Werte

Was ist eigentlich, ein „Wert„? Ist ein Dieb mehr wert, als ein Erschaffer von „schönen“ und „wertvollen“ Dingen? Es ist in der Welt normal, schöne, gute und wertvolle Dinge, von schlechten, hässlichen und wertlosen zu trennen. Gibt es diese Trennung aber wirklich oder ist sie nur ein Gedankenkonstrukt? Kann man, angesichts der Relativität und Substanzlosigkeit dieser Welt, überhaupt sagen, dass es etwas sinnvolles oder wertvolles gibt, das von schlechtem zu unterscheiden ist? Ist ein Gebirge tatsächlich schöner, als ein am Straßenrand liegender Hundehaufen?

Wer oder was macht diese Unterscheidungen?

Sie sind eindeutig ge-macht, denn weder Gebirge, noch Hundehaufen wissen etwas davon, nur der Bewertungsmechanismus, der die spontan auftauchenden Wahrnehmungen ununterbrochen teilt und in Schubladen einsortiert, die mit „gut“ und „schlecht„, „nützlich“ und „unbrauchbar„, „wertvoll“ und „wertlos“ beschriftet sind. Ein Hundehaufen ist nicht wertloser, als ein Geldschein oder eine Silbermünze – außer, wenn es darum geht, etwas damit zu kaufen, es also gegen etwas anderes einzutauschen. Tatsächlich ist „wertvoll“ also nichts anderes, als eine Eigenschaft, die ausdrückt, dass viele Menschen einen bestimmten Gegenstand gerne hätten oder nicht. Keiner will ein Stück Hundescheiße in seiner Wohnung oder seiner Hosentasche haben – gegen einige Silbermünzen hätte er aber wahrscheinlich nichts einzuwenden.

Wert ist also eine Eigenschaft, welche die Mehrheit der Gesellschaft einem beliebigen Gegenstand zuordnet – in Bezug auf seine Nützlichkeit. Kuhscheiße will auch keiner haben – aber sie ist nützlich, im Unterschied zu Hundescheiße – weil man damit Felder düngen kann, was das Pflanzenwachstum beschleunigt – und gegen die Produkte, die daraus entstehen: Getreide, Brot, Gemüse, hat niemand etwas einzuwenden. Nützlichkeit ist also die Grundlage von „wertvoll„.

Was ist ein beliebiger Gegenstand? Eine Wahrnehmung mit speziellen Eigenschaften: fest, luftig, schwer, leicht, bunt, einfarbig. Gibt es diese Eigenschaften, wenn es in einem Menschen still ist? Eher nicht. Und trotzdem ist es nicht so, dass man Hundescheiße isst, wenn kein Gedanke dazu vorhanden ist, dass sie nicht essbar ist. Also sitzt dieser Bewertungsmechanismus viel tiefer, als nur im Denken – er ist so tief in einem Lebewesen verankert, dass sogar ein neu geborenes Kalb instinktiv zwischen dem am Boden liegenden Mist und dem Euter seiner Mutter unterscheiden kann.

Was aber ist dieses Kalb, seine Mutter und der Stall. in dem sie sich befinden? Wahrnehmungen mit spezifischen Eigenschaften. Gleiches gilt für den Boden, auf dem er steht und den Wald, der sich hinter dem Stall erstreckt. Auch der Bauer, der kommt, um die anderen Kühe zu melken und den Stall auszumisten, ist nur eine Wahrnehmung.

Wer macht diese Wahrnehmungen? Was ist es, das man nicht sehen, tasten und riechen kann, das alles in sich aufnehmen kann – aber niemand wirklich erkennen kann? Universelles Bewusstsein! Was hat einen größeren Wert? Das universelle, Wahrnehmungen aufnehmende, enthaltende und erzeugende Bewusstsein – oder der darin enthaltende, luftige, geistige, virtuelle Inhalt? Was ist wertvoller? Der universelle Behälter und Erschaffer – oder eine Tonne feinstes Gold, das letztlich nur eine Information ist, bezüglich Atomgewicht, Form, Farbe und Nützlichkeit eines im universellen Behälter und Erschaffer enthaltenen, relativen Informationsbündels?

Wie kann es in der Welt einen echten, unvergänglichen, wirklichen und originären Wert geben – wenn die gesamte Welt nur ein virtuelles Geschehen in einem unsichtbaren, unfühlbaren, nicht wahrnehmbaren Etwas ist? Wie kann jemand behaupten, dass er echte Werte schafft, wenn er (Mensch), sein Schaffen, der Ort, an dem er schafft und das, was er schafft, nur virtuelle Informationen sind?

Der Ausdruck „Wert“ an sich ist relativ und nicht absolut, wie alle Ausdrücke – und bezieht sich auf die Nützlichkeit, die andere Teile der Wahrnehmung, die sich als „Menschen“ bezeichnen, einer bestimmten, als „außerhalb“ gesehenen Wahrnehmung, mit ganz spezifischen Eigenschaften, gegeben haben. Daher wird Scheiße unterschiedlich bewertet: Kuhscheiße ist wertvoller als Hundescheiße und eine Goldmünze ist wertvoller als eine Silbermünze.

Aus Sicht des Bewusstseins, des universellen Behälters aller Wahrnehmungen, ist das aber nicht so. Es ist eindeutig so, dass nicht die Qualität einer Wahrnehmung zählt, sondern nur die Wahrnehmung an sich. Es wird also nur unterschieden zwischen Stille und Nichtstille, zwischen Unbewegtheit und Bewegtheit. Warum? Weil es keine Qualitätsunterschiede zwischen unterschiedlichen Informationen gibt – außer man macht welche. Ein Bit, das 1 anzeigt ist nicht wervoller, als ein Bit, das 0 anzeigt. Da wird jeder Mensch zustimmen. Wenn aber das betrachtete Bit anzeigt, dass sein Bankkonto im Plus oder im Minus steht, dann ändert sich das schlagartig…

Wer ist es also, der die Vorstellung von Wert oder Nichtwert erzeugt? Das Bewusstsein an sich oder ein Teil seines relativen Inhaltes?

Und trotzdem kann man nicht sagen, dass es keine Qualitätsunterschiede gibt, denn auch das Leben und Handeln geschieht – und Teil des menschlichen/gesellschaftlichen Handelns ist nun einmal das Treffen von Unterscheidungen. Somit gibt es also Werte – und es gibt sie nicht.

Das, was die spontan entstehenden Wahrnehmungen erkennt und enthält, trifft keine Unterscheidungen – das tut nur ein Teil der Wahrnehmungen, die sich als unabhängig und getrennt ansehen.

Hier noch einige Sätze, die nach dem Schreiben hoch kamen und einfach angehängt wurden:

Schaut man vom Bewusstsein her, gibt es nur eigenschaftslosen Inhalt, Bewegungen, Bilder, Informationen.
Schaut man vom Inhalt her – als Teil des Inhaltes – gibt es Eigenschaften und damit Unterschiede.
Aber beides ist wahr, weil es weder wahr, noch unwahr gibt. Absolut und relativ sind ein und dasselbe.
Die Einheit aller Gegensätze ist kein massiver Block, sondern ein chaotisches Wirbeln von Gegensätzen und ihrer Aufhebung.
Wie der Speicherinhalt eines gigantischen, ungeheuer leistungsfähigen Computers.
Dieses Schreiben hier ist völlig sinnlos, nur für mich – und trotzdem geschieht es.
Aber ist es ein Wert? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Es geschieht einfach.

Letztendlich hat nichts irgendeinen Sinn, Wert oder Nützlichkeit – und trotzdem geschehen viele Dinge.
Warum? Wer fragt?

Warum sind Wahrnehmungen im stillen Bewusstsein? Weil es möglich ist.

In der STILLE gibt es weder Fragen, noch Antworten – es wird alles gewusst, weil es nichts zu wissen gibt.
Was ist Wissen? Zugang zu bereits vorhandenen Informationen.
Was ist Nichtwissen? Zu wissen, dass es nichts zu Wissen gibt, außer der Stille.

STILLE ist Nichtwissen.
Warum? Weil Information Bewegungen aus Stille in der Stille sind.
Die STILLE kann aber niemals etwas wissen, denn dazu müsste sie zum Wissen werden, also zu einer relativen Bewegung.
Und trotzdem enthält die Stille alles relative Wissen.
Zwischen relativ und absolut gibt es keinen Unterschied, also ist die Stille Wissen und Nichtwissen.
Es gibt keinen Unterschied zwischen ja und nein, zwischen 1 und 0.
Daher gibt es auch kein entweder-oder – nur und.
Und steht für Einheit der Gegensätze, entweder-oder für Trennung.
Aber auch dazwischen gibt es keinen Unterschied – weil nur Inhalt.
Alles ist gültig – und nichts ist gültig.
Der letzte Satz bringt alles zum Einsturz und erzeugt absolutes Chaos.
Daher ist Chaos der natürliche Zustand.
Ordnungslos, nutzlos, wertlos – und trotzdem existent.
Was ist Existenz?
? Wer fragt? Existenz.

So etwas kann endlos weiterlaufen, solange, wie sich ein Gedanke oder eine Intuition regt und es eine innere Reaktion darauf gibt. Erfolgt aber keine Reaktion mehr, hört auch das Sprudeln auf und übrig bleibt Stille. Mit anderen Worten: jede Frage erzeugt ihre eigene Antwort, was kein Problem ist, da beide aus der gleichen Quelle kommen. Sieht man die Frage als konzentrischen Kreis von Wellen im Wasser (Frage=Steinwurf), dann ist die Antwort ein zweiter Wellenkreis, der sich mit dem ersten vermischt (Interferenz). Beides sind Bewegungen, die eine andere Bewegung beeinflussen, erzeugen oder auslösen. Bewegung erzeugt immer Bewegung. Stille bleibt immer Stille. Stille ist Ursprung, Bewegung ist relative Ableitung. Daher ist die Welt nur eine Bewegung in der Stille und aus Stille und immer relativ zu ihr.

Schreiben hört auf, wenn es sich erschöpft und es fängt wieder an, wenn es getriggert wird.