Wer meint, dass da ein Zeuge ist, spricht von sich selbst als „etwas„, das bezeugt wird. Das erlebt man genau dann, wenn man das Bewusstsein, das man ist, nicht bewusst verkörpert hat. Verkörpern bedeutet, dass man alle funktionalen Zentren mit der inneren, reinen Aufmerksamkeit aufsucht und dann als diese Aufmerksamkeit damit verschmilzt.
Da die innere, reine Aufmerksamkeit ebenfalls eine Funktion des Bewusstseins ist, das seine eigene Subjektivität besitzt, erzeugt dieses Verschmelzen ein neues Subjekt des Bewusstseins an dieser Stelle. Nehmen wir zum Beispiel den mentalen Beobachter, welcher das funktionale Zentrum des Denkens ist – „der Denker„. Dieser Beobachter/Denker besitzt eine eigene Subjektivität und wenn diese unbewusst ist, wenn das Bewusstsein diese Subjektivität also nicht fühlen kann, dann arbeitet der Denker unbewusst. Solange das der Fall ist, kann das Denken nicht beherrscht werden.
Wie kann man dieses Subjekt des Denkens bewusst machen? Zum Beispiel, indem man bewusst und langsam denkt und versucht, sich selbst, seine eigene Präsenz, hinter den Gedanken zu fühlen. In dem Moment fühlt man die Präsenz der eigenen Aufmerksamkeit, die nichts anderes ist, als die zentrale Funktion des Bewusstseins, etwas in sich selbst bewusst wahrzunehmen. Sobald diese Aufmerksamkeit auf die Funktion des Denkens gerichtet wird und der Hintergrund als Präsenz aufleuchtet, hat man das Subjekt des Denkens gefunden. Dann muss man mit der Aufmerksamkeit in diese Präsenz eintauchen und damit so weit wie möglich verschmelzen.
Wenn man das immer wieder macht, bis der Denker als fester Bezugspunkt wahrgenommen wird, dann hat man ein dauerhaftes, festes, sich-selbst-wahrnehmendes Zentrum des Bewusstseins etabliert. Ab dem Moment kann dieses Zentrum nicht mehr unbewusst agieren, ohne dass man es sofort bemerkt. Wenn man im zugehörigen Hauptzentrum ruht, dem bewussten Ich hinter der Stirn, auf dessen Oberseite der Denker angeordnet ist, dann kann man diesen immer im Auge behalten. Und in dem Moment, in dem man dann einen Gedanken aufsteigen fühlt, lässt man diesen einfach bewusst fallen, geht mit der Aufmerksamkeit nach unten und ruht wieder im bewussten Ich.
Am Anfang war es so, dass ich Gedanken erst dann bemerkte, wenn sie bereits im Verstand sichtbar waren. Mittlerweile kann ich aber jeden Gedanken bereits im Entstehen als eine „Bewegung“ fühlen und auch den „Geschmack“ des entstehenden Gedankens, der anzeigt, ob es ein konstruktiver ist oder ein negativer. Das alles kann man ganz klar verifizieren aber natürlich nur dann, wenn man in der Lage ist, solche subtilen, energetischen Zustände und Bewegungen zu fühlen.
Selbstverständlich ist das nicht von Anfang an der Fall – aber wenn man damit anfängt, erst einmal ein Zentrum zu fühlen, dann wächst man da hinein. Das innere Fühlen ist wie ein Muskel, den man trainieren kann und die Fühlfähigkeit wächst mit jedem Akt des bewussten Fühlens. Es ist, als gebiert man sich selbst, indem man nach und nach jedes Zentrum aufsucht und verkörpert. Wo vorher nichts war, ist plötzlich etwas zu fühlen und man beginnt, die Funktion dieses Zentrums bewusst wahrzunehmen, bewusst die Verantwortung dafür zu übernehmen und diese Funktion, als bewusstes Subjekt dieser Funktion, auszuüben.
Es ist einfach falsch, zu behaupten, dass man nicht beliebig lange das Denken beherrschen kann! Das ist natürlich solange der Fall, wie man das zugehörige Zentrum nicht verkörpert – ändert sich aber radikal, sobald man den Denker entdeckt und bewusst gemacht hat. Ab diesem Moment ist die Beherrscheung des Denkens nicht mehr der Rede wert – es ist buchstäblich ein Kinderspiel!
Ich habe das bereits einmal mit dem Schließmuskel verglichen. Wird dieser nicht bewusst wahrgenommen, kann er auch nicht beherrscht werden, mit dem Effekt, dass „es ungesteuert und impulsiv scheißt„. Kein Erwachsener würde das akzeptieren, sondern umgehend etwas dagegen tun – und es würde auch niemandem einfallen, zu behaupten, dass es unmöglich wäre, den Schließmuskel 24 Stunden am Tag zu beherrschen. Wäre das so, würde jeder in der Nacht ins Bett machen, sollte der Druck im Darm steigen. Ist das der Fall? Nein? Na also!
Was da passiert, ist, dass die Beherrschung des Schließmuskels automatisiert wird, so dass man es nicht mehr bewusst tun muss. Aber dazu muss man ihn erst einmal beherrschen – dann wird der Vorgang automatisiert. Ganz genauso ist es mit dem Denken – ich muss mich nicht mehr bewusst darauf konzentrieren und „etwas tun“ – ICH BIN bewusst DA und weiß es daher, wenn ein Gedanke aufsteigt. Und ICH BIN es, der ihn entweder aufsteigen oder fallen lässt.
Man kann das auch damit vergleichen, wenn eine Frau die Antibaby-Pille genommen hat. Ab dem Moment kann sich kein Ei mehr in der Gebärmutter einnisten. Nimmt sie die Pille nicht, besteht die Gefahr, dass sie bei jedem Geschlechts-Verkehr schwanger wird. Das ändert sich, wenn sie erkennt, was sie da tut und die bewusste Entscheidung trifft, die Pille zu nehmen – was bedeutet, dass sie die Verantwortung für diese Funktion übernimmt.
ICH BIN das Bewusstsein – und keine ferngesteuerte Maschine – sondern ein selbst-bewusstes, selbst-existentes, geitig-energetisches Wesen und ich beherrsche meine Funktionen bereits zum Teil. Das Denken gehört dazu.
Wie ist es zu verstehen, dass ICH eine Mikro-Kopie der Quelle bin? Die Quelle ist ein Ozean an selbst-existentem, selbst-bewusstem, geistig-energetischem Sein. Sie ist ein selbst-bewusstes Wesen, das die ungeheure Kapazität hat, alle möglichen und unmöglichen Informationen unendlich lange in seinem Bewusstsein zu erzeugen, zu halten und beliebig zu ändern.
Ich weiß, dass mein Bewusstsein eine kugelförmige Blase ist und ich weiß, dass es unendlich viele dieser Blasen in der Quelle gibt – weil ich sie gesehen habe. Da ich eine Kopie des Quell-Wesens bin, muss also auch die Quelle ein kugelförmiges Bewusstseinsfeld sein. Dieses universelle Feld enthält alle anderen, von ihr erzeugten, individualisierten Bewusstseinsfelder in sich.
Mir fällt gerade ein, dass auch bei Castaneda davon gesprochen wird, dass ein Mensch kein physischer Körper ist, sondern eine energetische Blase – und er könne seine Wahrnehmung beliebig ändern, indem er den Montagepunkt (Fokus der Aufmerksamkeit) verschiebt. Noch bis vor etwa einem Jahr habe ich das für eine Allegorie gehalten. Mittlerweile weiß ich, dass ich mich hier getäuscht habe – ICH BIN eine individualisierte, kugelförmige Bewusstseinsblase, eine Mikrokopie der Quelle. Und ich habe eine einzige Aufgabe: dieses Sein als mich selbst zu entdecken und immer weiter zu entwickeln – was zwangsläufig dazu führt, dass der strukturierungsgrad und die Gesamtintelligenz der Quelle ansteigt. Jede dieser Sphären hat diese Aufgabe.
DU bist ebenfalls eine solche Sphäre!