Kein Seher, kein Ich-Wesen

Kein Seher der Blume, nur blumen (es blumt). Kein Riecher der Blume, nur duften. Kein Hörer der Glockenschlags, nur booommmm. Kein Intermediär mehr da.

Die wirkliche Einheit ist keine Einheit zwischen Subjekt und Objekt, sondern die Abwesenheit von Subjekt und Objekt – was den reinen Vorgang, das Geschehen, den Erscheinungs-Prozess übrig lässt. Gewahr-Sein ist gewahren von Vorgängen, von Prozess-Bewegungen.

Es gibt nirgendwo so etwas, wie eine persönliche oder individuelle Entität – es gibt kein „Ich-Wesen„. Das sogenannte „Ich“ ist lediglich eine Kommunikations- oder Schnittstellen-Funktion, die für die Interaktion zwischen verschiedenen Körpern benötigt wird.

Das „Ich-Sein“ oder „Ich-Wesen“ ist dagegen eine erlernte, bzw. von außen aufgezwungene Art, durch einen konstruierten Ich-Filter zu gewahren, so dass DAS, was ununterbrochen spontan er-scheint, als Wahrnehmung und Tat eines Ich-Wesens erscheint. Nochmal: Es gibt ein funktionelles Schnittstellen-Ich zur Kommunikation – das ist aber nur ein notwendiger Teil des Kommunikations-Prozesses – aber es gibt kein „Ich-Wesen„, das kommuniziert oder handelt.

Weder absolut, noch relativ gesehen,
gibt es ein real vorhandenes „Ich-Wesen“!

Es gibt weder eine Geschichte, noch einen, wie auch immer gearteten, sinn-vollen Kontext. Alles erscheint spontan, wie es ist und löst sich dann wieder auf. Sinn und Unsinn ist immer nur gedanklich und erscheint auch nur spontan – allerdings aufgrund der Vorstellung, dass da ein „Ich-Wesen“ sei, das eine inhärente Ordnung wünscht, die es nur in der Vorstellung gibt, denn Existenz ist von Natur aus wild, chaotisch und ungeordnet. Genau deshalb nennt man die ursprüngliche Natur ja auch Wild-nis.

Mittlerweile wirkt die Welt überhaupt nicht mehr wie eine Illusion – ganz im Gegenteil, sie wirkt weitaus realer, als jemals zuvor – allerdings wirkt die Ich-Person mittlerweile wie ein schlechter Witz. Die Kreation oder Schöpfung ist relativ gesehen real und spontan, das „Ich-Wesen“ ist absolut und relativ gesehen eine reine Fiktion, eine haltlose Geschichte des gedankenreichen Verstandes.

Darum: schalte die Gedanken aus – dann gibt es kein Ich-Wesen.

Wenn irgendwo, irgendetwas passiert, dann ist das nie ein Ich-Wesen, welches das tut oder zulässt. Die Handlungen werden von vom Leben animierten Körpern ausgeführt und zwar unabhängig von menschlichen, moralischen oder ethischen Vorstellungen – die nur gedankliche Projektionen sind.

Auf einen Punkt gebracht: Leben lebt und erzeugt und animiert scheinbar lebendige Er-scheinungen, die nichts anderes sind, als geformtes Leben an sich. Diese virtuellen, flüchtigen Formen sind niemals unabhängig, selbstexistent oder eigenwillig – sondern nichts anderes, als „tote Handpuppen„, die vom Puppenspieler beliebig dirigiert werden.

Jede, von diesem klaren Sehen abweichende, Vorstellung, erzeugt relativ schnell das Gefühl, vom Leben schlecht und ungerecht behandelt zu werden und dass „die anderen„, speziell „Politiker, Religionsfunktionäre und Finanzleute“ korrupt, geldgeil und machtgierig sind. Oft entsteht dann auch das Gefühl, dass „man selbst“ die „Welt- und Gesellschafts-Problematik“ vollkommen durchschaut hat – und „die anderen in der selben Situation“ zu dumm und zu faul sind, um das auch zu durchschauen und entsprechend zu handeln.

Aber dies alles ist einfach das, was in einem Menschen aufsteigt, der glaubt, ein „getrenntes Ich-Wesen“ zu sein. Es gibt aber kein „Ich-Wesen„! Diese Vorstellung muss bis auf den Grund durchschaut werden, unterstützt von entsprechenden Erfahrungen, evtl. auch meditativen Erfahrungen. Nur dann kann zutiefst erkannt und unmittelbar gesehen werden, dass solche Vorstellungen vollkommen haltlose Spekulationen und Geschichten des Verstandes sind.

Es gibt kein Ich-Wesen, das handelt und gewahrt.
DAS ALLES sind nur spontane Er-Scheinungen,
die ohne jeden logisch nachvollziehbaren Grund
er-scheinen und wieder verschwinden.

Es gibt Erleuchtung aber keinen Erleuchteten.