Das Denken ist eine Abfolge von Einzelgedanken – eine Abfolge benötigt Zeit, da jeder Gedanke nach seinem Vorgänger erscheint. Eine Abfolge benötigt auch Raum, denn Gedanken sind Objekte und diese benötigen Raum, um erscheinen zu können.
Ergo: Denken von Gedanken erschafft Zeit und Raum.
Denken erschafft nicht nur Gedanken, sondern auch Emotionen. Emotionen ahmen Gefühle nach, sind aber vom Verstand erzeugte Artefakte. Emotionen können Freude und Leid erschaffen – wenn man sich damit identifiziert. Auch hier ist Zeit und Raum notwendig. Gedanke ↔ Emotion ↔ Freude/Leid.
Der natürliche Zustand ist aber der vollkommen zeitlose Moment, der ewig währt. Man mag vielleicht denken, dass so ein Moment immer nur eine oder zwei Sekunden andauert, gefolgt vom nächsten Moment. Ich erlebe das aber anders – hier ist der Moment ewig, weil er nicht vom Raum-Zeit-schaffenden Prozess des Denkens getrennt wird. Dadurch ergibt sich ein Fließen: Das Leben fließt ungeteilt, in einem ewigen Strom endloser Wandlung dahin.
Das erkennt man aber nur, wenn der Fokus auf dem zeitlosen Moment liegt – also auf dem Bewusstseins-Hintergrund selbst. Liegt der Fokus auf den Objekten, dann springt er von einem zum anderen und erzeugt damit eine Sequenz, eine Abfolge, etwas Getaktetes. Solch ein Mensch muss daher auch ununterbrochen denken, wenn er sich nicht selbst verlieren will. Dabei müsste er „nur“ den Fokus auf den Hintergrund verschieben, auf die Lücke zwischen zwei Gedanken und ihn dort lassen.
Man kann es noch kompakter ausdrücken: Wer sich auf die Objekte fokussiert, verliert das Bewusstsein und ist daher unbewusst. Wer auf den Bewusstseins-Hintergrund fokussiert, der schaut immerzu auf sich selbst und ist daher bewusst.
Zwanghaftes Denken = unbewusste Existenz.
Nur-Wahrnehmung = bewusste Existenz.
Wir sehen die Dinge nicht, wie sie sind, sondern wie wir sind, bzw. unsere Vorstellung von ihnen ist. Vorstellungen sind wie Vorfilter an einer Kamera.