Subjektivität ist das Gefühl, zu existieren – als Subjekt zu existieren. Damit ist aber nicht das Gefühl gemeint, dieser Körper zu sein, der in einer (scheinbaren) Außenwelt herumgeistert. Das Subjekt ist dasjenige, das hinter der Erscheinungswelt steht, sie erzeugt und wahrnimmt. Manch sagen „Zeuge“ dazu – das ist richtig – aber unvollständig.
Der „Zeuge“ ist ein oberflächlicher Zustand, der darauf basiert, dass die eigene, reale Subjektivität nicht auf mehreren Ebenen gleichzeitig wahrgenommen werden kann. Daraus resultiert ein Gefühl, „irgendwie“ da zu sein und zu beobachten – aber nicht zu fühlen und damit auch nicht zu wissen, was da ist und wie es strukturiert ist.
Darüber habe ich schon häufiger geschrieben, denn dieses Gefühl kenne ich nur zu gut. Die Subjektivität ist nicht identisch mit Nichtdualität! Wenn etwas wahrgenommen wird, muss es immer eine Dualität geben, denn ohne diese kann niemals eine Subjekt/Objektbeziehung vorhanden sein und damit auch keine Wahrnehmung von irgend etwas – also auch keine Selbst-Wahrnehmung.
Die Nichtdualität kann sich ausschließlich auf die reine Substanz der Quelle beziehen, die im jungfräulichen Zustand noch nicht strukturiert ist. Was bedeutet das? Die Quelle ist eine Art „Geistenergie“ und im Urzustand ist diese leer und unstrukturiert – leerer, reiner Geist, der sich nicht kennt. Warum kennt er sich nicht? Weil nichts da ist, das erkannt werden kann. Nochmal: um etwas zu erkennen, müssen zwei da sein (Dualität): ein Subjekt, das erkennt und etwas anderes, das erkannt wird. Wenn da nur ein Subjekt ist und nichts anderes, dann kann sich das Subjekt nicht selbst erkennen und damit ist defakto auch kein Subjekt vorhanden. Warum? Weil ein Subjekt, das sich nicht selbst als Subjekt erkennt, identisch ist mit „Nichts“ – also mit „Nicht-Vorhandensein„.
Wie schafft es dann dieses Geistwesen, dass ganze Universen (in ihm) entstehen? Es muss sich virtuell „teilen„. Es erschafft eine erste Trennung in sich selbst – eine „Idee von mehr als eins“ – also etwas vom Urzustand abweichendes. Dazu muss es diese Idee so isolieren, dass auf der einen Seite ein Subjekt entsteht – die Quelle im Urzustand – und auf der anderen Seite eine Idee, die innerhalb der Quelle als abgegrenzter Bereich entsteht. Die Quelle erschafft sich mit dieser ersten Idee selbst als sich selbst erkennendes Individuum, denn vorher konnte sie sich selbst nicht erkennen – da nichtdual.
Was der ursprüngliche Antrieb dazu ist, das kann nicht gesagt werden – wahrscheinlich ist es einfach die Natur der Quelle, in sich selbst abgegrenzte Bereiche zu erschaffen, um Erkenntnis zu ermöglichen. So wie es die Natur des Computers ist, Informationen zu erzeugen und darzustellen, indem unstrukturierter Strom mittels technischer Einrichtungen Nullen und Einsen erzeugt.
Das gleiche Prinzip ist in der Selbsterkennung der Subjektivität des reinen Ich (me) vorhanden. Das ursprüngliche, reine Ich, kann sich nur dadurch selbst erkennen, dass es eine Strahlung emaniert (ein Zweites) – die reine Aufmerksamkeit – die sich auf ihren Ursprung richtet, also auf das Subjektivitätsgefühl des reinen Ich, das nicht identisch ist mit dem Körpergefühl. Nochmal zum besseren Verständnis, denn genau hier ist die Dualität: das reine Ich kann sich nur deswegen erkennen, weil da ein Zweites ist, nämlich die aus ihm selbst austretende und sich auf ihren Ursprung (me) richtende Aufmerksamkeit.
Dieses reine Ich ist nicht außerhalb der Quelle, sondern es ist ein innerhalb der Quellsubstanz befindlicher und aus Quellsubstanz bestehender, abgegrenzter Bereich – wie eine energetische Blase oder Sphäre. Innerhalb dieses abgegrenzten Bereiches ist das komplette, persönliche Universum des Individuums angesiedelt. Das ist keine aus den Fingern gesogene Philosophie – ich habe das in einer Art Vision selbst so erlebt.
Dieses reine Ich, ist sich seiner eigenen Individualität und Subjektivität bewusst – kann diese aber oft nur als verschwommene „Wolke“ von Präsenz wahrnehmen. Die Arbeit, von der hier gesprochen wird und welche die eigentliche Aufgabe jedes intelligenten Lebewesens ist, besteht darin, innerhalb dieser Wolke Fixpunkte zu isolieren und zu erkennen und diese durch andauernde Selbsterkennung zu stabilisieren. Dadurch klären sich die Energien der „Präsenzwolke“ und aus dem Nebel schält sich dann nach und nach die tatsächliche Struktur des eigentlichen Individuums (me) heraus: eine auf der Spitze stehend Pyramide – ähnlich einem Diamanten. Ich habe hier schon beschrieben, dass die innere Gestalt wirkt, wie ein auf dem Kopf stehendes Dreieck.
Das hört sich alles reichlich mysteriös und „esoterisch“ an – kann aber von jedem, der das wirklich will und dazu in der Lage ist, verifiziert werden. Es ist schlicht und einfach eine Tatsache, dass das innere, geistenergetische Wesen, das reale Lebewesen ist – und die angebliche Existenz als Mensch in einer angeblichen Außenwelt nur eine Projektion dieses eigentlichen Lebewesens in sich selbst darstellt – mit der es sich (absichtlich oder erzwungen?) selbst verwechselt.
Dieses reale Lebewesen (Ich, me) besteht aus der ursprünglichen Quellsubstanz, die von einer „Membran“ umgeben ist – und es existiert auch nur innerhalb dieser Quellsubstanz. Da es sich bei der Quellsubstanz um eine Art Geistenergie handelt, besteht die „Membran“ und ihr „Inhalt“ natürlich nur in virtueller Form, als eine art „Idee“ – datentechnisch könnte man es als „Objekt“ bezeichnen.
Man kann sich das Ganze vorstellen, wie eine Art Computerspiel oder Computersimulation, mit der ganze Welten simuliert werden können. Schaltet man den Strom ab, hören diese Welten auf zu existieren – dann ist die Quelle (hier der elektrische Strom) wieder in ihrem Urzustand, der aus reiner, unstrukturierter Energie besteht.
Schaltet man den Strom wieder ein, dann bootet der Computer neu, lädt das Betriebssystem und die Simulation – und die Welten sind wieder da. Wo waren sie? Auf der Festplatte als Information gespeichert. Wie wurden sie neu erzeugt? Indem elektrischer Strom durch technische Maßnahmen so strukturiert wird, dass er Informationen abbilden kann, durch die virtuelle Erzeugung von Nullen und Einsen (=Dualität).
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass „Subjektivität“ das vom Subjekt empfundene Gefühl ist, zu existieren und dass dieses Gefühl darauf basiert, dass es eine Aufmerksamkeits-Energie aussendet, die sich auf ihren Ursprung richtet und wieder damit verschmilzt. Somit ist das Gefühl der Selbstexistenz (Subjektivität) das Ergebnis eines andauernd stattfindenden mikrodualen Prozesses. Ohne diesen mikrodualen Prozess gibt es keine Subjektivität – und ein Subjekt ohne Subjektivität ist kein Subjekt – ist also nicht existent.
Ohne Dualität gibt es keine Erkenntnis – auch keine Erkenntnis von sich selbst (Gefühl der Subjektivität). Nichtdualität ist der Zustand der vollkommen Unstrukturiertheit (Nullpunkt) – was gleichbedeutend ist mit Selbstauflösung oder Tod. Somit ist die Quelle der Existenz in ihrem Urzustand faktisch tot – und nur durch (automatisch einsetzende) Selbststrukturierung erwacht sie zum Leben und wird zur Selbsterkenntnis fähig.
Wie unten, so oben.