Heute wachte ich wieder einmal mitten in der Nacht auf und spürte plötzlich ein längst vergessen geglaubtes Gefühl. Zuerst freute ich mich darüber aber dann spürte ich die immense Intensität und wusste, dass es schwierig wäre, das zu handeln, wenn der zugehörige Mensch erneut in mein Leben träte. Als das gefühlt wurde, wandelte es sich in ein unangenehmes Bauchdrücken um, das ich nur zu gut kenne. Das hielt eine Weile an und dann spürte ich, wie in der Sicht, die bisher nur reine Schwärze sah, plötzlich ein bläuliches Flimmern aufkam, das etwas unterhalb des Nabels lokalisiert war. Innerhalb dieses Energiefeldes bewegte sich etwas und genau diese Bewegung war das negative Gefühl, beziehungsweise verursachte es.
Da wurde mir blitzartig klar, dass es nicht zu mir gehört, sondern etwas fremdes ist. Es ist nicht „mein“ Gefühl – es fühlt sich eher so an, als ob das Gefühl es irgendwie fertig bringt, dass „ich“ in seinen Besitz gerate. Ein Gefühl entsteht – eine Bewegung innerhalb des Energiefeldes – und etwas bewirkt, dass es das gesamte System, den ganzen Raum überschwemmt und „mich“ okkupiert. Vorher ging es mir gut, nichts negatives war zu spüren – nachher ging es mir schlecht – und das, ohne, dass sich irgend etwas geändert hätte – außer dieser Bewegung in dem bläulichen Feld.
Mit dieser Begebenheit wurde mir klar, dass „ich“ niemals Gefühle und Emotionen habe. Sie sind etwas fremdes, dazu gedacht, ganz bestimmte Verhaltensweisen zu triggern. Wie zum Beispiel „Liebe“ für eine Frau zu empfinden, was gewöhnlich der Grund für Fortpflanzung ist. Das mag sich jetzt kalt anhören – aber ganz genauso wurde es gesehen, nicht gedacht. Das, was alle als „ihre Gefühle“ betrachten, als „warme Strömung, die das Herz wärmt“ – und was sie auch an anderen Menschen lieben – ist ein rein energetisches Phänomen das nicht das geringste mit ihnen selbst zu tun hat. Dieses affektive System bildet sich offenbar schon recht früh im Leben, in der unwillkürlichen Kommunikation zwischen Mutter und Kind.
Ich aber bin die Schwärze, der schwarze RAUM. Ich weiß nicht wirklich, WAS das ist aber ich fühle eindeutig, dass ich DAS bin. Und in dem, was ich bin, zeigen sich Bewegungen und Licht und diese triggern Gedanken und Gefühle, was sich dann so anfühlt, als wäre das „mein Leben„. Tatsächlich bin ich der RAUM, in dem das geschieht und die FUNKTION, die diese Bewegungen hervorbringt. Das wurde auch so gesehen, denn das Gefühl der stille RAUM zu sein, war in dem Gefühl enthalten, umgab das Gefühl und auch den Körper.
Aber trotz dieses SEHENS war immer noch das Gefühl da, dass ICH diese Gefühle hätte, dass es „meine Gefühle“ wären. Ich sah mich als den Raum, in dem das geschah, fühlte aber gleichzeitig, dass ich das bin, der die Gefühle hat. Das muss das Selbstgefühl sein, das sich aus der Funktion irgendwelcher Energiefelder, Tensionen und Reflexionen ergibt und bewirkt, dass sich der unbegrenzte Raum auf eine bestimmte RaumZeit-Koordinate lokalisiert und sagt: „DAS bin ich„. Das ist es wohl, was gemeint war, als Maharshi sagte: „Da sind Schmerzen aber es sind nicht meine.„
Das Problem ist, dass dieses selbstbezügliche System nicht von innen heraus zerstört werden kann. Entweder wird es irgendwann entfernt oder es bleibt eben da. Hier jetzt zu sagen: „Das muss weg! Wie kann ich das schaffen?“ Funktioniert genauso wenig, wie sich zu fragen: „Wie kann ich das Ego zerstören?“ Das Ego ist die Identität des selbstbezüglichen Sub-Systems und das kann und wird sich niemals selbst ausschalten – denn genau davor hat es ungeheure Angst. Das Einzige, was zu tun bleibt, ist, aus der Stille und dem Raum heraus zu beobachten, was sich da tut und auf diese Weise immer zu sehen, was ich bin und was nicht – um das eindeutig unterscheiden zu können.
Jetzt verstehe ich, warum es anders bestraft wird, wenn ein Mensch einen affekthaften Mord begeht, als wenn er diesen lange voraus geplant hat. Das ist so, weil das affektive System einen Menschen derart überschwemmen kann, dass er nicht mehr weiß, was er tut. Vernunft hat nichts mit Ego zu tun – das ist einfach ein unmittelbares Sehen der Konsequenzen, wenn dies oder jenes getan wird. Aber das affektive Zuschlagen nach einer Beleidigung oder nach einem zugefügten, emotionalen Schmerz, ist nicht steuerbar. Das geht nur, wenn man sich von diesen unwillkürlichen Gefühlen trennt und sie als fremd erkennt. Aber da muss man schnell sein, denn ich habe es schon am eigenen Leib erlebt, wie schnell der Zorn in mir explodieren kann. Das bedeutet, dass man sich schon vorher von den Gefühlen getrennt haben muss – denn wenn sie ausbrechen und das System überschwemmen und okkupieren kann man sich nicht mehr trennen.
Es ist völlig eindeutig: Gefühle und Emotionen gehören zum Selbstgefühl!
RAUM und FUNKTION fühlen gar nichts – die SIND einfach.
Aha – da ergibt sich auch ein Zusammenhang, zwischen einem kurzen Mailaustausch mit einer Frau, die sagte, dass meine Äußerungen sich teilweise kalt anfühlten – sie würde es bevorzugen, ein Individuum zu sein. Genau diese Existenz als Individuum ist aber leidhaft und die wenigen schönen Gefühle werden erkauft mit unverhälnismäßig mehr schlechten Gefühlen. Wenn ich es mir so ansehe, dann sind doch genau diese Gefühle des „beleidigt Seins„, „gedemütigt Seins“ oder des „verletzten Stolzes“ sehr oft ursächlich gewesen für Kriege – zwischen einzelnen Menschen und ganzen Völkern. Und sie beruhen lediglich auf Bewegungen in einem Energiefeld! Was für ein Wahn!
Nur um das klar zu machen: Wenn ich hier vom FÜHLEN spreche, dann meine ich keinesfalls Gefühle und Emotionen! FÜHLEN ist einfach eine andere Art zu WISSEN – wortlos zu WISSEN, gefühltes WISSEN.
Wirkliche LIEBE, absolute LIEBE ist etwas ganz anderes, als die fleischliche, emotionale Liebe, die es normalerweise zwischen Mann und Frau gibt. Absolute LIEBE ist kein Gefühl – es ist einfach das, was ist. Mit anderen Worten: Die Existenz IST absolute LIEBE – sie liebt sich selbst absolut. Sie liebt nur sich selbst, denn etwas anderes gibt es nicht.
Menschliche Liebe basiert dagegen auf chemischen Interferenzen zwischen zwei Menschen, was sich auch ganz klar in der Sprache zeigt: „Den kann ich nicht riechen…“ Solche Gefühle halten normalerweise etwa sieben Jahre an und flauen dann ab. Dann fallen die Menschen, die nur das haben, aufs Gesicht und wundern sich, was ihnen da geschah und wie sie „den da“ oder „die da“ überhaupt „lieben“ konnten.
Der Grund? Nach sieben Jahren ist normalerweise mindestens ein mehrjähriges Kind da und das ist bei einer Trennung nicht mehr so gefährdet, wie ein Säugling… Man darf nicht vergessen, dass es beim „Entwurf“ des Menschen noch keine Verhütungsmittel gab. Bei ungeschütztem Sex reichen sieben Jahre locker aus für mehrere Kinder – außer Frau und/oder Mann sind unfruchtbar. Bei Tieren gibt es drei mir bekannte Arten: Begattung mit direkt darauf folgender Trennung, Begattung mit nachfolgender Aufzucht des Nachwuchses und darauf folgender Trennung und Begattung ohne Trennung. Aber letzteres ist selten.
Wenn zwei Menschen das Glück oder das Pech haben, dass zwischen ihnen die absolute LIEBE ausbricht, dann hat das aus meiner Sicht nur einen Grund: in ihnen die Selbsterkenntnis zu wecken und zu befeuern. Denn aus dieser LIEBE kommen sie nie wieder raus. Wenn die Falle eingeschnappt ist, dann hängen sie für den Rest ihres Lebens da drin – diese Wunde schließt sich nie mehr – und die bohrt solange weiter, bis beide wirklich erkennen, was sie sind. Ich weiß ganz genau, was ich hier sage, das ist nicht angelesen, das ist durchlebt.
Das Drama, dieser absoluten LIEBE besteht darin, dass sie alles toppt – und zwar um viele Größenordnungen – was Mensch sonst noch so fühlt. Jegliches andere Gefühl reduziert sich im Vergleich dagegen auf nahezu Null. Wenn etwas zwischen den beiden passiert, dann knirscht das nicht nur, dann fühlt sich das an, als ob einem der Himmel auf den Kopf stürzt.
Das geht so tief in die eigene Existenz, dass jedes Wort, das auch nur den Hauch von Abwehr oder Rückzug enthält, einen bis in die tiefsten Tiefen hinein trifft und geradezu aufspießt. Man ist dabei so hochempfindlich, dass selbst noch die feinsten Nuancen gefühlt werden – egal wie das Gegenüber auch versucht seine Intention zu verbergen und welche Entfernung dazwischen liegt.
Das geht in Null-Zeit und es gibt keine Chance, etwas zu verschleiern – ein einziger Ton oder gar der Atemzug vor dem ersten Ton reicht als Übertragungsmedium aus. Und wenn das bemerkt wird und versucht wird, die Kommunikation zu verhindern – dann wird das trotzdem gefühlt, denn es braucht keinen direkten Kontakt, um im anderen ein Chaos auszulösen. Da wird zum Beispiel über hunderte von Kilometern entfernt gefühlt, dass es dem Anderen gut oder schlecht geht und wie er gerade zu „dieser Sache“ eingestellt ist.
Es gibt auch keine Chance, dass das jemals abflaut – denn hier liebt die EXISTENZ im EINEN die EXISTENZ im ANDEREN. Das zeigt sich daran, dass man sehr schnell das Gefühl hat: „Ich bin Du und Du bist ich„. Mit dem Menschen an sich, seinen Eigenschaften oder dem Aussehen hat das überhaupt nichts zu tun. Es geht hier keineswegs um „Romantik“ (obwohl sie enthalten sein kann) – primär geht es um die tiefste Erkenntnis des nackten SEINS.
Und diese LIEBE stellt sicher, dass beide niemals wieder voneinander weg kommen – selbst dann nicht, wenn sie sich nie wieder sehen, keinen Kontakt mehr haben oder schon einer gestorben ist. Das MESSER steckt im Herzen und wird regelmäßig vom Leben umgedreht. Das ist das, was sich mir bisher, bezüglich dieser Sache, gezeigt hat. Wohin das letztlich führt, ist mir unbekannt.
Vielleicht hilft diese kurze Beschreibung, dem Einen oder Anderen…oder auch nicht.