Vollkommen unvollkommen.

Es ist unglaublich, was zur Zeit in mir vorgeht. Nachdem ich gestern den Beitrag über die Gita geschrieben hatte, schaute ich in mich hinein und da war keine Angst mehr vor einem kommenden Kampf. Es war statt dessen so etwas, wie eine freudige Erwartung, ein energiereiches Prickeln zu spüren. Das hat alles mit dem Video am Sonntag zu tun. Irgendetwas ist da abgefallen, was mich vorher noch blockiert hatte.

Ich habe das Gefühl alles machen zu können und alles sagen zu können. Wo ich mich früher zurück gehalten habe, Erkenntnisse auszusprechen, weil ich mir nicht sicher war, kommt das nun so selbstverständlich heraus, dass ich mich nur noch wundern kann. Es war doch nur ein Video! Nein, es war viel mehr, als das. Ich habe mich getraut einfach das zu sein, was ich bin: vollkommen unvollkommen – und mich genau so anzunehmen.

Jeder normale Mensch würde doch davon ausgehen, dass ein schöner Mensch, der wahnsinnig gut sprechen kann, Erfolg hat, Frauen, Geld und Macht – dass der Kraft hat.

Und jeder normale Mensch würde doch sagen, dass einer, wie ich, der ein Video macht, wo er seine Gefühle zeigt, unbeholfen wirkt, herumstottert und Aussagen trifft, die gegen das gerichtet ist, was 99% der Deutschen tun – dass so einer schwach ist.

Aber es ist genau anders herum! Ein schöner und erfolgreicher Mensch kann sich leicht annehmen, wird er doch von allen anderen bestätigt – alle wollen so sein, wie er. So ein Mensch vollbringt keine Leistung, wenn er sich annimmt.

Ein eher unscheinbarer Mensch, der herumstottert und dem immer wieder Worte fehlen – wirkt schwach und unbeholfen und mit dem würde keiner tauschen wollen. Aber wenn sich dieser Mensch genau so annimmt, wie er ist, dann ist er stark und wo Stärke ist, da fließt noch mehr Energie hin.

An Gandhi sieht man das sehr deutlich. Dieser kleine, scheinbar schwache Mensch hat es geschafft, Indien von den Engländern zu befreien, ohne einen Schuss abzufeuern – einfach dadurch, dass er mit den Indern ein wenig spazieren gegangen ist. Das erinnert an PEGIDA – und vielleicht wird diese Gruppierung auch deshalb so angefeindet.

Was ich seit Sonntag gelernt habe ist dies: Nimm Dich zu einhundert Prozent an, liebe Dich genau so, wie Du bist, akzeptiere Deine Gefühle, mach das, was Du machen willst, sag das, was Du sagen willst – und schere Dich einen Dreck darum, was andere sagen, denken oder wollen. Dann hast Du einhundert Prozent Deiner Kraft und bekommst laufend neue dazu, je weiter Du Dich vorwagst.

Ich hätte früher niemals in der Öffentlichkeit aussprechen können, was ich in den letzten Tagen hier geschrieben habe – einfach deshalb, weil ich mir immer unsicher war, ob das auch alles stimmt, was ich da sehe. Aber das ist weg – es hat sich ins Gegenteil verkehrt. Ich habe fast 55 Jahre dafür gebraucht – aber besser spät, als nie.

Mein Leben lang musste ich darunter leiden, dass mich meine Umgebung nicht ernst nahm und versuchte unten zu halten – vor allem in der Schulzeit. Aber nie wieder lasse ich mir von irgendwelchen Leuten einreden, dass ich unrecht hätte, dass ich peinlich wäre, dass ich besser die Klappe halten solle. Das sind nur Leute, die selbst nichts auf die Reihe bekommen, die am Wegrand stehen und allen, die schneller gehen, als sie selbst, versuchen ein Bein zu stellen.

Genau deshalb erlaube ich auch niemandem bei mir zu kommentieren. Hier schreibt nur einer: Ich – und die notorischen Stänkerer und Runterzieher können ihren Unrat woanders abkippen! Ich bin auch nicht so dumm, auf anderen Seiten nachzuschauen, was da wohl über mich geschrieben wird. Ich selektiere sehr genau, was ich lese und was nicht und ich merke sofort, was mir gut tut und was nicht. Warum sollte ich freiwillig in die Kanalisation steigen und in Scheiße baden – noch dazu in fremder? Das ist ein ganz großer Vorteil des Internets: ich kann hier schreiben und ihr müsst es hinnehmen – hier kann mir keiner was – und ich genieße das…