Nein, nicht der Mensch! Das Bewusstsein oder die Seele ist es, die Selbsterkenntnis betreibt. Der Mensch kann sich nicht selbst erkennen, weil er ein Ausdruck des Inneren ist – er muss zurück treten und erlauben, dass sich das Innere selbst erkennt. Maharaj sagte dazu folgendes: „Was du hörst, muss wie ein Pfeil in dich eindringen und etwas ganz tief in dir treffen. Es muss eine innere Reaktion geben. Ohne diese Reaktion wird dir das, was du hörst, nicht helfen. Du solltest es wissen, wenn der Pfeil sein Ziel erreicht.„
Wenn das erkannt wird, sollte auch erkannt werden, dass der Verstand ebenfalls ein Ausdruck des Inneren ist – nämlich einfach der mentale Inhalt des Bewusstseins. Wenn der Verstand beruhigt und integriert ist, dann ist er kein Feind mehr, sondern unterstützt die Selbsterkenntnis mit seinen Fähigkeiten – ganz besondes dann, wenn er mit der intuitiven Intelligenz verbunden wurde.
Natürlich findet Selbsterkenntnis im Moment statt aber genauso sollte klar sein, dass man konzeptuelle Tools benötigt, um zu wissen, wo es lang geht. Das gilt aber natürlich nur dann, wenn man davon ausgeht, dass es nicht nur um Bewusstwerdung geht! Bewusstwerdung ist der allererste Schritt auf dem Weg zur Selbsterkenntnis – das passiert, wenn sich die innere Tür öffnet. Aber danach kommen noch viele weitere Schritte und die kann man nicht tun, ohne konzeptuelle Tools und Wegweiser.
Die teilweise widersprüchlichen Beschreibungen rühren daher, dass es einfach unterschiedliche Menschen aus unterschiedlichen Kulturen und unterschiedlichen Zeiten waren, die sie verfasst haben. Ein weiterer Grund ist, dass sich manche auf das universelle Bewusstsein beschränkten, wie zB Maharaj. Maharshi war da weiter, er erlebte sich auch im Herzen und im Sein. Im Buddhismus legt man überhaupt keinen Wert auf das universelle Bewusstsein, da bewegt man sich nur Richtung Hara/Sein. Gurdijef hatte wieder andere Methoden und Osho versuchte die Menschen mit sexueller Freizügigkeit dahin zu bringen.
Viele dieser Methoden versuchen die innere Tür zu öffnen – aber das funktioniert nicht mit einer Technik – die Tür öffnet sich für den Menschen, er wird eingelassen. Danach muss man aktiv werden – oder vielmehr zulassen, dass das Innere aktiv wird. Mit dem normalen Verstand hat das nichts zu tun, der normale Verstand kann keine Selbsterkenntnis betreiben und er wird auch dazu nicht benötigt, solange er nicht mit der Intuition verbunden ist. Dann allerdings ist er ein sehr wertvolles und unentbehrliches Werkzeug, denn Selbsterkenntnis ohne die intuitive Intelligenz der Seele ist unmöglich.
Einfach nur zu beschließen, dass man die Person hinter sich lassen will, funktioniert nicht, denn so etwas kommt aus dem Verstand – die Person selbst beschließt das. Die Person muss das Zepter abgeben, das geschieht dadurch, dass man innerlich an einen anderen Platz wechselt, der so weit wie möglich weg ist, vom ursprünglichen Platz, dem Beobachter an der Stirn. Man wechselt zum Hinterkopf und verbindet sich mit dem universellen Bewusstsein. Dann sind Beobachter und Person nicht mehr im Brennpunkt der Aufmerksamkeit.
Ein Hinweis darauf, dass ein bloßer Entschluss, die Person loszulassen beziehungsweise sich von ihr zu trennen nicht funktioniert ist, wenn man immer wieder in alte Gewohnheiten zurück fällt, zum Beispiel Beschäftigung mit Politik oder dem sozialen Umfeld. Man sollte sich testhalber notieren, wann man das beschlossen hat und es gut sichtbar irgendwo platzieren. Es wird garantiert einige Zeit später dazu kommen, dass man sich dabei erwischt, wieder in die alten Gewohnheiten zurück gefallen zu sein. Oder man sieht die Notiz und erkennt, dass man schon wieder… Spätestens dann, wenn das einige Male aufgefallen ist, sollte man sich noch einmal überlegen, ob man das nicht vielleicht doch anders machen muss…
Das ist ein gut gemeinter Rat, weil ich sehr genau weiß, dass es so nicht geht – aber auch, dass das niemand glauben wird. Manche müssen erst zehn oder zwanzig Mal auf die Schnauze fallen – vielleicht sogar einige Jahre oder Jahrzehnte lang – bis sie irgendwann merken, dass da etwas fundamental falsch läuft. Es gibt Menschen, die auf diesem Weg schon weiter sind (ich meine nicht mich) und es ist keine Schande, sie zu fragen oder ihre Aufzeichnungen zu lesen…
Ich schreibe diesen Blog nicht nur für mich, sondern auch als Hilfestellung für andere auf dem Weg. Damit meine ich nicht Massen-Menschen, sondern Menschen, deren innere Tür sich bereits geöffnet hat, die aber nicht wissen, was sie mit dem neu entdeckten Zustand anfangen sollen. Unter anderem fungiert er auch als Gegengewicht zu Äußerungen von Advaita-Gläubigen oder sonstigen Vertrern des Nicht-Dualismus, denn dabei handelt es sich um die Verbreitung der Selbst-Negierung, was so ziemlich das dämlichste ist, was sich die Menschheit jemals ausgedacht hat – neben der Atombombe. Warum? Weil jemand, der sich selbst negiert, seine eigene Existenz für ungültig erklärt – und bereits diese Negierung zeigt eindeutig an, dass da etwas sein muss, was negiert. Was? Das Nichts? Hahaha! Wie wäre es mit DIR? Nein, nicht du (Ego), DU (Bewusstsein, Seele)!