Konzentration ist unverzichtbar

Aufgrund der Dinge, die mir in den letzten Tagen und Wochen passiert sind und die ich ganz klar auf das dauerhafte Einhalten der Stille und das Lauschen auf den inneren Ton zurückführe, wird mir immer klarer, dass es keine innere Weiterentwicklung gibt, ohne dass der Geist möglichst stark konzentriert und beruhigt wird. Ein unbeständiger Geist, der sich ständig unkontrolliert in irgendwelchen Gedanken herumtreibt oder in Gefühlen und Sinnesgenüssen schwelgt – ist völlig unfähig, sich auf das Bewusstsein zu konzentrieren. So ein Geist weiß nicht einmal, dass er existiert und wo – und damit ist er einfach nur wertloser Müll.

Jetzt mag man einwenden: Du bist doch schon am Ziel, Du bist doch schon das Selbst – wo willst Du denn noch hin? Ich will nirgends hin, sondern ganz und gar bei mir selbst sein und nur da! Es geht nicht darum, etwas zu erreichen, irgendwo hinzukommen oder irgendwelche Fähigkeiten zu erringen – sondern ganz und gar still und auf sich selbst konzentriert zu sein, um der Shakti/Lebenskraft zu ermöglichen, die nötige Arbeit zu tun.

Das eigentliche Bewusstsein lässt sich nicht in der Wahrnehmung finden, man kann es nur sein. Wenn der Verstand=Geist aber herumwandert, dann beschäftigt er sich mit Mustern, mit Inhalten und damit entfernt er sich vom Bewusstsein/Hintergrund, in dem diese Inhalte erscheinen. Dieser Hintergrund ist still, dunkel und nicht sinnlich wahrnehmbar – und wenn man sich mit Inhalten beschäftigt, dann wird die Aufmerksamkeit vom bewussten Sein – dem Bewusstsein – abgezogen. Und da das praktisch jeder immerzu tut, weiß fast niemand, wer oder was er wirklich ist.

Wenn man sich nicht mit Inhalten beschäftigt und sich immer der Tatsache bewusst ist, das Selbst zu sein und dass alles wahrnehmbare der eigene Körper ist, die eigene Ausdehnung – wird man zu dem, was man ist: zu reinem Bewusstsein. Um das bewegte Bewusstsein zu beruhigen, kann man sich die Frage stellen: „Was bin ich?“ und dann diesen Gedanken festhalten und dort mit dem Gefühl hingehen, wo er aufsteigt und wieder verschwindet. Das ist die Methode die Ramana Maharshi gelehrt hat.

Der leichtere Weg und wie ich aus langjähriger Erfahrung weiß, auch der effektivere, ist, auf den ununterbrochenen inneren Ton zu hören – wenn man in der Lage ist, ihn wahrzunehmen. Dieser transzendente, innere Ton ist identisch mit der Urschwingung, der ersten vom stillen Quell-Bewusstsein erzeugten Schwingung, Daher wird jeder, der auf diesen Ton lauscht, früher oder später automatisch ganz nach oben gezogen.

Das geht nicht sofort und kann mitunter Jahre dauern, denn zuallererst muss der Geist geläutert werden. Das geschieht, indem man während der gesamten Wachphase dauernd aufmerksam auf diesen Ton lauscht. Wer das tut, gibt sein Ego bewusst zurück, denn ein Ego existiert nur in einem bewegten Geist, nicht in einem, der still und damit unbeweglich und tot ist.

Man muss vollkommen verstehen, warum das so ist: Das ursprüngliche, reine und absolut leere und stille Bewusstsein der Quelle ist völlig unbewegt. Mit dem Aufkommen der ersten Schwingung, der Urschwingung, entsteht Bewegung – feine Vibrationen und Lichtblitze. Diese Bewegung ist die Shakti, die Lebenskraft, der Geist, der alles erschafft. Faktisch sind die beiden Eins – genauso wie das menschliche Bewusstsein wesenhaft identisch ist mit dem Quell-Bewusstsein – und der menschliche Geist/Verstand mit dem kosmischen Geist/Shakti.

Aus der Stille erhebt sich Bewegung

Aus dem Gesagten sollte klar geworden sein, warum das permanente Lauschen auf diesen Ton so wichtig ist: weil er eine direkte Wahrnehmung des Einen ist. Ich habe das viele Jahre lang gemacht, ohne wirklich zu wissen, was ich da eigentlich tue. Mir war aus einem Buch lediglich bekannt, dass man den Geist/Verstand mit dem Lauschen auf diesen inneren Ton beruhigen kann und das hat auch perfekt funktioniert. Erst jetzt bekam ich Material in die Hand, das erklärt, worum es sich dabei wirklich handelt – und kann nur stauenen, wie das alles abläuft…

Das läuft so ab, weil es in dem Ganzen keine Trennung gibt – die komplette Schöpfung ist ein wesenhaftes Ganzes –  ein einziges Wesen. Aber aus Sicht der Manifestation sieht das völlig anders aus! Warum? Weil jede Bewegung immer die Aufmerksamkeit vom Bewusstsein abzieht. Und da das stille Bewusstsein nicht sinnlich wahrnehmbar ist, wird es vergessen – oder vergisst sich selbst. Aus dieser Selbst-Vergessenheit entsteht die scheinbare Vielfalt, der Anschein, dass alles voneinander getrennt ist.

Bewegung zieht die Aufmerksamkeit auf sich, weg vom lebendigen Bewusstsein

Darum sagt man, dass der kosmische Geist (Bewegung) die Quelle (Stille) erschlägt – und der menschliche Geist in Bewegung erschlägt das menschliche Bewusstsein. Erschlagen bedeutet, das Bewusstsein von sich selbst abzulenken, so dass es sich selbst vergisst. Der kosmische Geist und der menschliche Geist sind damit sozusagen Selbst-Mörder. Darum muss man still sein und auf den inneren Ton lauschen, denn nur in der Stille kann man bewusst sein, das Bewusstsein sein – alles andere wird von der Shakti erledigt. Wer so lebt, in dessen Körper findet sich keine Person, kein Handelnder.

Aus Sicht der Quelle tut hier niemand irgend etwas. Alles, was passiert – auch das Lauschen auf den inneren Ton und das Verbleiben in der Stille – ist nichts anderes als ein wahrnehmbarer Ausdruck der Lebenskraft/Shakti in Raum und Zeit. Aber obwohl da keiner ist, muss dieser „Niemand“ sich trotzdem „bemühen“, beim Ursprung zu bleiben und sich mit ihm zu identifizieren. Tut dieser „Niemand“ das nämlich nicht, dann identifiziert er sich damit automatisch mit dem Ego/Verstand und wird zu einem Jemand, einem Handelnden

Darum: Sei still und wisse: „Ich bin das Selbst“.

Das Ganze ist überaus einfach – oder total verzwickt – je nachdem, aus welcher Richtung man schaut…