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Am Strand des Meeres wohnten drei alte Zen-Mönche. Sie waren so weise und fromm, dass jeden Tag ein kleines Wunder für sie geschah. Wenn sie nämlich morgens ihre Andacht verrichtet hatten und zum Bade gingen, hängten sie ihre Mäntel in den Wind. Und die Mäntel blieben im Wind schweben, bis die Mönche wiederkamen, um sie zu holen.

Eines Tages, als sie sich wieder in den Wellen erfrischten, sahen sie einen großen Seeadler übers Meer fliegen. Plötzlich stieß er auf das Wasser herunter, und als er sich wieder erhob, hielt er einen zappelnden Fisch im Schnabel.

Der eine Mönch sagte: „Böser Vogel!“ Da fiel sein Mantel aus dem Wind zur Erde nieder, wo er liegen blieb. Der zweite Mönch sagte: „Du armer Fisch!“ – Und auch sein Mantel löste sich und fiel auf die Erde. Der dritte Mönch sah dem enteilenden Vogel nach, der den Fisch im Schnabel trug. Er sah ihn kleiner und kleiner werden und endlich im Morgenlicht verschwinden. Der Mönch schwieg – sein Mantel blieb im Winde hängen.


Genau darum geht es. Es geht nicht darum, wegzuschauen, keine Gefühle zu haben oder sich davon zu trennen. Gefühle zu haben ist völlig normal. Es muss aber auch klar erkannt werden, dass Gefühle immer eine Folge von bewertenden Gedanken sind. Es kann eindeutig gesehen werden, dass Gedanken Gefühle und Emotionen triggern und aufgekommene Gefühle und Emotionen triggern dann wieder Gedanken. Wenn so etwas entsteht, ist das oft ein längerer Kreislauf. Das ist Leiden!

Nochmal: es geht nicht darum wegzuschauen oder Gefühle zu unterdrücken. Sondern es geht darum, gleichzeitig zu SEHEN, dass das alles unpersönliche Er-Scheinungen sind, die so sind, wie sie sind. Das Sehen balanciert die Gefühle aus – sie sind dann immer noch da aber sie werden als unvermeidlich gesehen, genauso wie die Er-Scheinungen. Das ist alles.

Wenn man sich anschaut, was passiert, wenn einem Menschen vom Arzt ein Krebsleiden diagnostiziert wird, dann kommt dort meist Leid auf. Der Krebs ist real und die Gefühle beim Erfahren dieser Nachricht auch – aber sie sind nicht die Folge des Krebses, sondern davon dass ein „Krebsleiden“ als negativ betrachtet wird. Krebs → ablehnende, negative Gedanken → Schlechtgefühle → dann werden die Schlechtgefühle abgelehnt, was noch mehr davon produziert 

Leiden ist keine Folge eines Krebsleidens oder vom kurz bevorstehendem Tod – sondern von ablehnenden Gedanken. Wenn das erkannt werden kann, dann ist es möglich, sich zunehmend von Gedanken zu lösen. Das reduziert neues Leid.

Genau darum geht es auch beim Zen. Im reinen, nackten Sitzen kommt irgendwann das „ursprüngliche Angesicht“ zum Vorschein, das reine Stille ist. Sobald dann irgend etwas geschieht, kann gesehen werden, dass das, was geschieht, nicht ich bin und dass auch die Gedanken nicht ich bin und auch nicht die Gefühle, die von den Gedanken ausgelöst werden. Wenn die gesamte Ursache-und-Wirkungs-Kette gesehen wird, dann beginnt sie ihren Einfluss zu verlieren. Um das aber sehen zu können, muss höchste Wachsamkeit vorhanden sein, denn diese Vorgänge sind so schnell, dass man sie normalerweise nicht bemerkt.