Geisteskrankheit

Es gibt nur eine wirkliche Geisteskrankheit – und die bedeutet, ein normaler Mensch zu sein, der die Welt als fest und in einzelne Teile getrennt ansieht und die Gesellschaft als Gemeinschaft bewusster Menschen, die sich ihre Welt untertan machen.

Ein sogenannter „Schizophrener“ ist weitaus näher an Selbst-Erkenntnis dran, als ein normaler Mensch. Bestimmte Zustände von Schizophrenie kann man nicht von Zuständen in der Selbsterkenntnis unterscheiden (Einheit, Verschmelzung…). Suche einmal im Netz nach Schizophrenie + Erleuchtung.

Aber alle Zustände, die nicht dem entsprechen, was die Mehrheit als normal ansieht, werden nun einmal als unnormal angesehen – also als abartig und krank. Dabei ist es genau die Mehrheit, die alles verkehrt herum sieht und das soll offenbar auch so sein.

Das aber zu akzeptieren, dass die Masse der anderen Menschen die Dinge falsch sieht und man selbst sie richtiger sieht, ist ein gewaltiger Schritt, der bedingt, dass man sich von der Gesellschaft komplett gelöst hat. Jeder, der auch so fühlt, sich aber nicht abgenabelt hat, muss zwangsläufig unter einer kognitiven Dissonanz leiden, weil er etwas fühlt und wahrnimmt, das er im Verstand nicht als richtig anerkennen kann, weil es mit dem gesellschaftlich-normativen Gruppendenken inkompatibel ist. Daraus kann eine Depression entstehen, wenn der Betroffene keinen Weg aus der Doppelbedeutung (weltlich+spirituell) seines Sehens heraus findet.

Dabei ist es ganz einfach: Das verbale Denken ist immer konzeptuell und damit auf irgend etwas bezogen: auf Richtlinien, Ideen, Gesetze, Vorurteile, Vorstellungen, Schubladen. Das vom Denken freie, nonverbale Wahrnehmen, ist aber nie konzeptuell und gibt getreu wahr, was ist. Die Oberfläche der Dinge kann jedoch täuschen (Festigkeit, Subjekt sieht Objekt) – man muss dahinter sehen.

Da ist in Wahrheit nur Wahrnehmung energetischer Muster, die in DIR erscheinen und beides ist nicht voneinander trennbar, weil DU DICH nicht selbst wahrnehmen kannst. DU BIST das, was alles und nichts wahrnimmt, der universelle Behälter, das unlimitierte Potential für alle möglichen und (scheinbar) unmöglichen Erscheinungen. Das nicht fühlbare Gewahrsein, welches das Bewusstsein und dessen energetischen und lichthaften Inhalt gewahrt.

Jemand, der hier in der Zwickmühle sitzt, sollte sich immer auf seine eigene Wahrnehmung verlassen, vor allem auf die tiefere Energiewahrnehmung – und nicht auf die Störmanöver seines Verstandes hören. Denn der bewertende Verstand ist die Psychose, nicht die neutrale Wahrnehmung. Also wahrnehmen und nicht darüber nachdenken – oder, wenn man das nicht kann, das Nachdenken ignorieren.

Wie immer ist die Wahrheit um 180 Grad verdreht zur normativen Weltsicht, die „Normalität“ genannt wird. Sprache kann aufdecken – weitaus öfter ist sie jedoch verschleiernd. Daher muss man hinter die normale Bedeutung der Worte sehen. Im Deutschen ist das relativ einfach, da es sich um eine hochpräzise Sprache handelt, die mir manchmal so erscheint, als ob sie absichtlich zum Zwecke der Selbsterkenntnis und Klarheit geschaffen wurde.

Man kann sie benutzen, wie das sprichwörtliche Skalpell. Möglicherweise versucht man deshalb, sie zu verwässern und unpräziser zu machen. Ein Skalpell macht man unbrauchbar, indem man ihm seine hochpräzise, scharfe Schneidkante nimmt – man nimmt ihm seine Schärfe, man macht es stumpf.

Mittlerweile ist es für mich nicht mehr schwierig, alles anders zu sehen und dabei zu wissen, dass es mir niemals möglich sein wird, auch nur einen Menschen zu erreichen, der nicht schon selbst vom Leben in diese Richtung gezwungen wurde. Alle anderen müssen mich zwangsläufig für nicht ganz richtig im Kopf halten.

Ganz genauso, wie Kleinkinder die Welt der Erwachsenen nicht begreifen. Sie müssen hineinwachsen – mit dem Nachteil, dass sie dann ihre ursprüngliche Welt nicht mehr begreifen. Ein Mensch mit Selbsterkenntnis muss beide Welten begreifen und vereinen können – ohne dabei an der permanenten Grätsche zu leiden. Er sitzt praktisch immer im Spagat, ist eine Brücke über den Abgrund, der die beiden Welten teilt.

Kurioserweise ist es genau dieses unbedingte Ruhen als die Brücke, als der ewige Moment, der dieses dauerhafte Glück des Da-Seins beschert. Ich habe lange gebraucht, um zu kapieren, dass dieses ruhige Wohlgefühl, dieser Frieden, diese Stille, tatsächlich das vollkommene Glück bedeutet, weil es total unabhängig von irgend etwas ist. Das bedingte Glück ist oft nur ein kurzer Hype, eine Spitze, ein Spike – der sofort wieder in sich zusammen fällt. Das unbedingte Glück ist bei weitem nicht so intensiv, eher sanft, still, ruhig – aber dafür immer da. Die sanfte Hand der Mutter oder des Vaters, die mich liebevoll hält und nährt.