Bewusstseins-Management

Ich möchte einmal beschreiben, wie das Bewusstsein sich bei mir selbst managed. Das menschliche Bewusstsein ist normalerweise im Kopf angesiedelt. Bei fokussiertem Blick ist das Bewusstsein mehr vorne, hinter den Augen. Bei entspanntem Blick mehr mittig bis hinten. Dann gibt es noch die Region unterhalb des Scheitels, wo es möglich ist, intuitivere Gedanken zu erfassen.

Beim Anlegen der Zunge an den Gaumen rutscht es mehr nach hinten, teilweise bis hinter den Hinterkopf – beim Lösen der Zunge vom Gaumen wieder mehr nach vorne. Man kann also mit der Zunge sehr leicht und einfach die Energie- und Bewusstseinsverteilung im Kopf regulieren – ohne genau zu wissen, wie man das eigentlich macht. Bei mir geht das auch ohne Zunge – das habe ich bei Anadi gelernt. Das sind die gewöhnlichen Verweilorte – die aber den Nachteil haben, dass oft sehr viel Energie im Kopf ist.

Wenn man an beiden Händen die Daumenkuppe auf den Zeigefingernagel legt, fühlt man klar, wie das Bewusstsein nach unten wandert. Etwas unterhalb des Nackens, über den gesamten Querschnitt des Kopfes, war bei mir ursprünglich ein Energiefeld gewesen, mit einem Loch in der Mitte, das größtenteils verhindert hatte, weiter nach unten zu gehen. Eines Tages staute sich die Energie so sehr im Kopf, dass ich mir nicht mehr anders zu helfen wusste, als alles, was „da oben“ war, mit dem inneren Fühlsinn „zu packen“ und unter Aufbietung aller Kräfte, quer durch dieses Feld zu rammen. Dabei riss es auf und wurde mit der Energie nach unten weggerissen. Es baute sich nach diesem Gewaltakt auch nicht mehr auf. Nun ist der ganze Querschnitt des Kopfes nach unten hin frei und ich kann an jeder Stelle nach unten gehen. Mir kommt gerade, dass man das Energiefeld mit einem „Jungfernhäutchen“ vergleichen könnte.

Die Bereiche unterhalb des Nackens sind Zugänge zur Tiefenebene. Meist halte ich mich am Hinterkopf unterhalb des Nackens auf, so dass da oft das Gefühl ist, hinter dem Hinterkopf „herunter zu hängen und am Rücken zu baumeln„. Das hört sich eigenartig an – aber genau so fühlt es sich an. Diese Zone bringt eine sehr tiefe Entspannung und gleichzeitig bin ich dann auch noch im unteren Bauchraum, denn von unterhalb des Nackens besteht eine direkte Verbindung nach unten. So eine Verbindung gibt es auch noch im Bereich der Wirbelsäule und im Vorderkopf, hinter den Augen bis unterhalb der Nase.

Diese Verbindung zu den Tiefenzonen sind eminent wichtig, zur tiefen Entspannung und Ankerung in der STILLE und zur mühelosen Beherrschung des Verstandes. Hält man die Zunge am Gaumen und bleibt mit dem Bewusstsein am Hinterkopf, unterhalb des Nackens, dann ist er still, ohne dass man irgend etwas anderes machen muss. Es fällt mir schwer, das genau herauszufinden, weil mein Verstand total beruhigt ist, egal, an welcher Stelle das Bewusstsein gerade konzentriert ist.

Es gibt aber trotzdem immer wieder automatisch hochpoppende Gedanken, die gleich wieder verschwinden, wenn sie nicht angefasst werden. An deren Anzahl kann ich in etwa ablesen, wie effektiv ein Aufenthaltsort ist. Mit der Zunge am Gaumen und dem Bewusstsein am Hinterkopf kommt praktisch nichts mehr hoch. Löse ich die Zunge, beginnt es zu tröpfeln und gehe ich mit dem Bewusstsein hinter die Augen, wird es mehr und der Verstand ist dann bereit, konzentriert zu denken. Am Hinterkopf ist es erheblich schwerer, konzentriert zu denken – die Gedanken scheinen dann „weit weg“ zu sein.

Jetzt könnte man natürlich wieder mutmaßen, dass da ein Ego am Werk ist, was das tut – aber dann darf man keinen Furz mehr lassen, ohne das zu mutmaßen. Tatsächlich ist das natürlich nicht das Ego, es ist das Bewusstsein selbst, geleitet vom inneren Fühlsinn. Was hier passiert, ist, dass sich das Bewusstsein an sich selbst fest hält und sich in sich selbst korrekt positioniert und ausrichtet. Das hier ist auch keine „Anleitung„, wie „man“ so etwas „macht“ – ich beschreibe hier nur das, was mehr oder weniger automatisch in mir passiert, ohne, dass ich das aktiv und willentlich „mache„. Es gibt da auch keine Gedanken, in der Art: „Oh, das ist unangenehm – da muss ich doch gleich nach hinten gehen…

Da denkt gar nichts – das läuft alles instinktiv ab: Wird gespürt, dass das Bewusstsein im Vorderkopf konzentriert ist und der Energielevel steigt, so dass es unangenehm wird, gehe ich mit einer reflexhaften Bewegung nach hinten unten. Der Energielevel fällt damit augenblicklich in einen angenehmen Bereich ab und zwar mittlerweile so weit, dass der Vorderkopf fast nicht mehr zu fühlen ist – er scheint dann gar nicht mehr vorhanden zu sein. Gleichzeitig sinkt der gesamte Spannungspegel des Körpers ab, bis in den Bereich tiefer Entspannung – und zwar ohne einen einzigen Muskel aktiv zu bewegen oder zu entspannen. Das spielt sich alles nur im Bewusstsein und in Energiefeldern ab.

Diese Art des instinktiven „Energie- und Bewusstseinsmanagements“ sorgt für eine große Entspannung und Wohlbefinden im Kopf und im gesamten Körper und zusammen mit dem stillen Verstand dafür, tief in der STILLE gegründet zu sein. Mehr wird hier nicht „gemacht„. Dabei kommt nie das Gefühl auf, „etwas zu machen“ oder gar „zu üben„. Das ist im Prinzip, wie wenn sich ein Insekt auf der rechten Wange niederlässt und zusticht – automatisch wischt dann die rechte Hand an der Wange vorbei, um es zu vertreiben.

Man könnte sagen, dass das, was hier geschieht, ähnlich ist, zu dem, was beim ZaZen geschieht. Dort führt die korrekte Körperhaltung und das geistige Nichtgreifen dazu, dass Gedanken vorbei ziehen und sich auflösen. Bei der korrekten Haltung des Bewusstseins passiert das gleiche – mit dem Unterschied, dass dies überall und jederzeit ununterbrochen so ist. Bei der Arbeit, beim Sport, im Bett – überall – und ohne formal zu üben. Ich empfinde das als total natürlich – es ist das, was da ist, wenn alle Mühe abgefallen ist und nichts aktiv getan oder gelassen wird. Einfach das…