Direct Knowledge of Consciousness

Ich habe gerade einen Aufsatz von John Thornton gefunden, in dem er darüber schreibt, wie man das „Bewusstsein ohne Gedanken“ (Consciousness without thought) erlebt. Interessanterweise ist der Mann ein Philosoph, die ich bis dato als tiefe Denker kenne, die allenfalls darüber nachdenken können, wie es ist, ein „Bewusstsein ohne Gedanken“ zu erleben.

Dieser Mann hat das „Bewusstsein ohne Gedanken“ aber tatsächlich erreicht, denn das, was er schreibt, kann ich hundertprozentig nachempfinden, ohne darüber nachzudenken, denn es ist mein alltäglicher, müheloser Zustand. Hier die letzten Sätze des Aufsatzes, die dem Kenner eindeutig zeigen, dass John diesen Zustand direkt erlebt und nicht darüber spekuliert – es sei denn, er hätte es irgendwo abgeschrieben (was sich aber nicht so anfühlt):

What it means to be conscious is known immediately in the very state of being conscious without thought. One just has to look. Here, the ‘looking’ and the corresponding ‘seeing’ are the demonstration of a direct knowledge of consciousness. This knowledge cannot be expressed in language because it is too immediate – there is no separation between the subject and the object. Consciousness is not an object. It is that by means of which objects are known. I cannot define knowledge of consciousness, and I do not need to define it. I define what is separate from me, what I am not, the entities I am ‘conscious of.’ But I am not ‘conscious of’ consciousness. ‘I’ am this consciousness. This is not difficult until you think about it.“ [http://www.ict.griffith.edu.au/~johnt/PC/JohnDirectKnowledge.pdf]

Ich erlebe das auch so – mit einer Ausnahme: Ich erlebe das, was er als „Hintergrund-Bewusstsein“ bezeichnet, als individuelles und subjektives „Ich selbst“ und bin mir des Bewusstseins bewusst – auch ohne, dass darin ein Inhalt vorhanden ist. Das funktioniert aber nur dann, wenn im Bewusstsein Referenzpunkte (ICH-Zentren) entwickelt wurden, die dazu führen, dass es sich selbst so wahrnehmen kann. Ansonsten wird dieses Bewusstsein als unpersönlich erkannt und führt zu der falschen Annahme, dass da „niemand“ ist.

Das ist der Fehler, der im Advaita und Buddhismus etc. gemacht wird – sie schauen, sind sich ihrer selbst bewusst und sagen dann: „Da ist ja niemand!„. Daraus entstand das Konzept des „No-Self“ – das aber vollkommen falsch ist! Denn derjenige, der unmittelbar erkennt, dass da niemand ist, ist derjenige, der da ist! Die Leute, die diese These propagieren, haben einen so großen Stapel Bretter vor dem Kopf, dass sie sich beide Füße brechen, wenn der herunter fällt!

Wenn John es schafft, diesen Zustand beizubehalten, dann kann er von dort aus sich selbst immer tiefer erfahren. Wenn der Zustand allerdings nur durch Konzentration auf den Zustand und das Abweisen des Denkens gegründet ist, dann muss er ständig kämpfen und wird ihn zwangsläufig immer wieder verlieren.

Bei mir war das ganz genauso, bis „etwas“ geschah, das den Zustand vollkommen stabilisiert hat, ohne, dass ich weiß, wie. „Nebenbei“ wurden auch noch diverse Zentren geöffnet. Diesen Vorgang würde ich als „Gnade“ bezeichnen: „Etwas“ hat bemerkt, dass ich mich jahrelang abstrampelte, um diesen Zustand zu erhalten und hat mir geholfen. Und erst durch diese Stabilisierung wird wahre Selbsterkenntnis möglich.

Ich bin sehr erstaunt darüber, dass ein Philosoph es wagt, sich tatsächlich von seinem Denken zu entfernen! Sollte er das als die einzige Art erkennen, wie wahres Wissen vom Sein erfasst werden kann, dann wird er sich ganz von seinem Denken entfernen. Dann ist er kein Philosoph mehr, sondern ein Mystiker oder Sucher.