Bewusstsein sein, statt bewusst zu sein.

Es ist ein riesiger Unterschied, sich „etwas bewusst zu sein“ – als das Bewusstsein oder Gewahrsein zu sein. Warum? Im ersten Fall ist „etwas“ sich „etwas anderem“ bewusst aber der Fokus liegt auf dem „etwas anderem“ (Inhalt), dessen sich „etwas“ (Bewusstsein) bewusst ist, nicht auf dem „etwas“ selbst. Um wirklich aufzuwachen, muss sich der Fokus fundamental und dauerhaft auf den Hintergrund der Erfahrung richten – auf das Bewusstsein selbst.

Dieser Hintergrund ist das vollkommen stille Bewusstsein – das Bewusstsein An sich oder die Stille An sich.

Dieses kann aber nicht mit den fünf Körpersinnen erfahren werden – nur als Negation oder „Negativ“ zu den wahrgenommenen Inhalten. Wenn etwas wahrgenommen wird, dann ist der Inhalt immer umgeben von leerem Raum. Wenn zum Beispiel ein Baum angeschaut wird, dann erscheint der Baum im leeren Raum und zwischen den Blättern blitzt auch der leere Raum hindurch. Der leere Raum ohne Inhalt, in dem der Inhalt erscheint, ist das Bewusstsein.

Dieser leere Raum An sich, das Bewusstsein An sich, ist damit auch Stille oder Bewegungslosigkeit – denn Inhalt ist immer Bewegung, Geräusch, Licht, eine Ausdehnung im leeren, dunklen Raum. Auf diese Weise kann das reine Bewusstsein erfahren werden. Alternativ kann das Bewusstsein als der aktuelle Moment erfahren werden, gleichzeitig mit allen seinen Inhalten und Eigenschaften.

Im folgenden Bild sind zwei „Seelenkörper“ (graue Kreisringe) dargestellt, mit je einer „Außen-Welt“ (weißer Innenraum) in einer umhüllenden schwarzen Fläche von endlosem, unbegrenztem und dunklem Bewusstsein/Gewahrsein. Genau so nehme ich das zur Zeit wahr – wobei ich die Kreisringe der Seelenkörper nicht als Ringe, sondern als Blasen gesehen habe. Von diesen Seelenkörpern gibt es unendlich viele im schwarzen, umhüllenden Bewusstsein, das auch als Stille bezeichnet wird.

welt_seele_gewahrsein

Das Gesamtbild besteht komplett aus Bewusstsein/Gewahrsein, jedoch in unterschiedlicher Ausprägung. Der Seelenkörper ist somit genauso aus Bewusstsein gemacht, wie die „Außenwelt“, die in Wirklichkeit innen ist. Daher ist es wichtig, sich des dunklen/schwarzen, reinen Bewusstseins bewusst zu sein, das sowohl in der Mitte des Kopfes (nicht eingezeichnet), als auch hinter dem Hinterkopf erfahren werden kann. Wenn man dieses aber wegen zu geringer Feinfühligkeit des inneren Spürsinnes nicht spüren kann, dann genügt es, zu Beginn, sich der „negativen Objekte“ – also des Raumes um die Objekte herum, gewahr zu werden (zB: Zwischenraum zwischen den Blättern und den umgebenden Raum um den Baum herum).

Es gibt somit zwei Formen von Bewusstsein/Gewahrsein: gebundenes, begrenztes, individuelles Bewusstsein (Welt, Körper, Ego/ich, Individuum, Seele) und ungebundenes, unbegrenztes Gewahrsein, das alles in sich einschließt aber selbst unbegrenzt, also von nichts eingeschlossen ist. Das persönliche, individualisierte Bewusstsein (Seele) ist immer begrenzt und das umschließende Bewusstsein ist immer unbegrenzt. Befreiung ist somit nicht nur Befreiung vom Verstandeschaos und der Identifikation mit Gedanken und dem Ego, sondern auch (dauerhafter) Zugang zum umhüllenden (universellen) Bewusstsein/Gewahrsein.

Der gestern/vorgestern angesprochene „Gott“ ist das Eine, umhüllende, universelle Bewusstsein, das in sich unendlich viele eingeschlossene, individualisierte Bewusstseine enthält, die aber alle nicht nur dort eingeschlossen sind, sondern auch aus dem gleichen Bewusstsein gemacht sind, wie das, in dem sie eingeschlossen sind. Somit ist Gott alles: jede Seele, jeder Körper, jedes Ich, jedes Objekt, jeder Himmelskörper.

Dieses „alles sein“ impliziert auch, sich als das zu fühlen, was Gott/Bewusstsein jeweils als Einzelheit darstellt. Es ist also nicht ein „abgetrenntes Ich„, oder eine Person die sich als „Ich“ fühlt – es ist Gott/Bewusstsein selbst, das sich in dieser Form als „Ich“ fühlt – und der einzige Fehler daran ist, dass dieses „Ich“ sich als abgetrennt empfindet. So etwas wie „Abgetrenntheit“ gibt es nicht, nur als Vorstellung, basierend auf Körpergefühlen. Somit ist das „Ich“ nichts falsches oder umzubringendes – nur seine Vorstellung der Abgetrenntheit und Besonderheit ist falsch und muss fallen.

Das „Ich“ und der Körper ist vielmehr ein Ausdruck des göttlichen Seins, des göttlichen, umfassenden Bewusstseins, in individualisierter Form. Somit gibt es nicht verschiedene Menschen, Tiere und Objekte – sondern nur Gott, der sich selbst als diese Subjekte/Objekte „ausformt„, um sich selbst in dieser Form zu erleben. Somit ist alles Gott, gehört alles Gott und es gibt nichts anderes als Gott.

Somit ist nicht die Welt eine Illusion, sondern die Vorstellung einer abgetrennten, physischen Welt, mit unabhängigen, physischen Körpern, die darin selbstbestimmt handeln und leben. Es ist alles da – aber nicht in der vorgestellten, unabhängigen und physischen Form, sondern als Gott/Bewusstsein selbst, das sich selbst in all diesen Formen erscheint. In einem Satz: Die Wirklichkeit ist EIN transzendentes Bewusstsein und es gibt nichts anderes, als das.

Wenn man sich als abgetrennter Körper mit Bewusstsein erfährt, kann man niemals sagen „Ich bin Gott“ – denn das Ego/Ich, der Körper und die Welt sind ein Ausdruck des umhüllenden, unbegrenzten und dunklen, universellen Bewusstseins. Wenn man sich aber als reines Bewusstsein erfährt, das genau das gleiche reine Bewusstsein ist, wie das umhüllende, universelle Bewusstsein, dann kann man sagen: „Ich bin wesenhaft identisch mit Gott„. Wesenhaft meint hier das „Wesen des Bewusstseins“ oder die „Natur des Bewusstseins„.

Das alles bedeutet selbstverständlich nicht, dass es kein Individuum gibt – sondern dass jedes Individuum ein individueller und einzigartiger Ausdruck des göttlichen Bewusstseins ist, das daher nur diesem gehört. Mit anderen Worten: Ein Individuum gehört sich nicht selbst, sondern es gehört Gott, weil Gott es in sich selbst erscheinen lässt.

Zugehörige Beiträge: