Es gibt keine Objektivität

Mir ist gerade klar geworden, dass es keine grundsätzliche, die Erscheinungs-Welt betreffende Objektivität geben kann. Warum? Weil jeder von uns ein subjektives Wesen ist, das jeweils seine eigene Ansicht der universellen Erscheinungs-Welt erlebt. Es gibt so etwas wie einen Master-Film der Erscheinungs-Welt, der für alle Wesen eines Universums gleich ist. Aber jedes Wesen  erlebt seine eigene individuelle Ansicht dieses Filmgeschehens. Wenn man sich zwei verschiedene Wesen vorstellt, die nebeneinander stehen aber in verschiedene Richtungen blicken, dann sieht jeder eindeutig die gleiche Welt – aber aus unterschiedlichen Blickrichtungen und jeder hat das Gefühl, dass seine Blickrichtung die objektiv richtige ist.

Das anzunehmen, ist aber ein fundamentaler Fehler, denn um eine objektiv richtige Sicht zu bestätigen, benötigt man einen eindeutigen Vergleichsmaßstab, einen Referenzpunkt, anhand dessen man den Grad seiner Objektivität messen kann. Wenn wir zum Beispiel das Urmeter hernehmen, dann könnte jeder einen Meterstab herstellen und ihn mit diesem Urmeter vergleichen. Dieser Vergleich ermöglicht dann die Einschätzung der (scheinbar) objektiven Richtigkeit dieser Meterstäbe.

Aber in allen anderen Bereichen, in denen es keine festen Bezugspunkte gibt, ist das nicht möglich. Zum Beispiel findet einer eine Tasse Tee zu heiß – sein Sitznachbar im Restaurant, den er darüber befragt, findet die Temperatur aber genau richtig. Oder jemand sagt, dass die Farbe eines Gegenstandes blau ist – der nächste erkennt eher einen Grünton.

Um das zu verstehen, muss man sich anschauen, was in einem Menschen geschieht, der die Welt wahrnimmt: Er erlebt Eindrücke in seinen Sinnen, die von seinem Gehirn anhand einer Datenbank (Gedächtnis) mit bereits bekannten Mustern verglichen werden. Das Gehirn ist so schnell in der Klassifizierung dieser Eindrücke, dass wir das nicht einmal bemerken.

Wir sehen zum Beispiel ein grau-braunes, rauhes Ding, das ziemlich groß und dick ist und eigenartige dicke Auswüchse nach allen Seiten hat. Daran befinden sich dünnere Auswüchse und daran grüne „Fetzen„, die alle ungefähr gleich geformt sind und sich im Wind bewegen. Nach ein paar Millisekunden wissen wir: „Baum“ und „Eiche“ oder ausgeschmückter: „Das ist eine Eiche, deren Blätter sich im Wind bewegen„.

Was wir aber tatsächlich wahrnehmen, das sind irgendwelche Daten, die in unsere Sinne projiziert und vom Hirn interpretiert werden, so dass im Verstand die Begriffe „Baum“ oder „Eiche“ entstehen. Wir wissen nicht einmal, was das für Daten sind und wie sie gestaltet sind, wir kennen nur das Ergebnis, das uns vom Hirn präsentiert wird. Da jedes subjektive Wesen individuell gestaltet und daher anders ist – wir sind ja keine seriengefertigten Roboter – und jeder seine eigenen Erfahrungen gemacht hat, die von allen anderen abweichen – muss jeder zwangsläufig eine subjektive Sicht auf die Erscheinungs-Welt haben.

Somit gibt es auf keinen Fall einen objektiven Eindruck dieser Welt – außer in bestimmten Spezialfällen, wie dem bereits erwähnten Urmeter oder anderen genormten Maßeinheiten. Aber auch diese sind nichts anderes, als sprachliche Informationen, die eine bestimmte Art von Sinnes-Eindruck möglichst präzise beschreiben, so dass möglichst keine subjektive Abweichung mehr möglich ist. Kurz: eine eindeutige Geschichte.

Das gilt auch in der Wissenschaft. Wissenschaftler, die angeblich so unglaublich objektiv sind, tun auch nichts anderes, als ihre individuelle Interpretation der Welt mittels wissenschaftlicher Fachbegriffe und der Beschreibung von Versuchen möglichst genau festzuhalten, so dass deren Ergebnisse von anderen Wissenschaftlern nachvollzogen werden können. Tatsächlich erfinden die Wissenschaftler Geschichten, zu ganz bestimmten Sinnes-Eindrücken und formulieren diese so, dass auch andere diese Sinnes-Eindrücke auf die gleiche Art und Weise interpretieren können – so dass sie die Interpretation als wahr erfahren. Kurz: die Geschichte wird von anderen bestätigt.

Die meisten Wissenschaftler wissen nichts über die tatsächliche Beschaffenheit der Welt. Keiner der Wissenschaftler bemerkt, dass sie lediglich projizierte Erscheinungs-Wesen sind, die Vorgänge in einer gleichfalls projizierten Erscheinungs-Welt untersuchen. Es gibt natürlich Ausnahmen – Einstein dürfte ziemlich sicher gewusst haben, dass die Welt nicht so ist, wie sie erscheint und auch die rationale Weltsicht Heisenbergs müsste bei der Formulierung der Unschärfererelation ins Wanken gekommen sein. Es ist schon ein erschütterndes Ereignis, wenn ein streng rationaler Mensch erlebt, dass angeblich unbelebte Partikel dem Experimentator, abhängig von dessen Annahmen, einmal als Welle und dann wieder als Teilchen erscheinen. Woher wissen die Partikel von den Annahmen des Experimentators?

Tatsächlich sind wir geistige Wesen, Seelen, die einen Datenstrom erhalten und berechnen, anhand dessen sie Erscheinungs-Körper und eine Erscheinungswelt im eigenen Bewusstsein erzeugen. Die Informationen über die erzeugten Filmszenen werden in die Körper-Sinne projiziert, die sie an das Gehirn weiterleiten, in dem sie dann anhand dessen vorheriger Erfahrungen interpretiert werden. Während der Film abläuft, vergisst die Seele, dass sie selbst diese Film-Szene in ihrem eigenen Bewusstsein erzeugt und identifiziert sich mit dem darin erscheinenden, scheinbar festen Körper, der in einer scheinbaren Welt der festen und dauerhaften Dinge lebt und agiert.

Diese Welt ist so etwas, wie eine ungeheuer große Sammlung von miteinander interagierenden und verwobenen Ideen im Schöpfer-Bewusstsein, die sich ständig weiter entwickeln. Und jeder einzelne von uns ist ein individuell gekapselter Teil dieses Schöpfer-Bewusstseins, in dem eine individuelle Variation dieses Animations-Filmes als „sein Leben in der Welt“ abläuft.

Aus der Sicht des Schöpfers gibt es keinen Unterschied zwischen ihm und dem Geschöpften – denn das Geschöpfte befindet sich im Bewusstsein des Schöpfers. Warum dann die Wendung nach innen? Weil wir mit dem Geschöpften identifiziert sind und uns mit dem individuellen Schöpfer in uns identifizieren müssen – mit dem, was wir sind.

Das können wir aber nicht, solange wir wie hypnotisiert auf die Schöpfung starren und uns zwanghaft mit ihr beschäftigen – viel mehr als zum Überleben notwendig ist. Wir müssen uns über lange Zeit trainieren, das innere Wesen zu sein und das geht nur, indem wir es in uns dauerhaft bewusst wahrnehmen und entwickeln. Sobald das geschafft ist und wir im Schöpfer verankert sind, können wir sagen: es gibt keinen Unterschied zwischen Schöpfer und Schöpfung und daher ist nichts zu tun. Vorher ist das nur Selbstverarschung.

Es gibt keine Objekte, sondern nur Subjekte und deren zugehörige Zustands-Daten, die „Objekt“ im Bewusstsein eines anderen, betrachtenden Subjektes sein können. Somit ist die „Subjekt-Objekt-Relation“ nichts anderes als eine nach außen projizierte Subjekt-Subjekt-Relation. Einfacher ausgedrückt: es gibt nur die Quelle, die mit sich selbst spielt, wie ein Kind, das in jeder Hand eine Puppe hält und diese miteinander „sprechen und interagieren“ lässt.

Hinweis: das Schöpfungsmodell habe ich in diesen Folge-Beitrag ausgelagert.