Leben lebt sich selbst

Der Unterschied zwischen einem „normalen“ Menschen und einem, der sieht, was ist, besteht daraus, dass der Erste nicht sieht was ist, sondern was „er“ darüber denkt – und der Andere sieht einfach nur das, was ist und zwar genau so, wie es ist.

Leben ist nichts anderes, als ein anonymer Strom von Ereignissen, der sich selbst an jedem Punkt gewahrt – oder auch: die sich selbst gewahren.

Wenn das so gesehen werden kann, dann versiegt damit die Tendenz zu kritisieren was ist und damit die Tendenz, sich als Ego-Person zu sehen. Denn das, was da ist, ist niemals eine Ego-Person, sondern tatsächlich nur der anonyme Strom von aufpoppenden und wieder verschwindendenden Ereignissen: Atmen, Bewegungen, Handlungen, Kommunikation, Gedanken, Formen, Farben, Gerüche, Geschmack, etc.

ALLES was über diese einfachen und grundlegenden Erscheinungen und Ereignisse hinaus geht, ist ein gedanklicher Konstrukt.

Bei Menschen, die anfangen, dies alles zu sehen, haut „Maya“ (Die Tendenz die Wahrheit zu verbergen) normalerweise kräftig zu und versucht, ihn gewaltsam im Sumpf festzuhalten. Die zunehmende Sicht verringert diese Tendenz aber wieder und irgendwann wird es ruhig, wenn die Energie unbeeinflusst von inneren Bewertungen ruhig dahin fließen kann, wie sie will.

Die äußere Zerrissenheit basiert nur auf gespiegelter innerer Zerrissenheit und diese auf chaotischem Denken und dem Glauben an den Inhalt des Denkens. Das kann man mit Kajakfahren in einer extrem turbulenten Uferzone, gespickt mit Felsen und Dornengestrüpp, vergleichen.

Wenn das chaotische Denken endet – dann endet damit auch die innere und äußere Zerrissenheit und der Krieg der inneren Stimmen (Turbulenzen, festhalten wollen, annehmen, ablehnen). Übrig bleibt eine glatte Stromzunge, die zwar auch gegen Felsen knallt und enge Kehren aufweist – aber das wird dann einfach als faktische Gegebenheit registriert und weiter geht es. Angst ist einfach nur Angst und Gefühle sind einfach nur Gefühle – und nicht das Denken darüber.

In den meisten Fällen scheint das Leben/Bewusstsein die Tendenz zu haben, sich mit dem Punkt der Erfahrung zu identifizieren – was als „ich“ erlebt wird. Das ist aber nur ein Irrtum, denn es gibt schlicht und einfach kein Individuum, dem das alles passiert – das Leben oder das Bewusstsein tut das mit sich selbst.

Das kann aber nicht von dem nicht wirklich vorhandenen Individuum verhindert werden – denn das ist, was in diesem Moment passiert – und was passiert, das passiert. Was aber auch bedeutet, dass „Hören auf den inneren Ton“ oder „Meditation“ von selbst passiert. Da ist kein „Hörer“ – es hört einfach und da ist kein „Meditierer„, es meditiert einfach. Das ist bei jedem Wesen so – nur sehen das die meisten Menschen nicht.

Leben ist viel einfacher, als Mensch es gewöhnlich für möglich hält, denn die Dinge geschehen einfach aus sich selbst und in sich selbst.

Entscheidung entscheidet sich selbst, Handlung handelt sich selbst, Sprechen spricht sich selbst, Herzschlag schlägt sich selbst, Gehen geht sich selbst, Hören hört sich selbst, Sehen sieht sich selbst, Schmecken schmeckt sich selbst – und Ego egot sich selbst…

Leben lebt sich selbst.