Es gibt tatsächlich so etwas, wie Ichlosigkeit – aber das ist die absolute Extremform, in dem absolut kein Zentrum mehr vorhanden ist und nicht mehr gewusst wird, wer anwesend ist. Dahin führt entweder ein blitzartiges Ereignis oder ein längerer Prozess.
Ich erlebe das derzeit aber nicht so. Bei mir ist noch ein Zentrum vorhanden – oder vielmehr drei Zentren. Da ist das funktionale Ich, das benötigt wird, wenn mit anderen Menschen kommuniziert werden muss. Dann gibt es das begrenzte, menschliche Bewusstsein und das unbegrenzte, universelle Bewusstsein. Ich erfahre alle drei – aber jedes hat seine eigene Ausprägung und Intensität. Das universelle Bewusstsein erfahre ich noch nicht voll – sondern eher als „Kontakt„, den ich mit der gesamten Rückseite des Körpers spüren kann. Es fühlt sich so an, als ob Hinterkopf, Hals und Wirbelsäule dafür empfindsam sind. Früher spürte ich es nur am Hinterkopf.
Das funktionale Ich ist einfach eine Schnittstelle nach außen, die vom begrenzten menschlichen Bewusstsein benutzt wird. Das menschliche Bewusstsein ist sich seiner selbst bewusst, seiner Subjektivität bewusst und auch, dass es nicht identisch mit dem funktionalen Ich ist. Das universelle Bewusstsein wird als unpersönlich und unbegrenzt erfahren, quasi als Erweiterung des menschlichen Bewusstseins. Das ist aber eine Täuschung, denn die Begrenztheit ist in der Unbegrenztheit enthalten – somit ist das menschliche Bewusstsein eine Begrenzung innerhalb des unbegrenzten, universellen Bewusstseins.
Soweit ich es erfahren habe, gibt es für jedes Subjekt und Objekt jeweils ein begrenztes Bewusstsein innerhalb des unbegrenzten, universellen Bewusstseinsfeldes. Das ist so, weil es in Wirklichkeit keine festen Objekte gibt, sondern nur begrenzte Bewusstseinsfelder, die als fester Bewusstseins-Hintergrund dienen, zur Projektion der Daten eines Subjektes/Objektes. Jedes Subjekt erscheint in der Wahrnehmung eines anderen Subjektes als Objekt.
Jedes begrenzte Bewusstseins-Feld (Subjekt/Objekt-Hintergrund) kommuniziert mit anderen Bewusstseins-Feldern, in deren Wahrnehmung es gerade erscheint. Genau darum „weiß“ ein Elektron, zu jedem Zeitpunkt, ob es gerade beobachtet wird oder nicht und kann seine Erscheinungsform, die es dem Beobachter-Feld datentechnisch mitteilt, unmittelbar entsprechend anpassen. Das geht sogar rückwärts in der Zeit, denn Zeit und Raum sind nur notwendige Voraussetzungen des Wahrnehmungs-Vorganges und potentiell nicht-linear. Genau darum weiß auch ein Mensch (speziell Frauen), wenn er von einem anderen beobachtet wird.
Das alles kann man intuitiv begreifen, wenn man wirklich begriffen hat, dass es nur unbegrenztes, universelles Bewusstsein gibt – und die Begrenzungen, Subjekte, Objekte und zugehörige Bewegungen nur Erscheinungen darin sind. Somit reicht es aus, sich selbst bewusst mit Bewusstsein an sich (Hintergrund-Gewahrsein) zu identifizieren und alle anderen (eingebildeten) Bindungen fallen zu lassen.
Wenn diese Identifikation aber nur auf Gedankentätigkeit basiert, dann ist es eine reine Selbst-Verarschung. In meiner Erfahrung gibt es im begrenzten und im unbegrenzten Bewusstsein normalerweise keine Gedankentätigkeit. Gedanken können erscheinen aber meistens (~95-99%) ist es still. Es gibt aber auch Menschen, die das anders erleben.
Das Ich schließt alles aus, was es nicht kennt und/oder als außerhalb von ihm erkannt wird. Als bloßes „Ego-Ich“ zu existieren ist somit ein sehr begrenzter und verarmter Zustand. Ichlosigkeit ist daher nicht weniger, als die „normale“ Existenz als „Ego-Ich“ – sondern unendlich viel mehr, weil es das begrenzte und das unbegrenzte, universelle Bewusstsein mit einschließt.
Ichlosigkeit bedeutet die vollständige Identifikation mit dem unbegrenzten, universellen Bewusstsein. Ob dann noch ein Zentrum wahrgenommen wird oder nicht, ist sekundär, da dessen Wegfall geschieht oder nicht. Von der höchsten Bewusstseinsebene betrachtet, gibt es nur DAS und es schließt vollkommen alles andere als „Erscheinungen“ ein. Der „Weg“ dahin ist relativ und unwirklich, denn das höchste Bewusstsein – DAS BEWUSSTSEIN AN SICH – ist einzig. Es ist einfach da, als reine Präsenz, als stille Anwesenheit, völlig offen und unbegrenzt. Begrenzung ist Illusion.