Siehe auch: Das Universum ist ein riesiges Gehirn
Jeder Mensch, der das nicht selbst erlebt hat, wird das für völlig unmöglich halten. Denn seine menschliche Konditionierung, die jahrzehntelang tief eingebrannt wurde, lässt ihn, ob er das will oder nicht, immer davon ausgehen, dass er ein bewusstes Wesen ist, das getrennt ist von den anderen Wesen und der Welt. Wie einer glaubt, dass er und die Welt ist, so sieht er sie auch. Das kann nur durch oftmalige tiefe Einsicht geändert werden.
Diese Trennung ist eine vollkommene Täuschung – da ist kein bewusstes Wesen und da sind auch keine Objekte, da ist nur Bewusstsein, Gewahrsein oder besser die Präsenz von sich selbst gewahrenden Er-Scheinungen. Man kann auch sagen, dass Wahrnehmung nicht getrennt von den Wahrnehmungen ist – was explizit bedeutet, dass die Wahrnehmungen sich selbst gewahren.
Sogar bei Leuten, die schon etliche Erfahrungen hatten, besteht die erkennbare Tendenz, auch nach der Selbst-Realisation die Ich-Vorstellung beizubehalten und einfach in die nächste Ebene zu verschieben – das war hier auch so.
Das funktioniert etwa wie folgt: Aha, das „Ich“ gibt es also nicht, also bin „ich“ das nicht – „ich“ bin daher das universelle Bewusstsein und ich muss alles tun, das zu erreichen. Aha – da gibt es noch eine Stufe – dann bin „ich“ also Brahman – jetzt muss ich das erreichen. Oh, da kommt ja noch etwas – na, dann bin „ich“ eben ParaBrahman. Gibt es da vielleicht noch etwas zu erreichen?
Zwar wird bei der Selbst-Realisation eindeutig erfahren, das unpersönliche, grenzenlose und nicht lokalisierte Bewusstsein zu sein – aber das wird mit „ICH BIN“ bezeichnet. Und das Wort „ICH“ darin ist absolut schädlich, denn wenn gesagt und geglaubt wird: „ich bin x“ – oder „ich bin“ dann bestätigt und zementiert das die scheinbare Existenz des hypothetischen „Ich„!
Auf diese Weise wird die Ich-Vorstellung einfach immer weiter „eine Ebene höher“ geschoben, anstatt sie ein für allemal zu durchschauen und endgültig auszureißen – indem es sorgfältig und solange untersucht wird, bis absolut zweifelsfrei feststeht, dass es eine Fiktion ist – von der Kommunikationsfunktion abgesehen.