Die angemaßte Macht aufgeben

Nicht „du“ bist es, der dieses Leben lebt und alle Dinge tut, die durch den Körper getan werden. „Dich“ gibt es gar nicht wirklich – „du“ bist nur ein verbaler Wort-Erzeugungs-Prozess im Kopf, der zu jedem Ereignis seinen Senf dazu geben muss.

Aber „selbstverständlich“ stimmt das aus „deiner“ Sicht ganz und gar nicht, denn „du“ siehst ja eindeutig „deine“ (eingebildete) Macht und „deine“ (eingebildete) Entscheidungs- und Handlungs-Freiheit.

Oh ja, diese Freiheit und Macht gibt es, ansonsten gäbe es keinerlei manifestierte Ausdehnung. Aber es ist nicht „deine“ Macht – „du“ bist nur eine automatisierte Wortbildungs-Funktion, die vom Leben so eingerichtet wurde, um das Bewusstsein zu täuschen, damit es glaubt, dieser Körper und diese Person zu sein. Mit anderen Worten: „du“ bist nur ein Geschehen.

Wenn „du“ diese eingebildete Macht eines Tages „freiwillig“ aufgibst, oder beim Tod gezwungenermaßen aufgeben musst, dann ist unmittelbar Freiheit da. Überhaupt ist ja bereits die Tatsache, dass „dich“ niemand gefragt hat, wo, wie, und wann „du“ geboren werden willst, unter welchen Umständen „du“ leben willst und ob „du“ sterben willst – ein eindeutiger Hinweis für „deine“ vollkommene Machtlosigkeit. „Du“ kannst nicht einmal furzen, wenn der Darm keinen Gasüberdruck erzeugt hat. Gibt das „dir“ nicht zu denken?