Die innere Aufmerksamkeit vom Sehsinn entkoppeln

Es scheint so zu sein, dass die innere Aufmerksamkeit mehr oder weniger fest mit dem Sehsinn verknüpft ist. Ich spüre immer noch, wenn der Fokus der Aufmerksamkeit auf ein anderes Zentrum gelegt wird, dass die Augen das Bestreben haben, diese „Bewegung“ mitzumachen. Daher habe ich gestern Abend und heute Morgen versucht, die Augen auf ein äußeres Objekt zu fokussieren und gleichzeitig mit wachsender Geschwindigkeit mit der inneren Aufmerksamkeit hin und her zu springen.

Dabei spürte ich dann, dass diese Verknüpfung deshalb da ist, weil sowohl der Sehsinn, als auch die innere Aufmerksamkeit, im bewussten Ich auf der Vorderseite des Kopfes angesiedelt sind. Wenn man aber die Augen fokussiert auf einem Objekt ruhen lässt und gleichzeitig die innere Aufmerksamkeit bewegt, erkennt man nach einer Weile, dass sich das Sehfeld nicht mehr ändert. Mit dieser Übung kann man beide Bewegungen voneinander entkoppeln.

Das ist deshalb wichtig, weil die Betonung des Sehsinnes so stark ist, dass bei der Fokussierung auf äußere Objekte die Tendenz entsteht, die innere Aufmerksamkeit ebenfalls auf dieses Objekt fokussieren. Das ist wohl auch eine Ursache dafür, dass sich die Menschen mit den Außen-Objekten, wie zum Beispiel dem Körper oder Innen-Objekten, wie z.B. dem Inhalt des Denkens identifizieren.

Das wiederum dürfte ein Hauptgrund dafür sein, dass der Außen-Beobachter, der oben auf dem bewussten Ich an der an der Voderseite des Kopfes sitzt, so überaus dominant ist. Das ist schlicht und einfach das einzige Zentrum, dessen sich die meisten Menschen bewusst sind – weil dort normalerweise sowohl der Sehsinn, als auch die innere Aufmerksamkeit fokussieren.

Wenn aber beide entkoppelt sind, gelingt es, den Außen-Beobachter komplett zu entspannen und gleichzeitig innen herumzuspringen, ohne die Tendenz zu spüren, die Augen zu bewegen. Somit kann der Außen-Beobachter auch nicht mehr die innere Aufmerksamkeit auf sich ziehen, wenn er nach vorne fokussiert und die innere Aufmerksamkeit nach hinten. Das Bewusstsein streckt sich dabei und behält gleichzeitig beide Zentren im Fokus.

Das Interessante bei den Bewegungen der inneren Aufmerksamkeit ist, dass es sich dabei nicht um eine Bewegung im herkömmlichen Sinn handelt, wie bei der Augenbewegung. Es ist ein „Springen“ von einem Punkt zum anderen. Dabei wird keine Distanz zurückgelegt, weil es sich hier um eine Verschiebung des Bewusstseins-Fokusses an einen anderen „Ort“ im Bewusstseins-Feld handelt. Man kann auf diese Weise zum Beispiel auch zwei oder mehr Zentren gleichzeitig fokussieren.

Die innere Aufmerksamkeit ist ein dynamischer Anteil des Bewusstseins, der gerichtete Fokussierung ermöglicht. Sie ist es, die die gesamte innere Arbeit erledigt – nicht das Ego oder der Außen-Beobachter. Die innere Aufmerksamkeit hat auch eine Identität, die man erkennt, wenn man die Aufmerksamkeit z.B. auf das pure bewusste Ich ausrichtet, das unterhalb des bewussten Ich liegt. Das hängt damit zusammen, dass das pure Ich kein festes Zentrum hat, es ist ein Raum, kein Punkt im Raum.