Was passiert, wenn jemand den Satz denkt: „Ich sehe ein Auto„?
Sein Hirn erzeugt automatisch ein syntaktisches Subjekt-Konzept namens „Ich„, das angeblich „ein“ davon getrenntes syntaktisches Objekt-Konzept, namens „Auto“ „sieht„. Alleine in diesem einen Satz aus vier Wörtern befinden sich sieben direkt sichtbare Annahmen oder Glaubens-Sätze – die aber noch in weitere Reihen von Glaubens-Sätzen aufgespalten werden können.
- Niemand, der diesen Satz benutzt, weiß wirklich, was das „Ich“ ist.
- Niemand weiß wirklich, was es bedeutet, „zu sehen“ und was das ist, was sieht.
- Niemand weiß, was ein „Auto“ wirklich ist.
- Niemand kennt genau die Bedeutung von „eins“ in Bezug auf ein „Objekt“ namens „Auto„, das von „einem“ „Subjekt“ namens „Ich“ „gesehen“ wird.
- Jeder glaubt, ohne das zu hinterfragen, das greifbare Subjekt der Wahrnehmung (Ich) zu sein.
- Jeder glaubt, als Subjekt (Ich) von dem Objekt der Wahrnehmung (Auto) getrennt zu sein.
- Niemand weiß, wie es zu all dieser Verwirrung kommt.
- […]
Sämtliche, in diesem einfachen Satz benutzten Wörter und ihre Beziehung zueinander, stehen für ganze Reihen von Konzepten – die wiederum problemlos in weitere Unter-Konzepte aufgespalten werden können. Hier nur einige Beispiele:
- „Sehen“ steht für die Wahrnehmungsfähigkeit der Augen und des Hirns, irgendwelche flüchtigen Schatten, Lichter und Linien auf der Netzhaut so von anderen Schatten, Lichtern und Linien abzugrenzen, dass das Mustererkennungs-System im Hirn daraus bereits bekannte Objekte erkennen kann.
- „Auto“ steht für eine Summe von physischen und chemischen Baugruppen, die, wenn richtig montiert und bedient, ein durch chemischen Treibstoff oder elektrischen Strom angetriebenes Fahrzeug ergeben, das in der Lage ist, weite Strecken mit einer hohen Geschwindigkeit zu bewältigen, und dabei einen oder mehrere Menschen, samt Gepäck zu befördern.
- „Ein“ ist ein Zahlwort, das die Anzahl der gerade detektierten Objekte bemisst – in diesem Fall genau „ein Objekt“ – was die Hälfte ist von „zwei Objekten“ und „ein Objekt“ mehr, als „kein Objekt„.
- „Ich“ sagt aus, dass das Bewusstsein, das diese Körper-Verstand-Einheit erzeugt und benutzt, mittels der diese Wahrnehmung gemacht wird, sich selbst mit genau dieser Körper-Verstand-Einheit identifiziert.
- „Subjekt“ ist ein syntaktischer Konstrukt, der aussagt, dass „Ich“ „der Körper“ bin, der wahrnimmt und tut – und der sich von allen anderen Objekten abhebt, die „Nicht-Ich“ sind, die „da draußen“ sind.
- „Objekt“ ist ein syntaktischer Konstrukt, der etwas wahrnehmbares bezeichnet, etwas festes, tastbares – oder auch nur sichtbar, hörbar, riechbar, schmeckbar – in jedem Fall aber alles, was „Nicht-Ich“ ist.
Wenn man alle diese Konzepte durchgeht und absolut und brutal ehrlich ist, dann landet man immer bei genau einer Beobachtung: „ICH BIN„. Denn, wenn man vollkommen ehrlich ist, dann ist nichts bekannt über irgend etwas anderes, außer dem, was uns erzählt wurde: gelernte Informationen. Wir könnten niemals wissen, was ein Auto ist, wenn wir es nicht gelernt hätten.
Wir könnten niemals wissen, was ein Subjekt ist und ein davon getrenntes Objekt, wenn die Eltern nicht „Dieter“ gesagt hätten und auf diesen Körper hier gezeigt hätten – gefolgt von „Baum“ und zeigen auf ein komisch aussehendes Ding, das unten schmal und oben breit ist. Was automatisch bedeutet, dass das hier („Körper“ = „Ich“ = „Dieter„) von dem „Baum“ getrennt ist.
Von alleine hätte das Kleinkind diese Trennung niemals vollzogen, denn aus seiner unschuldigen Sicht ist die Wahrnehmung von „Baum“ und „dem hier„, aus dem es schaut, nicht getrennt. Das Kleinkind gewahrt lediglich einen Fluss von Wahrnehmungen – in dem es keinerlei Grenzen, Subjekte und Objekte gibt – sondern einfach nur DAS.
Gleichzeitig empfindet es seine eigene Anwesenheit als eindeutiges „ICH BIN“-Gefühl – ohne aber zu wissen, was das ist. Für das Kleinkind gibt es nur diese beiden, die aber nicht getrennt sind, denn das „ICH BIN“-Gefühl ist von dem Wahrnehmungs-Strom nicht zu trennen. Es ist eine Präsenz, in der die Wahrnehmungen erscheinen und wieder verschwinden.
Das ist das einzige, von dem wir sagen können, dass es existent ist. Alles andere ist eine reine Annahme, blinder Glaube an von außen eingetrichterte Glaubenssätze, Vorstellungen, Ideen – aber nichts reales, greifbares. ALLE gehen so vor, selbst die angeblich so objektiven Wissenschaftler. Selbst sie gehen davon aus, dass sie dieser Körper sind – und ohne das zu untersuchen, gehen sie von dort aus weiter und beobachten die Welt und ihre Gesetzlichkeiten auf der nicht untersuchten Prämisse von Getrenntheit von Subjekt und Objekt und deren Festigkeit.
Wer wirklich wissen will, was er ist, der nehme einen Stift oder eine Tastatur und schreibe alles auf, was ihm einfällt und untersuche dessen Wirklichkeit und das, was er absolut sicher darüber weiß. Und wenn er absolut ehrlich ist, wird er immer bei genau einer Beobachtung landen: ICH BIN – weiß aber nicht, was das ist, das ICH BIN.
Alles andere ist blinder Glaube – gestützt auf dem, was uns erzählt wurde und der automatisch trennenden Funktion der Subjekt-Objekt-zuweisenden Sprache.
Für eine solche Untersuchung benutzt man den Verstand auf scharfe und brutale Weise, wie ein Rasiermesser, um die Wirklichkeit der sogenannten Realität bis auf ihren Grund zu untersuchen.
Man fragt zum Beispiel: „Was bin Ich?„
- Bin ich der Körper?
Nein, denn der erscheint in der Wahrnehmung, genauso wie die Kleider und der Stuhl, auf dem der Körper sitzt, das Zimmer, in dem der Stuhl steht, das Haus, in dem sich das Zimmer befindet und der Boden, auf dem das Haus steht. - Bin ich mein Name, Adresse oder sonstige Informationen?
Natürlich nicht, Name und Adresse stehen auf dem Pass und den sehe ich vor mir, also Wahrnehmung. - Bin ich die Gedanken?
Nein, auch die werden gewahrt. - Bin ich die inneren oder äußeren Bilder?
Nein, auch die tauchen nur in der Wahrnehmung auf. - Bin ich Töne, Gerüche oder Geschmack?
Nein, Wahrnehmung. - Bin ich der Wahrnehmende?
Nein, denn der Begriff „Wahrnehmender“ ist ein Substantiv, bezeichnet also ein Objekt, daher müsste er in der Wahrnehmung erscheinen. Außer dem Körper, der Umgebung und zugehörigen Informationen ist da aber nichts. - Verdammt, da bleibt ja gar nichts übrig!
Nicht ganz – wer stellt denn das fest? - Hmm – ICH BIN also existent!?
JA – ICH BIN. - Aber WAS bin ich?
Keine Ahnung! - Bin ich Bewusstsein?
Kann sein – aber WAS ist Bewusstsein WIRKLICH? - Da ist einiges denkbar, zB „bewusste Energie“ oder „Geist“ – aber es ist nicht absolut sicher…
- Bin ich die Wahrnehmung?
Das kann man so auch nicht sicher sagen – eher erscheint die Wahrnehmung in der Präsenz, die als „ICH BIN“ gefühlt wird – aber sie sind nicht getrennt. - […]
- Ergebnis: ICH BIN und da ist Wahrnehmung, die in meiner Präsenz erscheint. Aber weder wird sicher gewusst, was „ICH BIN“, noch was die Wahrnehmung und ihr Inhalt wirklich ist.
Das kann man mit allem tun, zum Beispiel erkunden, ob etwas fest ist oder ob „fest“ nur eine Vorstellung im Gehirn ist. Wer das tut, wird recht schnell alles herausfinden, was herauszufinden ist. Wer das nicht tut, will das gar nicht – der ist dann eindeutig nicht an Selbsterkenntnis interessiert, sondern nur an leichter Unterhaltung, indem er das liest, was dieser verrückte Kerl hier schon wieder schreibt.