Was ist die Seele?

Heute bekam ich eine Mail von einem Menschen, der sich schon lange mit Spiritualität beschäftigt. Er meinte, er könne nicht damit übereinstimmen, dass die meisten Menschen keine Seele haben. Anstatt ihm nur direkt zu antworten, will ich dazu einen Beitrag verfassen, denn ich denke, dass dies von allgemeinem Interesse ist.

Zuerst einmal muss klar werden, was eine Seele überhaupt ist. Ich habe habe schon mehrmals beschrieben, dass ich aus eigener Anschauung heraus weiß, dass es sich dabei um einen kugel- oder eiförmigen Kokon handelt, der aus der Substanz der Quelle „geschöpft“ wurde und in ihr „schwimmt„, wie in einem Ozean. Somit ist jede Seele ein individualisiertes Ebenbild der Quelle. Ohne sie kann es keine physische Existenz geben, denn sie bildet die Schnittstelle zwischen individueller Existenz und universellem Bewusstsein.

Im menschlichen Bewusstsein ist die Verbindung zur Quelle ebenfalls verfügbar, in Form des bewussten Ich, das hinter der Stirn residiert. Es trägt in sich einen direkten Zugang zum Ur-Ich-Bin, was es erst ermöglicht, dass ein Mensch das Gefühl „ICH EXISTIERE“ erleben kann. Dieser Punkt im menschlichen Bewusstsein ist identisch mit der (rudimentären) Seele. Allerdings ist dieses Gefühl bei den meisten Menschen nicht bewusst erlebbar. Das heißt, sie erleben sich nicht als bewusste Präsenz, sondern als psychosomatisches Lebewesen, das Vorstellungen, Vorlieben und Abneigungen besitzt und in der Welt aktiv handelt. Das real vorhandene Gefühl der eigenen Existenz, das dem bewussten (oder unbewussten) Ich entspringt, wird dabei auf den sichtbaren Menschen und seine Eigenschaften projiziert, so dass er sich fälschlicherweise als dieser erkennt.

Jeder Mensch ist (mindestens) eine rudimentäre Seele, die das Potential in sich trägt, eine voll bewusste Seele zu werden. Wenn aber das, was einer ist, nicht bewusst verfügbar ist, wenn er gar nicht weiß und es nicht einmal ahnt, dass er in Wirklichkeit eine Seele ist und der Mensch, für den er sich hält, nur ein Ausdruck derselben ist, kann man dann sagen, dass er eine Seele ist? Ich denke nicht! Ich sehe es so, dass jeder Mensch das Potential hat, eine bewusste Seele zu werden – aber solange er sich nicht voll bewusst als solche erlebt, ist er keine Seele. Somit kann man sagen, dass 99,99% aller Menschen tatsächlich keine Seele sind.

Niemand kann sagen, dass er eine Seele hat – jeder ist eine (rudimentäre oder entwickelte) Seele, die sich als Mensch in der Erscheinungs-Welt ausdrückt. Wenn ein Mensch eine Seele hätte, dann wäre die Materie der beherrschende Faktor und aus ihr würde Geist entstehen. Das ist natürlich völliger Unsinn – die „Materie“ (sichtbare und fühlbare Eindrücke im Bewusstsein) wird aus der geistigen Ebene heraus erzeugt, inklusive allem, was darin kreucht und fleucht. Also muss man sagen, dass jeder Mensch eine Seele ist, die sich in Form eines sichtbaren Menschen ausdrückt, der in einem sichtbaren Universum existiert.

Letzten Endes ist das alles Geist oder kreatives Bewusstsein, das in sich selbst alles erzeugt, was wir sichtbaren Wesen erleben. Wir existieren als Eindrücke im Bewusstsein, daher ist alles aus Bewusstseins-Energie gemacht und alles in ihm enthalten. Und die Seele ist ein individualisierter Tropfen dieses universellen Bewusstseins, auf dem alles basiert, aus dem alles hervor geht, das alles durchdringt und alles enthält.

Und um das ganz klar zu sagen: das ist keine Ideologie oder Idee – das ist meine eigene Erfahrung – ich erlebe mich so. Allerdings habe ich auch lernen müssen, dass es offenbar viele Arten gibt, sich zu erleben – zum Beispiel als Mensch, als Nichts, als alles gleichzeitig etc. Es gibt sicherlich noch mehr, als das man sich erleben kann, schließlich ist Bewusstsein energetisch und kann daher jede beliebige Form des Erlebens annehmen. Aber die einzig wirkliche und auch logische Form des Erlebens, besteht darin, dass man sich als genau das wahrnimmt und erlebt, was man tatsächlich ist: ein individualisiertes Bewusstseinsfeld, das im Bewusstseinsfeld des Ur-Ich-Bin existiert – als Seele.

Wenn man den Begriff „Seele“ sprachlich analysiert, dann erkennt man, dass es sich dabei um einen „kleinen See“ handelt. Dieser „kleine See“ ist mit einer energetischen Hülle umgeben und residiert, zusammen mit vielen anderen, im „großen See“ des Bewusstseins. Man könnte auch sagen, dass der „große See des Bewusstseins“ eine Art Kollektiv-Lebewesen ist, bestehend aus unzähligen „kleinen Seen“ oder Bewusstseins-Zellen.

Wenn man es so betrachtet, dann erkennt man relativ einfach die wahre Dimension dessen, was wir wirklich sind und vermeidet alle heilig verbrämten Vorstellungen von „Gott, Engeln, Teufel, Himmel und Hölle“ etc. Das sind alles nur Vorstellungen, die in der menschlichen Denk-Matrix vorhanden sind aber nichts mit den tatsächlichen Gegebenheiten zu tun haben.

Ich denke auch nicht mehr, dass sich der Kokon tatsächlich nach dem Tod des Körpers auflöst, wenn ein Mensch sich nicht als Seele erkannt hat. Der Kokon ist der eigentliche Körper der Seele und das menschliche Bewusstsein ist eine temporäre Erscheinung, das in diesem Kokon erzeugt wird und das Potential hat, zu einer eigenen, bewussten Existenz zu gelangen. Was sich demnach nach dem Tod auflöst, ist das menschliche Bewusstsein, wenn es sich nicht als geistiges Wesen erkannt und stabilisiert hat. Ob aus einem stabilisierten Bewusstsein nach dem Ende der menschlichen Existenz dann ein eigener Kokon im großen See wird oder ein Kokon im Kokon, das weiß ich (noch) nicht.