Feinstofflicher Bereich

In der letzten Nacht konzentrierte ich mich vor dem Einschlafen auf das intuitive Ich (Sahasrara). Nach einer Weile hörte ich innen ein deutliches „Plopp„, wie wenn eine schwere Tür zuschlägt und anschließend traten im Bewusstsein Phänomene auf, die ich eindeutig dem subtilen Bereich zuordne: Licht, Bilder, Klänge und Stimmen. Bisher war es mir innerlich nicht möglich gewesen, Bilder, Klänge oder Stimmen wahrzunehmen.

Die Wahrnehmungen waren noch nicht besonders deutlich, eher unscharf – aber immerhin war etwas da. Im Leben – und daher auch in der Meditation – schreitet man fort, indem man sich von gröberen Wahrnehmungen, hin zu Feineren entwickelt – bis am Ende keine Wahrnehmungen mehr auftauchen und nur die Leere der Einheit übrig bleibt. Das Ganze ist eine Ent-Wicklung – die zusammengesetzten Wahrnehmungen dröseln sich auf in immer feinere Bestandteile und am Ende in gar nichts mehr. Das Ergebnis ist Leere und Formlosigkeit.

Das ist aber noch nicht das Ende, denn Form und Formlosigkeit sind in der Ursache identisch und wenn das erkannt wird, dann wird die Gleichheit von Geist und Welt erkannt. Da bin ich aber noch nicht.

Nachtrag: Ich habe gerade gelesen, dass Gedankenlosigkeit beziehungsweise die Beherrschung des Denkens normalerweise beim Eintritt in den subtilen Bereich auftritt, weil man sich nicht mehr in Gedanken verliert und daher auch subtilere Wahrnehmungen in den Geist eintreten können. Wenn dem tatsächlich so ist, dann hat es bei mir ziemlich lange gedauert, vom Eintritt in die Gedankenlosigkeit bis zum Bemerken des Subtilen. Das kann unter anderem daran liegen, dass ich über den subtilen und kausalen Bereich schlicht und einfach nichts wusste. Ich fange gerade erst an, mich damit zu beschäftigen.

Noch etwas zu Ken Wilber: Er schreibt sehr nüchtern und damit komme ich sehr gut klar, denn ich bin kein religiöser Typ, sondern eher „rational und gefühlsbetont aber nicht zu sehr gefühlsbetont, sondern ausgewogen„. Daher komme ich weitaus besser mit Beschreibungen zurecht, die von Denkern erstellt wurden, statt von Mystikern, die oft die „Liebe zum Absoluten“ dermaßen überdehnen, dass ich vor lauter Gefühlen die Informationen nicht mehr finde.

Die neueren Werke Wilber’s sind mir entschieden zu hochgestochen, zum Beispiel sein AQAL-Konzept oder die Wilber-Combs-Matrix. Da ist meiner Ansicht nach sein rationaler Verstand mit ihm durchgegangen. Das mögen andere anders sehen aber für mich ist das so. Was ich auch nicht an ihm mag, sind seine ständigen Hinweise darauf, dass man sich unbedingt auf allen möglichen Ebenen vervollkommnen muss – da man das, wenn man die Einheit erst einmal erlebt, garantiert nicht mehr tun wird.

Das ist schlicht und einfach zielorientiertes Denken, in Richtung „Rette die Welt“ und ein Ausfluss seines buddhistischen „Boddhisattva-Gelübdes“ – womit ich nichts zu tun habe, denn ich gehöre keiner Religion an und befolge demnach keine religiös-ideologischen Gebote oder Verbote. Es reicht mir schon, die Gebote und Verbote des faschistischen Staates befolgen zu müssen! Dieses ganze Religions-Brimborium ist für Menschen, die keinen Halt an und in sich selbst haben – also nicht für mich. Ich brauche schlicht und einfach niemanden – lediglich brauchbare Beschreibungen – der Rest kommt aus mir selbst.

Ansonsten schätze ich Wilber als nüchternen Beschreiber, wie auch Anadi und zB auch Meister Eckehard. Ich erlebe das so, dass die wahre Information durch die Intuition übermittelt wird, als gefühltes, nonverbales Wissen. Und dieses „Wissens-Gefühl“ muss dann so präzise wie möglich in Sprache übersetzt werden.

Um präzise zu beschreiben, muss man scharf beobachten und klar denken können und ein Mystiker, der in einem Gefühlstaumel existiert, kann alles aber nicht scharf denken. Daher schätze ich Menschen, die es schaffen, ihre Erfahrungen in klaren, nüchternen Worten so präzise wie möglich „rüber zu bringen„. Das kommt vor allen Dingen auch rationalen Menschen entgegen, die sich nur feste Dinge vorstellen können aber keine geistigen Zustände oder dass es so etwas wie das Absolute gibt oder ein Einssein mit dem Universum.

Ich weiß ganz genau, dass die allermeisten Menschen solchen Erscheinungen gegenüber verschlossen sind – obwohl sie ganz sicher eine Ahnung haben müssen, dass so etwas existiert – aber diese Ahnung haben sie stark verdrängt. Tatsächlich gibt diese Erscheinungen nicht nur, sie sie sind wirklicher als die Welt, denn die Welt ist relativ zum Geist, obwohl sie nicht von ihm zu trennen ist.

Warum gibt es so etwas wie Esoterik? Weil die Menschen ahnen, dass ihre Wirklichkeit anders ist, als sie es wahrnehmen. Da sie aber nicht in der Lage sind, weitgehend autonom zu existieren, wechseln sie lediglich von der Normal-Gruppe in eine Esoterik-Gruppe, in der sie auch nur über den Tisch gezogen werden – sie wechseln also nur die Gruppe, werden aber nicht zum unabhängigen Individuum.

So ist das bei allen Menschen, die nicht für sich alleine bestehen können – sie ändern nur den äußeren Hintergrund aber nicht ihr Inneres. Damit transzendieren sie nichts, sie weichen vielmehr der Transzendenz aus. Und solange kein massiver Impuls von innen dieses Verhalten ändert, laufen sie immer weiter im Kreis um ihren unveränderten zentralen Punkt: ihr altes und eingefahrenes Ich-Verständnis.