Bewertung

Es stellt sich bei jeder Wahrnehmung und bei jedem Bewerten die Frage: Wer? Wer ist es, der wahrnimmt und bewertet? Es ist das Bewusstsein, das wahrnimmt und es ist ausnahmslos der lineare Verstand, der bewertet.

Wenn man sich die Situation in diesem Land anschaut, dann kann ein „normal empfindender Mensch“ unmöglich zufrieden sein – also wird er bewerten und urteilen. Das geht mir teilweise auch noch so – aber es wird langsam weniger. Was ist ein „normal empfindender Mensch„? Einer, der als Ego im Verstand sitzt und dessen Inhalte glaubt. In meinem Fall ist das nur ab und zu – aber das ist immer noch zuviel. Jede einzelne Identifikation mit dem Verstand ist genau eine zuviel!

Was ist die Seele? Frieden, Stille, Fühlen, Intuition, Harmonie, absolute Liebe. Kann etwas, das vollkommen harmonisch ist und vollkommen unberührbar und unverletzbar – kann so etwas extrem ausrasten, zerstören oder bewerten? Nein!

Welche der beiden Seins-Zustände ist natürlicher?

Das alles ist letztlich die vollkommene Konsequenz auf die Antwort der Frage: Wer bin ich wirklich? Ist die Antwort: „ich“ oder „Egon“ – dann passt das schon, mit dem Bewerten, denn das entspricht dem kleinen Ich. Ist die Antwort aber: „ICH„, „das Bewusstsein“ oder „die Seele“ – dann ist das ganz und gar nicht in Ordnung und widerspricht dem eigenen Sein und Selbstverständnis.

Ramana Maharshi hat hier eine eindeutige Linie verfolgt, die ich völlig korrekt finde: „Kümmere Du Dich erst einmal um Dich – die Welt kümmert sich schon um sich selbst.“ Es gab andere, die das nicht gut fanden und sich die Finger wund schrieben, um die Welt zu ändern – sie haben exakt Null-Komma-Null Veränderung erreicht.

Warum ist es richtig, die Welt sein zu lassen? Weil jeder untrennbar mit der Welt verbunden ist und weil die Welt in ihrer Gesamtheit und auch in ihren Einzelheiten nicht geändert werden kann – denn sie ist eine Emanation von scheinbar „innen“ nach  scheinbar „außen„. Etwas, das in jedem Moment so ist, wie es ist, kann man nicht ändern. Aber wenn ich mich ändere, dann ändert sich die Welt in meinen Augen, sie ist dann einfach das, was ist – und dann muss ich sie nicht mehr ändern.