Wenn man alles, was durch einen hindurch geht einfach bedingungslos annimmt – egal, ob es angenehme oder unangenehme Gefühle sind, dann baut man letztlich die inneren Schatten langsam aber sicher ab und verhindert, dass sich neue bilden.
Ich mache die Erfahrung, dass oft eine Tendenz da ist, negative Erfahrungen und Gefühle instinktiv wegzudrücken und angenehme anzuziehen. Es ist aber möglich, den Trigger, den Auslöser des Wegdrückens oder Herziehens zu spüren. Das kann man dann so umbiegen, das Gefühl absichtlich zu fühlen und ganz hinein zu gehen.
Macht man das nicht, drückt man unangenehme Empfindungen und Gefühle weg, dann setzen sie sich im Unterbewusstsein fest und kommen immer wieder hoch und zwar zunehmend stärker und aggressiver. Gefühle wollen gefühlt und an-genommen werden. Es ist einfach eine Energie, die in einer bestimmten Art und Weise schwingt und die fließen will.
Man kann jedes negative Gefühl in ein Glücksgefühl umwandeln, wenn man es zuerst zulässt, ganz hinein geht und sich dann auflösen lässt. Das hat einfach damit zu tun, dass jedes Gefühl immer paarweise auftritt. Liebe-Hass, Freude-Schlechtgefühl. Und wenn man den negativen Part sich ausdrücken lässt, ihn ganz annimmt und dann auflösen lässt, dann kommt der positive Pol zum Vorschein.
Auf gut fränkisch: Scheiße und Kaviar treten immer zusammen auf – aber wenn man immer nur Kaviar fressen will, dann schmeckt der bald wie Scheiße. Probiert man aber die Scheiße und lehnt sie nicht ab, sondern nimmt sie an, als notwendigen Teil des bipolaren oder dualen Lebens-Traums, dann schmeckt der darunterliegende Kaviar umso köstlicher.
Die Abwechslung macht es interessant.
Es müsste sogar möglich sein, unglücklich und glücklich zur gleichen Zeit zu sein. Angenommen die Energie steigt ununterbrochen auf und erzeugt im Rückgrat und im Kopf Glücksgefühle. Und nun kommt es zu irgendwelchen Unstimmigkeiten, die ein Schlechtgefühl auslösen. Wenn man dieses Gefühl zulässt, ohne es abzuwehren und ganz in der Mitte bleibt – müsste beides möglich sein.