Halo – die Sonne hinter mir

Heute Nacht wachte ich um etwa ein Uhr auf und spürte, wie etwas warmes hinter mir den Hinterkopf berührte. Ich fasste sofort den Hinterkopf an – aber der war kühl. Als ich dann genauer hinfühlte, merkte ich, dass dieses Warme nach oben über den Kopf hinaus und nach unten bis etwas unterhalb der Schultern reichte. Ich wusste zwar nicht, warum das plötzlich da war – ging aber instinktiv sofort dazu über, mich horizontal an dieses „Etwas“ hinzugeben, so, wie ich es tagsüber immer mache, Richtung universelles Bewusstsein. Wobei mir zu dem Zeitpunkt noch nicht bewusst klar war, dass es sich tatsächlich darum handelt.

Nach einer Weile fühlte ich dann, dass am Hinterkopf so etwas wie ein kegelförmiger Lichtstrahl anlag, der den Hinterkopf mit seinem goldenen Licht einhüllte. Es handelt sich hier natürlich nicht um ein visuelles Bild, sondern um ein innerlich gefühltes. Der kleine Durchmesser des Kegels war am Hinterkopf, der große lag an dem Warmen Etwas an, das mich von hinten berührte. Das Warme war hell, wie ein Feuer und es berührte mich und als ich mich dem hingab, wurde es warm in mir und es traten sehr liebevolle Gefühle auf, die an Ekstase grenzten.

Erst in diesem Moment realisierte ich, was das tatsächlich war: das universelle Bewusstsein, das auf alten Bildern von „hochgestellten Personen“ oft als Halo (Nimbus) dargestellt wird. Solche Darstellungen gibt es auch in der indischen Mythologie, zum Beispiel auf Bildern von Shiva.

Nachdem klar war, worum es sich handelt, schien sich die innere Wahrnehmung zu drehen. Ich hatte plötzlich das Gefühl, nicht mehr nach vorne zu schauen – wo ohnehin nichts zu sehen war, weil es ja dunkel war – sondern ich „blickte“ direkt mit dem hinteren Zentrum auf das universelle Bewusstsein. Nach einer Weile balancierte sich das dann aus und ich „blickte“ in beide Richtungen gleichzeitig.

Normalerweise habe ich das Gefühl, am Hinterkopf zu ruhen und mit der inneren Aufmerksamkeit nach hinten zu fühlen. Das fühlt sich so an, als ob das universale Bewusstsein hinter mir ist. In dem Moment, als sich das drehte, war es aber direkt vor mir – ich „schaute“ also vom Hinterkopf aus nach hinten hinaus. Tatsächlich ist es kein „Schauen„, sondern ein Fühlen.

Die Ursache für diese Erfahrung dürfte darin liegen, dass ich mich gestern Abend mit Übersetzungen des Emerald Tablet von Hermes Trismegistos beschäftigte. Eine Übersetzung aus dem Arabischen siehe unten. Der Text handelt vom Absoluten und wie es die Welt erzeugt. Dort kommt dieser Satz vor (Nr. 4): „Its father is the sun and its mother is the moon„, bei dem ich mich fragte, wie das gemeint ist.

Mir war schon klar, dass unser Zentralgestirn, die Sonne, niemals „der Vater“ sein kann, denn sie ist ja ebenfalls nur ein virtuelles Erzeugnis und Bestandteil der Erscheinungs-Welt, genauso wie der Mond. Trotzdem kam ich nicht darauf. Ich sann eine Weile darüber nach und legte den Text dann zur Seite, weil ich mir nichts darunter vorstellen konnte und auch keine Intuition hoch kam.

Bei dem Erlebnis heute Nacht, das einige Stunden andauerte, weil ich mich weigerte wieder einzuschlafen und stundenlang die Augen offen hielt, um es solange wie möglich auszudehnen, wurde mir dann klar, dass mit der „Sonne„, von der in diesem Text die Rede ist, nur das universelle Bewusstsein gemeint sein kann. Denn, wenn man voll damit in Kontakt ist, wirkt es genau so, wie eine Sonne oder eine Feuerwand, direkt hinter dem Körper, die den Hinterkopf in warmes, goldenes Licht einhüllt.

Hermes hat in seinem Text beschrieben, wie die Welt der Manifestation entsteht und wie man mit dem Ursprung in Kontakt kommt. Dazu hat er allegorische Begriffe verwendet, die nur jemand versteht, der die darin angesprochenen Erfahrung(en) selbst gemacht hat. Ich hatte mich vorher noch nie mit solchen Texten beschäftigt, sondern sie immer als Märchen abgetan. Das liegt unter anderem daran, dass solche Texte oft zu irgendwelchen obskuren Entwicklungen führen, wie zum Beispiel der mittelalterlichen „Alchemie“ – die man als aufgeklärter Mensch natürlich sofort als dummen Aberglauben einschätzt.

Wenn man allerdings das Hauptthema dieser „Alchemie“ betrachtet, bei dem es (scheinbar) darum geht, „Materie in Gold zu verwandeln„, dann ändert sich das schlagartig, nachdem man die zugehörige Erfahrung gemacht hat. Denn damit ist etwas völlig anderes gemeint, als man im ersten Moment denkt:

Materie/Erde entspricht dem Körper – und Gold entspricht dem Licht des universellen Bewusstseins. Somit geht es darum, den Körper in Bewusstsein zu verwandeln – was bedeutet, sich nicht mehr mit dem Körper zu identifizieren, sondern mit Bewusstsein und sich dann mit dem universellen Bewusstsein zu verbinden. Das wird völlig klar in dem Satz Nr. 7 ausgedrückt: „Es ist ein Feuer, das zu unserer Erde wurde. Trenne die Erde vom Feuer, und du sollst mehr an dem haften, das subtil ist als an dem, was grob ist, durch Sorgfalt und Weisheit.

Somit ist der Text des Hermes Trismegistos eine uralte, kodierte Anleitung zur Selbsterkenntnis.

Logischerweise sind 99,99% aller Menschen viel mehr daran interessiert, das, worum es scheinbar geht, zu realisieren, nämlich tatsächlich Materie/Erde in Gold zu verwandeln. An dem, worum es tatsächlich geht, nämlich sich mit seinem eigenen Bewusstsein zu identifizieren – ist praktisch niemand interessiert. Das war schon vor Jahrtausenden so und ist seitdem eher noch schlimmer geworden. Die meisten Menschen sehen eben nur, was sie sehen wollen und das ist meist das, was ihnen direkt vor die Nase gehalten wird. Dahinter zu sehen, tiefer zu graben, sich selbst anzuschauen – wer will das schon?

Nachtrag 1: Ich hatte diesen Text zuerst als privaten Beitrag ablegen wollen, der nicht öffentlich zugänglich ist, weil sich das, selbst für an Selbsterkenntnis interessierte, doch sehr unglaubwürdig anhört. Eigentlich kann das nur einer verstehen, der die Erfahrung schon gemacht hat. Später habe ich mich dann aber doch anders entschieden, denn dieser Beitrag zeigt deutlich auf, dass das, was man im ersten Moment ablehnt, weil man es nicht kennt, oft eine hintergründige Wahrheit enthält, die man aber erst dann erkennt, wenn man reif dazu ist.

Bei einer Google-Suche fand ich noch einen Beitrag von Anadi, den ich vor einigen Monaten schon einmal gelesen hatte, mich aber nicht mehr daran erinnerte. Aus dem Beitrag stammt auch das Bild von Shiva.

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Emerald Tablet von Hermes Trismegistos, Übersetzung aus dem Arabischen:

  1. It contains an accurate commentary that can’t be doubted.
  2. It states: What is the above is from the below and the below is from the above. The work of wonders is from one.
  3. And all things sprang from this essence through a single projection. How marvelous is its work! It is the principle part of the world and its custodian.
  4. Its father is the sun and its mother is the moon. Thus the wind bore it within it and the earth nourished it.
    Besser: Its father is as the sun and its mother is as the moon. The wind blows within it and the earth is nourished by it
  5. Father of talismans and keeper of wonders.
  6. Perfect in power that reveals the lights.
  7. It is a fire that became our earth. Separate the earth from the fire and you shall adhere more to that which is subtle than that which is coarse, through care and wisdom.
  8. It ascends from the earth to the heaven. It extracts the lights from the heights and descends to the earth containing the power of the above and the below for it is with the light of the lights. Therefore the darkness flees from it.
  9. The greatest power overcomes everything that is subtle and it penetrates all that is coarse.
  10. The formation of the microcosm is in accordance with the formation of the macrocosm.
  11. The scholars made this their path.
  12. This is why Thrice Hermes was exalted with wisdom.
  13. This is his last book that he hid in the catacomb.

Quellen:
Anadi: Seeing from the fifth eye of Shiva
Das Geheimnis des Hermes Trismegistos
Tabula Smaragdina
Emerald Tablet
Liber de Causis