Hintergrundsinn

Heute hat sich zum ersten Mal etwas eingeschaltet, was ich den „Hintergrundsinn“ nennen möchte. Ich habe bisher immer den Begriff SEHEN verwendet, wenn ich von der Wahrnehmung des Hintergrundes, der STILLE oder der Schwärze sprach. Aber es ist keinesfalls ein SEHEN, zumindest nicht bei mir. Es ist eine Art Sinn für Räumlichkeit und Stille, das von einem Sinn gespürt wird, der mehr ein Lauschen, als ein Sehen ist. Ich habe nicht die geringste Ahnung, wie das bei anderen ist – aber hier wird der Raum, die Stille und die Schwärze mit einem einzigen Sinn gefühlt.

Vielleicht wird das von anderen deshalb SEHEN genannt, weil sie einen inneren Sehsinn haben, genannt Imagination, mit dessen Hilfe das innere Gefühl für Raum, Stille und Schwärze in Bilder übersetzt wird. Das funktioniert hier aber nicht, denn ich sehe kein einziges inneres Bild, ich sehe nur nichts, buchstäblich NICHTS. Daher ist das bei mir kein SEHEN, sondern ein reines FÜHLEN des Hintergrundes.

Und seit heute kann ich den Hintergrund nicht nur innen, sondern auch hinter jedem „äußeren“ Bild oder Objekt fühlen. Es ist, als ob irgendwie ein „schwarzer Rand“ um jedes Objekt gefühlt wird, der sich dahinter fortsetzt. Das ist noch nicht sehr ausgeprägt aber trotzdem fühlbar. Angefangen hat es heute beim Spazierengehen, als der Hintergrund innen sehr deutlich gefühlt wurde. Davon ausgehend spürte ich plötzlich, als ob etwas „aus mir heraustrat“ und dann war der Hintergrund auch außen zu fühlen. Es war eine Art Weitung – als ob sich das Bewusstsein ausgedehnt hätte.

Ich habe schon oft gehört, wenn Leute über „Erleuchtung“ sprachen, dass sie ein inneres Licht erwähnten. Bei mir ist auch das anders – da ist kein Licht, sondern der Geburtsort von Licht – negatives Licht, totale Schwärze, tiefste Dunkelheit – und ein ungeheurer Abgrund. Diese werden aber keinesfalls als bedrohlich oder bedrückend wahrgenommen, sondern vielmehr als Heimat. Das mag daran liegen, dass ich noch nie innere Bilder sah – wie bei einem Blinden. Der wird von Dunkelheit auch nicht erschreckt, denn er kennt nichts anderes.

Genau diese stille Dunkelheit, diese Abwesenheit von Licht, dieser tiefe Abgrund – ist der Hintergrund und Ursprung allen Seins.

Es ist also das genaue Gegenteil dessen, was man von „Erleuchtung“ erwarten würde. Nichts von Licht – dafür eine weite, abgrundtiefe Dunkelheit und Stille – aus der sich alles erhebt und in die alles wieder zurück sinkt. Mehr gibt es nicht.