Das Gefühl „ich“ zu sein

Beobachtungen zum „Ich-Gefühl“ und anderem…

Das Gefühl „ich“ zu sein, ist hier nur dann da, wenn logisch durchgängig gedacht wird. Intuitive Gedanken erzeugen hingegen nicht dieses Gefühl – sie sind mehr wie ein impulsives, kreatives Aufblitzen einer Idee oder einer gesuchten Lösung oder Erkenntnis.

Auch bei einem konzentrierten Fokus auf ein Wahrnehmungsobjekt erscheint eine Art „Ich-Gefühl„, das scheinbar einen „Beobachter“ (Objekt) konstituiert. Das scheint mit der damit verbundenen fokalen Anstrengung und der Objektwahrnehmung (Gedanken, Wahrnehmung) zusammen zu hängen.

Beim Ruhen im leeren Bewusst-Sein mit weit offenem Fokus gibt es hingegen kein Gefühl von „ich„. Da ist dann nur unfokussierte Wahrnehmung, die in jedem Moment neu ist und: Präsenz, Zeitlosigkeit, Stille, Frieden, Klarheit, Leere. Und das völlig unfabriziert, es wird nichts getan, außer bewusst und entspannt-loslassend zu ruhen – kein Festhalten an der Stille, keine Übung, keine Anstrengung, keine Absicht. Aufgrund der beinahe permanenten Zeitlosigkeit kann beliebig lange irgendwo geruht und einfach geschaut werden, ohne dass jemals Langeweile oder Unruhe aufkommt.

Falls Gedanken auftreten, ist das immer mit einer Art „Anstrengung“ verbunden. Das Loslassen dieser Anstrengung bewirkt ein sofortiges Verschwinden der durch die Anstrengung erzeugten Gedanken – und damit ein sofortiges Verschwinden des „Ich-Gefühls„.

Das „Ich-Gefühl“ scheint also die Folge einer bewussten oder unbewussten Anstrengung (Kontraktion?) zu sein.

Es scheint wirklich so zu sein, wie Maharshi sagte, dass das Ego oder Ego-Gefühl erst im Kontakt mit Objekten auftritt. Hier wäre auch „Anstrengung“ ein Objekt, denn sie wird ja gewahrt, ist also ein Wahrnehmungsobjekt.

Ein Loslassen tritt auch auf, wenn ein plötzliches, lautes Geräusch entsteht. Das Erschrecken bewirkt ein sofortiges Aussetzen der Gedanken. Darauf beruht zum Beispiel auch ein Kampfschrei – der soll nicht nur den Gegner verwirren, sondern auch im eigenen Kopf sofortige Stille schaffen. Das kann man ganz einfach ausprobieren, wenn es in einem chaotisch denkt: einfach einen plötzlichen, kurzen, scharfen und lauten Schrei ausstoßen – und plötzlich ist da Stille.

Zeit ist die Abfolge der sequentiell erscheinenden Stand-Bilder aber keine real existierende Zeit. Vergangenheit ist auch keine Zeit, sondern einfach nur die sequentielle Abfolge der vorherigen Bilder, die vom Gedächtnis abgespult werden. Zukunft ist die vorgestellte Sequenz möglicher Bilder, die noch nicht erschienen sind und daher nur ein Potential darstellen.

Ah – und Raum ist die notwendige Ausdehnung der Objekte, ohne die sie nicht wahrgenommen werden können. Somit ist Raum und Zeit die Auswirkung des Erscheinens von Objekten. Also genau anders herum, als es bisher hier gesehen wurde. Bisher war davon ausgegangen worden, das „relativer Raum und Zeit irgendwie existiert„, damit darin Objekte erscheinen. Das ist der gleiche Container-Konstrukt, der dazu führte, das Bewusstsein als Hintergurund zu sehen.

Zusammengefasst: Raum und Zeit sind untrennbar mit dem Erscheinen eines Objektes verbunden, genauso wie das Erfahren bzw. Gewahren des Objektes und das sonstige Wissen dazu. Das Erscheinen eines Objektes ist damit terminal. Es erscheint und mit dem Erscheinen ist es praktisch abgeschlossen und verblasst im Aufscheinen des nächsten Objektes – auch, wenn es scheinbar das gleiche ist. Ein Wahrnehmungs-Objekt hat damit eindeutig den Charakter eines Datenobjektes, in dem sämtliche zusammengehörigen Daten und Funktionen zusammengefasst sind.

Das Hier-und-Jetzt ist keine Abfolge vergänglicher Momente, die Orts- und Zeitgebunden sind, sondern Ortlosigkeit und Zeitlosigkeit. Es ist eine ewige Gegenwart oder Präsenz, die sich niemals verändert – nur der Inhalt verändert sich. Zeit und Ort sind dann das sequentielle Auftauchen und Verschwinden von Objekten in der Zeit- und Ortlosigkeit. Zeitlosigkeit ist Bewegungslosigkeit ist Stille. Zeit und Ort sind Bewegungen in der Bewegungslosigkeit der Stille.