Nur derjenige, der sich spontan und direkt in jedem Augenblick, sowohl des Augenblicks, als auch dessen Inhalt, der Umstände, des Körpers und des Bewusstseins seiner selbst, bewusst ist – der unmittelbar, direkt und ohne Gedankenbildung weiß, dass er ist, in welchem Zustand und wo er ist – nur derjenige ist seiner selbst vollkommen bewusst. Das ist so, weil jeder Teilaspekt der jeweils abgebildeten Realität Inhalt des Bewusstseins ist – das er ist – und dessen Inhalt nie getrennt vom Behälter des Inhaltes ist, sondern dessen aktuelle, innere Textur und Färbung. Bewusstsein und sein Inhalt sind eine Einheit und wer nicht alles „zu wissende“ davon unmittelbar und wortlos weiß, der weiß nicht alles, was gleichbedeutend ist mit teilweiser oder ganzer Unbewusstheit.
Wer Teilaspekte seiner abgebildeten Realität ausblendet, der ist nicht real da, der ist sich nicht voll seiner selbst bewusst.
Die volle Bewusstheit seiner selbst und aller Umstände kann sich meiner Erfahrung nach erst dann einstellen, wenn da genügend Stille und Leere ist, wenn eine Aufnahmebereitschaft für direktes, wortloses Wissen vorhanden ist. Vorher treibt ein Mensch ganz oder teilweise mit der Masse oder Aspekten der Masse oder der Umgebung mit oder reagiert unbewusst darauf.
Bewusstheit ist kein absoluter Zustand, der da ist oder nicht, sondern graduell unterschiedlich.
Jemand kann sich zum Beispiel seines Körpers voll bewusst sein, weiß aber nicht, dass er Bewusstsein ist und ist sich dessen daher auch nicht bewusst. Ein anderer kann sich des Bewusstseins im Kopf voll bewusst sein – hat aber kein Gefühl für den aktuellen Zustand des Körpers. Ein dritter ist sich seines Bewusstseins im Kopf, des Körpers und aller Aspekte, die damit zusammen hängen, voll bewusst, sieht aber seine Umgebung nicht richtig und stößt sich andauernd, fällt immer wieder hin oder lässt Gegenstände herunterfallen.
Nur jemand, der sich aller Inhalte seines Bewusstseins und des Bewusstseins voll bewusst ist – und das wortlos weiß – ist voll bewusst.
Das bedeutet nicht, dass man fühlen muss, wie die Nahrung in der Speiseröhre nach unten rutscht, im Magen ankommt, zersetzt und dann im Darm verwertet wird. Es bedeutet auch nicht, dass man fühlen muss, wie das Blut den Körper durchströmt oder dass man seine Atmung und seinen Herzschlag bewusst regelt. Das sind Interna, um die sich der Körper automatisch selbst kümmert.
Es geht um das Bewusstsein und den Körper als Gesamtheit: Ist das Bewusstsein sich seiner selbst bewusst – und weiß es das jetzt? Ist es sich nur eines Teiles seiner selbst bewusst oder aller seiner Teile? In welcher Lage ist der Körper? Ist er kalt oder warm? Wo ist er kalt und wo ist er warm? Fühlt er sich gut an oder gibt es ein Problem? Wie ist die Gefühlslage? Sind Gedanken da und sind sie wichtig oder nur unwichtiger Müll? Wie ist die Umgebung? Existiert ein lebensbedrohendes Problem im Körper oder in der Umgebung?
Das sind die Aspekte, um die es geht und derer man sich immer bewusst sein muss – einschließlich der ununterbrochenen Bewusstheit, dass man sich ihrer genau JETZT bewusst ist. Dazu gehört auch, dass keine Gedanken da sind in der Art: „Ich bin mir jetzt meiner selbst bewusst“ oder: „Ich spüre jetzt mein Bein“ oder „Ich habe Kopfweh“ – das ist Wachschlaf!
Es geht darum, DIREKT zu FÜHLEN und zu WISSEN – ohne Einschaltung des Verstandes als Mittler und Informationsgeber.
Man kann ganz direkt sagen, dass die unbewusste Arbeit des Verstandes – seine zwanghafte Tätigkeit, die bei den meisten Menschen nicht bewusst eingeschaltet, abgeschaltet und gesteuert werden kann – identisch ist, mit Wachschlaf und Aufrechterhaltung des Ego-Ich. Es gibt zwar Stimmen, die behaupten, dass man das ohnehin nicht kann – aber diese Einstellung beruht auf Unkenntnis und der Unfähigkeit genau das zu leisten.
Wer etwas über sich lernen und sich innerlich entwickeln will, sollte sich an die Lektüre und Lehrer halten, die nach vorne weisen, in Richtung Freiheit vom Verstand und dauerhaftes, bewusstes Verweilen in der Stille und Leere des reinen Bewusstseins – und nicht dahin, wo er schon ist: In die Unfreiheit, den lärmenden Verstand über sich ergehen lassen zu müssen.
Das wird nur noch davon übertroffen, dass ein Mensch vollkommen unbewusst ist – allerdings weiß der nichts über seinen Zustand und ist daher in einer weitaus komfortableren Situation, als ein Mensch, der sich schon vieler Teilaspekte seiner selbst bewusst ist und das auch in jedem Augenblick weiß – der aber unter seinem lärmenden Verstand leidet.
Diese Momente der Bewusstheit, aller Aspekte seiner selbst vollständig bewusst zu sein, müssen ausgedehnt werden, von einer Sekunde auf zehn Sekunden, eine Minute, 30 Minuten, eine Stunde, den Vormittag, den Nachmittag, den Abend, die gesamte Wachzeit, den Traum, den Tiefschlaf – und zuletzt 24 Stunden ohne jede Unterbrechung (Turiya). Wer behauptet, dass das nicht geht, weiß nicht, was Bewusst-Sein wirklich ist: Die immerwährende, nie schlafende und todlose EXISTENZ an sich.
Man muss das nicht tun – man kann auch einfach dort bleiben, wo man schon ist – aber damit hört dann die innere Entwicklung auf und Stillstand tritt ein. Stillstand ist Tod. Leben hingegen, bedeutet immerwährende Bewegung, immerwährende Entwicklung, immerwährende Annäherung an sich selbst, immerwährende Bewusstheit aller Aspekte seiner selbst.
Nur wer leer vom Falschen ist, kann mit dem Richtigen gefüllt werden.
Eine Tasse mit abgestandenem und altem Tee, muss erst ausgegossen werden, damit Platz ist, für neuen, frischen Tee. Ausgießen bedeutet, den Verstand bewusst zu leeren, ihn zu beherrschen – und sich des Zustandes, den dieser wie ein Vorhang verbirgt, bewusst zu werden: immerwährende Wachheit, Stille und Leere.
Diese Leere und Stille ist das Ziel, das es ermöglicht, mit dem höchsten Bewusstsein, der höchsten Seele, der Existenz an sich gefüllt zu werden. Jedes andere, weltliche Ziel ist eine Ablenkung, die niedergeschlagen werden muss – solange man noch nicht gelernt hat, wenigstens eine Sekunde leer zu werden, dann zehn, dann eine Minute – und schließlich immer.
Das ist möglich, denn ich schreibe aus diesem Zustand der Stille und Leere. Das war nicht immer so – daher kann es erreicht werden. Es wird aber unter Garantie nicht erreicht, wenn man behauptet oder glaubt, dass das gar nicht erreicht werden kann. Wenn man einem Kleinkind sagt, dass man den Schließmuskel nicht beherrschen kann, wird es vielleicht nie versuchen, ihn zu beherrschen und sich ein Leben lang selbst beschmutzen – was identisch damit ist, den Verstand nach dessen Belieben lärmen zu lassen.
Bist Du das Bewusstsein, das weiß, dass ein Teil von ihm als Verstand agieren kann – und daher versuchen wird, dessen Arbeit sinnvoll zu steuern? Schließlich nimmt man beim Autofahren auch nicht die Hände vom Steuer.
Oder bist Du ein lärmender Verstand (Ego), der glaubt, ein Bewusstsein zu sein – und daher nicht versuchen wird, seine eigene Tätigkeit einzustellen, da das der Tod seiner scheinbar unabhängigen Existenz (Ego) wäre?
Wenn man seine ureigenste Wahrheit, die man IST, nicht direkt fühlen kann, dann erinnert man sie nur (in Worten und Gedanken) und damit belügt man sich selbst.
Nur DIREKTES WISSEN und FÜHLEN ist die WAHRHEIT des MOMENTS.
Der Unterschied ist sehr einfach zu verifizieren: Erinnertes Wissen ist immer in Worte gekleidet, also Verstandesinhalt und damit Vergangenheit – DIREKTES FÜHLEN und WISSEN ist immer wortlos und JETZT.