Das „Äußere“ ist eine Ausstrahlung des „Inneren„. Das Bewusstsein wird nicht im menschlichen Körper gebildet – der menschliche Körper wird im Bewusstsein gebildet. Die Welt ist nicht „da draußen“ – „die Welt“ wird vom Inneren, vom Bewusstsein erzeugt und in die Illusion „des Außen“ projiziert. Auch die beiden Begriffe „innen“ und „außen“ sind relativ – sie beziehen sich auf den Fokus der Aufmerksamkeit in Relation zum gefühlten Existenzpunkt.
Der Existenzpunkt muss kein Punkt sein – er kann auch räumlich sein und sogar alles umfassend. Dann wird unmittelbar erkannt, dass es keine getrennten Existenzpunkte gibt, sondern nur lokalisierte Bewusstseinseinheiten, die nichts anderes sind, als das, was sie umgibt: reines, nacktes Bewusstsein.
Welt ist ein Ausdruck – oder besser ein Eindruck – des Bewusstseins. Ein rein virtuelles und aus sich selbst heraus sich entfaltendes Geschehen, das den natürlichen Gesetzen folgt. Eine sich bewegende Billardkugel stößt an eine andere Kugel an, worauf der Impuls sich auf die beiden Kugeln verteilt und sie relativ zum ursprünglichen Bewegungsvektor abbremst oder beschleunigt. Leben funktioniert exakt genauso.
Ein Mensch ist in Ruhe – plötzlich schreit das Kind – er geht hin, beseitigt die Ursache und beruhigt das Kind. Jemand setzt sich aus Versehen auf einen Ameisenhaufen, die Ameisen wehren sich und beißen, der Mensch kratzt sich, erkennt seinen Fehler und springt auf. Ein Mensch bekommt Hunger, worauf er etwas aus dem Kühlschrank holt und verspeist. Ein Mann sieht eine schöne Frau und bekommt eine Erektion. Die Frau bemerkt das und wird ebenfalls heiß. Alles ganz natürlich, da ist nirgends die Notwendigkeit, einen „Bewohner“ der jeweiligen, virtuellen Körpereinheit zu konstruieren.
Dieser fiktive Bewohner (Beobachter), dessen Existenz sich lediglich auf kontraktive Körpergefühle stützt, macht das ganze Spiel kompliziert. Sieht man das Spiel von außen, gibt es keinerlei Probleme, denn es ist sehr deutlich zu sehen, dass es einfach nur Bewegungen sind, die einander triggern: Eine Kugel stößt an eine andere, wird abgelenkt, abgebremst und beschleunigt eine andere. Nach einer Weile verschwindet eine Kugel in einem Loch, dafür tauchen aus anderen Löchern neue auf. Das ist Leben und das war es auch schon.
Kompliziert wird es, wenn in der angestoßenen Kugel Gedanken aufsteigen und geglaubt werden, die beinhalten, dass sie gar nicht in diese Richtung will oder aus ihrer Ruhelage nicht beschleunigt werden wollte oder nicht da sein will, wo sie wieder zum Stehen kommt. Dann steigt die Drehzahl der Denkmaschine und produziert schimpfen, zetern, schreien und fluchen – je nach eingebautem Temperament. Das wird als das „eigene Leben“ bezeichnet – ist aber nur ein, relativ zum Ursprungs-Geschehen, erzeugtes Geräusch, ohne jede Auswirkung.
Das Anstoßen, das Beschleunigen und das Abbremsen der Billardkugeln ist real – und es ist deutlich sichtbar, dass sich keine der Kugeln aus eigener Kraft bewegen kann, sondern immer nur durch äußere Impulse. Genau solche Kugeln sind die Menschen (und alle anderen Wesen). Aber die Menschen haben die „einzigartige“ Fähigkeit, über die Beschaffenheit der „eigenen“ Kugel und der „anderen“ Kugeln nach-zu-denken und über den schlimmen Zustand des Billard-Tisches. Das grüne Tuch ist schon ganz fleckig und speckig, das beeinträchtigt das Leben und die Bewegung aller Kugeln.
Man stelle sich nur vor, dass die verblassende grüne Farbe des Tischbezuges ganz verschwindet – das wäre der „Tod aller Kugeln„. Sie überlegen sich: „Wie können wir die Farbe nur erneuern oder wenigstens konservieren?“ und sind so sehr in ihre Gedanken vertieft, dass sie gar nicht bemerken, dass sie ja eigentlich nur von äußeren Impulsen abhängige Kugeln sind – vollkommen fremdgesteuert.
Bei Billardkugeln sieht das jeder – doch im „eigenen Leben“ ist das natürlich etwas „ganz anderes„. Hast Du tatsächlich ein „eigenes Leben„, unabhängig von der Kraft, die Deinen Körper erzeugt hat, belebt und steuert? Steuerst Du Deinen Herzschlag, die Atmung, das Wachstum des Kindes in Deiner Gebärmutter oder die Befruchtung der Eizelle mit einem ganz bestimmten Spermium? Kannst Du Deine Gedanken steuern oder Deine Krankheiten? Hast Du Deine Schuhgröße geplant oder Deine Augenfarbe? Was hast „Du“ dazu beigetragen, dass „Dein“ Körper geboren wurde und wie seine Genetik ist oder bei welchen Eltern er geboren wurde?
Nichts? Aber für den Rest fühlst Du Dich verantwortlich? Eigenartig! Schau Dir einmal die ungeheure Komplexität des menschlichen Körpers an! Es ist völlig undenkbar, dass ein Wissenschaftler so etwas nachbauen kann, ohne auf bereits vorhandene Komponenten zurückzugreifen. Sie können verschiedene Tiere kreuzen, sogar klonen – aber sie können kein Leben erzeugen, nur den Bauplan (Genetik) etwas verändern, die Informations-Struktur, durch die sich Leben dann äußert. All das ist aber auch Bestandteil des ablaufenden Geschehens.
Ist es nicht eigenartig, dass dieser hochkomplexe Körper natürlich entstanden sein soll – aber „Dein“ armseliges „Leben„, das doch nur die natürliche Funktion dieses Körpers darstellt und eine erheblich geringere Komplexität als der eigentliche Körper aufweist – das steuerst angeblich „Du“ und nicht das Leben? Wozu braucht das Leben „Dich„, um das einfache Handeln des hochkomplexen Körpers zu steuern?
Was bist „Du“ überhaupt? Hast Du Dich schon einmal gesehen – außer im Spiegel? Der Spiegel zählt nicht, der zeigt nur den Körper. Aber was bist DU? Nicht „wer“ – was? Kannst Du mir zeigen, was Du bist, kannst Du mir die Form und Größe beschreiben?
Gibt es Dich überhaupt oder glaubst Du nur, dass es Dich gibt? Was, wenn Du herausfindest, dass „Du“ in „Deinem“ Bewusstsein bist – Bewusstsein aber auch ganz leer, ohne Inhalt, sein kann? Wo und was bist „Du“ dann? Wirklich ein „Mensch mit Bewusstsein„? Oder doch eher leeres, nacktes bewusstes Sein, in dem für jeweils 16 Stunden ein Mensch inklusive Umgebung auftaucht – mit dem es sich verwechselt?
Was, wenn „Du“ herausfindest, als „eigenständiges Wesen“ oder „eigenständige Seele“ gar nicht zu existieren?
Die Wirklichkeit ist im scheinbaren Innern – die Illusion ist im scheinbaren Außen. Wer nach außen schaut, auf die scheinbar feste Realität, der schaut auf die Illusion. Wer nach Innen schaut, „sich verinnerlicht„, der schaut auf die Wirklichkeit (verinnerlichen=verwirklichen). Tatsächlich ist das Außen eine Ausstrahlung des Inneren – das kann aber nicht im Außen herausgefunden werden, sondern nur im Innern. Wirklichkeit ist innen – Illusion ist außen.
„Die Welt“ ist real vorhanden aber nur als ein virtuelles Geschehen im scheinbaren „Innern“ des bewussten Seins – das in Wirklichkeit alles enthält und alles durchdringt, also überall ist.
„Die Welt„, „der Mensch“ und „mein Leben„sind nur Gedanken-Konstrukte IM allumfassenden bewussten Sein.
Außerhalb des universellen, bewussten Sein gibt es nichts.
Deshalb kann es keinen „persönlichen Gott“ (Gott als Person) geben – „Gott“ ist ein Wort für „alles und nichts„.