Nichts zu tun

Huang-Po: Unsere ursprüngliche Buddha-Natur ist aus Sicht der allerhöchsten Wahrheit frei von jeglicher Objektivität. Sie ist leer, allgegenwärtig, still, rein; es ist herrliche und geheimnisvolle, friedliche Freude – und das ist alles. Tauche tief in sie ein, indem du selbst dazu aufwachst. Das, was vor dir ist, ist es in seiner ganzen Fülle, absolut vollkommen. Es gibt nichts daneben.

Die Substanz des Absoluten ist innerlich wie Holz oder Stein, weil sie vollkommen bewegungslos ist, und äußerlich wie die Leere, da sie keine Grenzen oder Hindernisse aufweist. Sie ist weder subjektiv noch objektiv, hat keinen bestimmten Ort, ist formlos und kann nicht verschwinden.

Auch wenn du alle Stufen des Fortschritts eines Bodhisattvas in Richtung Buddhaschaft einzeln durchläufst – und wenn du dann endlich mit einem einzigen Blitz zur vollen Verwirklichung gelangst, wirst du nur die Buddha-Natur erkennen, die die ganze Zeit bei dir war. Und in den vorangegangenen Stufen hast du nichts hinzugefügt. Du wirst erkennen, dass diese Äonen der Arbeit und Leistung unrealistische Handlungen waren, die in einem Traum ausgeführt wurden.

Dieser reine Geist, die Quelle von allem, strahlt für immer mit dem Glanz seiner eigenen Vollkommenheit. Aber die Menschen dieser Welt werden nicht wach, nur das, was sieht, hört, fühlt und weiß als Geist.

Geblendet von ihrem eigenen Sehen, Hören, Fühlen und Wissen nehmen die  Menschen die spirituelle Brillanz der Quellensubstanz nicht wahr. Wenn sie nur alle konzeptuellen Gedanken auf einen Schlag eliminieren würden, würde sich diese Quellensubstanz wie die Sonne manifestieren, die durch die Leere aufsteigt und das gesamte Universum ohne Hindernisse oder Grenzen beleuchtet.

Plötzlich zu der Tatsache zu erwachen, dass dein eigener Geist der Buddha ist, dass nichts zu erreichen ist, dass keine einzige Aktion ausgeführt werden muss – dies ist der Höchste Weg; Das bedeutet es wirklich ein Buddha zu sein.

Von einem Gedanken bis zum nächsten Gedanken, keine Form; Von einem Gedanken bis zum nächsten Gedanken, keine Aktivität – das bedeutet es, ein Buddha zu sein!

Wenn ihr, Schüler des Weges, Buddhas werden möchtet, müsst ihr keine Lehren studieren, sondern nur lernen, wie ihr es vermeiden könnt, nach etwas zu suchen und sich an etwas zu binden. Wo nichts gesucht wird, bedeutet dies, dass der Geist ungeboren ist. Wo keine Anhaftung besteht, bedeutet dies, dass der Geist nicht zerstört wird; und was weder geboren noch zerstört wird, ist der Buddha (-Geist). [Huang Po]


Es ist genau so, wie ich es immer wieder gesagt habe und immer wieder sage: Direkt hinter dem dichten Schirm des Gedankenfilzes, liegt DAS, wonach alle suchen.

Das bedeutet, dass DAS niemals durch irgendwelche Versuche erlangt werden kann, bei denen das Denken involviert ist, sondern nur dadurch, dass das Denken ausgeschaltet wird. Zum Beispiel durch das Hören auf den inneren Ton oder Mantra-Meditation – die beide das Denken nicht verstärken, sondern es beruhigen, bzw temporär ausschalten.

Ohne Gedankenfilz liegt DAS offen da. Aber anscheinend ist es heutzutage unglaublich schwer, die Gedanken auszuschalten, da jeder über eine Unmenge an Daten verfügt und diese ständig in seinem Hirn rotiert – und es kommen ständig neue Daten dazu.

Aber anstatt einfach nur mühelos anwesend und präsent zu sein, versuchen viele, etwas an sich selbst zu verbessern oder sie konsultieren sogenannte „Meister“ oder „Lehrer„, die ihnen helfen sollen, etwas an sich zu verbessern – oder „das Ego zu vernichten„.

Wer verspricht, dass er einem anderen helfen kann, sich zu entdecken, ist selbst noch mit dem Ego identifiziert und hat nicht gefunden. Das ist zwangsläufig so, denn jemand, der tatsächlich die Quelle in sich gefunden hat, weiß sehr genau, dass sie nicht durch Aktivität gefunden werden kann, sondern nur durch Aufgabe allen Suchens und Machens. Dazu braucht man keinen Meister, sondern muss ihn und seine Lehren verlassen.

Dieses Suchen und Machen ist absolut sinnlos und führt nur zu immer mehr Gedanken – aber niemals zum Ausschalten des Denkens.

Huang-Po hatte offenbar die gleiche Erfahrung mit den Menschen gemacht – ansonsten hätte er nicht immer wieder darauf hingewiesen, dass der leere Geist/Verstand, die Quelle IST.

Das ist ja auch kein Wunder, denn ALLES IST IN DER QUELLE. Das heißt, dass es unausweichlich ist, dass man in sich auf „Quellsubstanz“ stößt. Aber eben nicht durch sinnloses Herumgemache, was den Gedankenschirm zwangsläufig verstärkt, sondern durch Ausschalten des Denkvorganges. Es braucht daher keine Lehren, keine Lehrer, keine Meister und keine Schulen, um die Quelle zu entdecken und zu SEIN – denn sie ist IMMER DA – nur verdeckt durch den dichten Gedankenfilz.

Denken und Machen ist Inhalt und nicht Behälter.

Das bedeutet aber nicht, dass jegliches Denken absolut unnütz ist! Richtig eingesetzt, nämlich aus einem stillen Verstand heraus und scharf gebündelt, wirkt es wie ein scharfer Laserstrahl und kann helfen, die Natur der Wirklichkeit kontemplativ zu durchleuchten – neben dem reinen „Sehen„. Das ist auch logisch beweisbar: wenn es nichts anderes gibt, als den Einen Geist, dann ist auch Denken nichts anderes, als die Funktion des Einen Geistes. Es darf nur nicht diffus, geteilt und argumentativ verwendet werden – Denken muss absolut sein, also ungeteilt, dann weiß es direkt und intuitiv.