gesünder ist, als ein freiwilliges Hinschauen und Erkennen der Realitäten und daraus resultierendes, aufbauendes und richtiges Handeln. Schon die Vorstellung einer vernichtenden Flutwelle, zeigt, dass das pure Gewalt ist. Und wenn auch die keine Befreiung bewirkt – dann wird sich so ein Mensch oder so eine Gesellschaft durch die eigenen Blockaden selbst zerstören.

Nachtrag: Die Videos, die ich seit einigen Wochen mache, zeigen mich genau so, wie ich bin. Und da ich nicht das geringste daran steuere oder nachträglich verändere – und immer genau das sage, was gerade heraus will, und auch so, wie es heraus will – bin ich vollkommen authentisch. Dieser unlimitierte Selbstausdruck bewirkt offenbar, dass nach und nach verkrustete Persönlichkeitsstrukturen abgesprengt werden – die ein starres Verhalten erzwungen haben. Sobald dieses Verhalten in der Öffentlichkeit geändert wird, fallen die Verkrustungen ab und der natürliche Selbstausdruck wird freigelegt.

Bevor ich mit den neueren Videos begann, hätte ich nicht für möglich gehalten, was das alles auslösen kann. Die Videos sind damit erwiesenermaßen ein reinrassiges Mittel zur Selbsterkenntnis und zum Freilegen der Wahrheit meiner selbst. Sie zeigen mehr und mehr das auf, was ich wirklich bin. Beim Schreiben dagegen ist mehr der Kopf beteiligt – obwohl auch das bei mir recht frei und fließend ist.