Ein Fluss

Leben ist nur ein einziger Fluss von undifferenzierten Daten, wie ein Fluss aus Wasser, der so ist, wie er jeweils ist. Es ist der mentale Prozess, der den unendlichen Fluss interpretiert und sagt: „Ich bin dieser Wassertropfen, der Fluss des Wassers ist das Sehen und jener Wassertropfen ist das Gesehene.

Oder auch: „Schau mal, was diesem Wassertropfen passiert – er schlägt gegen diesen Felsen – und die anderen Wassertropfen außen herum, schauen nur zu, statt ihm zu helfen oder wenigstens Hilfe anzufordern. Die sind böse und haben kein Mitgefühl!„.

Es ist einfach ein einziger, undifferenzierter Fluss, ohne Subjekt, Objekt, gut, böse, richtig, falsch. Handlung geschieht oder geschieht nicht.

Die einzelnen „Punkte“ oder „Wesen“ sind einfach eine gewahrende Lokalisation in diesem Fluss, und das Körperbewusstsein ist ein Werkzeug, um lokalisiert und abgegrenzt handeln zu können.

Aber da ist kein Agent, der handelt – Handlung ist einfach Teil des Stromes, sie fließt vorbei, wie alles andere auch. Momente sind „Schnappschüsse“ dieses unendlichen, zeitlosen Flusses. Raum ist eine mentale Abstraktion, die nötig ist, um fließende Tropfen, die keine Grenze aufweisen, vom Strom und voneinander zu unterscheiden.

Einheit, Nicht-Selbst, Selbst-Realisation muss nicht hergestellt werden – sie ist ja ständig da, und überrennt „mich„, wie ein Vierzigtonner einen unaufmerksamen Passanten überrollt. Nur das ständige Beschäftigen mit den Inhalten erschafft scheinbare Entitäten und dabei wird das bereits Bestehende übersehen. Selbsterkenntnis ist nicht ein Herstellen von etwas Verlorenem, sondern ein Ablassen von Inhalten, ein Zurücklehnen und das Leben machen-lassen – was es ohnehin ständig tut.

Es ist nur EIN unendlicher, nahtloser Fluss, von was auch immer –
ohne „ich„, „mich„, „du„, „dich„, „Welt„, „Himmel“ und „Hölle„.

Nachtrag: Man kann das auch so sehen: der Fluss fließt, wie und wohin er will, weil er eine innewohnende Intelligenz besitzt, die alles steuert. Mit alles sind auch die Gedanken, Gefühle, Emotionen, Eigenschaften und Handlungen an einem lokalen Punkt gemeint.

Wenn der lokale Punkt nicht versteht, dass er nur ein lokaler Ausdruck eines unendlich großen, fließenden Flusses ist, der sich genau an dieser Stelle exakt so ausdrückt, wie er es gerade tut, dann kann es dazu kommen, dass der lokale Punkt versucht, sein eigenes Süppchen zu kochen – weil er sich unzufrieden fühlt.

Das lokalisierte Körperbewusstsein versteht dann nicht, dass der Koordinaten-Punkt, auf der es scheinbar lokalisiert ist, nur ein Punkt auf einer unendlich großen Landschaft ist, von der es nicht getrennt ist. Damit kann das lokalisierte Bewusstsein immer noch nicht tun, was es will aber es kann sehen und verstehen, dass es die ganze Landschaft ist und nicht nur ein Punkt und dass es daher nicht so wichtig ist, was an diesem Punkt passiert oder wie sich der Punkt fühlt.