Das, was Leerheit genannt wird, ist von Anfang an leer, ist Nicht-Selbst, ist getrennt von den vier und acht Extremen der geistigen Ausarbeitung, ist das lose Gewahrsein des gegenwärtigen Moments, transzendiert den Intellekt, ist das, was wir Gnosis nennen.
Wenn das nicht verstanden wird, erlebt man eine Leere, in der alles, was auftaucht, nicht existent ist, aufgrund einer intellektuellen Analyse, welche die Negation von Existenz und Nichtexistenz wie in den unteren (buddhistischen) Vehikeln üblich. Alternativ erfährst Du mit einer Absorption, die mittels des Svabhava-Mantra und ähnlichem trainiert wurde, lediglich eine postulierte Leere und Leuchtkraft, eine rein geistige Vorstellung, dass alles wie eine Illusion ist, wie in den unteren Tantras. Dies ist ein Fehler. (Es IST eine Leere und Illusion – aber man muss das SEHEN, nicht denken)
Nachdem grobe und subtile diskursive Gedanken an ihrem eigenen Ort befriedet wurden und der Geist selbst frei ist von den Wellen des flackernden Bewusstseins, ist der Aspekt von räumlicher und klarer Stille, reflexivem Bewusstsein und Strahlkraft Samatha. Wenn du das nicht verstehst, denkst du, dass Stille eine betäubte Unwissenheit ist. Das ein Fehler.
Wenn sowohl die Stille als auch die Bewegung das kraftvolle Strahlen des reflexiven Gewahrseins sind und es kein Greifen (geistig-verbales Bewerten) nach Gnosis und Leuchtkraft gibt, ist das Vipasyana. Wenn der Intellekt die Zustände der Stille und der Bewegung nicht begreift, ist dies auch ein Irrtum.
Es gibt verschiedene Wege, Meditation und Nach-Meditation in den eigenen Begriffen der Großen Vollkommenheit zu erklären. Wenn die Essenz dessen, was entsteht, in dem von der Wahrnehmungs-Funktion umfassten Zustand bleibt, ist dies Meditation und in diesem Zustand der Achtsamkeit ist der Aspekt der Bewegung von Erscheinungen und Transformationen identisch mit Nach-Meditation.
Wenn du dies missverstehst, definierst du Meditation als einspitziges Ruhen in der Leere des Sehens und Nach-Meditation als Siegelung dessen, was mit der Leere aufkommt, die nach dem Aufstehen aus der Meditation wie eine Illusion wirkt.
Nicht-Ablenkung geht nicht in einen unbestimmten Zustand oder in die Unterströmungen wuchernder Gedanken, die Wahn verbreiten. Dies wird Gewahrsein genannt, das von Natur aus rein ist. Wenn Du Dich mit Vorsicht beschäftigst, und Angst vor Ablenkung hast und an das Bewusstsein gebunden bist, das in asketischen Praktiken verstrickt ist, ist dies ein Fehler.
Gewöhnlicher Geist ist das Gewahrsein des gegenwärtigen Moments, ein hellwaches, aufmerksames in-sich-selbst-ruhen, reine, nicht-duale Nur-Wahrnehmung, die nicht durch Vorstellungen von gut oder schlecht verfälscht ist. Dies wird als Aufrechterhaltung des Gnosis-Stromes bezeichnet. Wenn du das nicht verstehst, klammerst du dich an den weltlichen diskursiven Gedanken in deinem Verstand fest, dies ist ein Fehler.
Nichtmeditation ist, wenn, nachdem du in den Schoß des natürlichen Zustandes eingetreten bist, der Wunsch, zu meditieren oder nicht zu meditieren, sich auflöst, und es keinerlei Erfindungen oder Fixierungen im Verstand gibt. Dies wird als Eintritt in das allumfassende Gewahrsein bezeichnet. Wenn man in gewöhnlichem, nachlässigem Gleichmut bleibt oder sich in einen unbestimmten Zustand ausbreitet, wo man nicht weiß, was was ist, ist das ein Fehler.
Was hält aufrecht, was immer auch entsteht? Es sieht nicht direkt, welche Gedanken und Emotionen auch immer entstehen, und blockiert sie dann. Es macht keine Analyse von ihnen. Es jagt ihnen nicht nach. Wenn sich der Agent der aufkommenden Gedanken und Emotionen in seine eigene Gnosis entspannt, nennt man das alles durchdringende Erhaltung von Ruhe und Bewegung. Wenn Du dies missverstehst, folgst Du dem, was Dir gefällt, was auch immer entsteht und analysierst es, dies ist ein Fehler. [Quelle S.227-229]
Zusammengefasst: Es geht ausschließlich um die reine, nackte Wahrnehmung des gegenwärtigen Momentes und der darin inhärenten, direkt erfahrbaren Leere. Wenn man sich bei jedem Ereignis etwas dazu denkt – dann ist das nicht der natürliche Zustand! Wenn man zum Beispiel erschrickt und plötzlich hellwach und hoch aufmerksam ist – DAS ist der natürliche Zustand: Hellwach, aufmerksam, natürlich frei von Gedanken und Objekten – und darüber hinaus auch noch tief entspannt und in sich selbst ruhend.